SBO-Chef: Vorkrisenniveau noch nicht erreicht, aber Richtung stimmt
"2021 ist ein Brückenjahr, 2022 bringt Normalität" - Umsatz
noch unter Vorjahr, Ergebnis drehte ins Plus - Auftragsstand
per Ende Juni auf 68,4 Mio. Euro gestiegen
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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Ausführlicher Bericht nach Gespräch mit CEO Gerald Grohmann.
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Der österreichische Ölfeldausrüster
Schoeller-Bleckmann Oilfield (SBO) hat sich im ersten Halbjahr 2021
weiter vom coronabedingten Auftragseinbruch erholt. Der Umsatz
steigt zwar seit mehreren Quartalen kontinuierlich, liegt aber noch
deutlich unter dem Vorkrisenniveau - dennoch macht SBO jetzt wieder
Gewinn. CEO Gerald Grohmann erwartet, dass die Öl- und Gasförderer
ihre Investitionen im kommenden Jahr wieder kräftig hochfahren
werden.
"Das Halbjahresergebnis hat zwar noch einen etwas geringeren
Umsatz als das vorjährige Halbjahr, aber doch schon deutlich in die
Gewinnzone gedreht", sagte Grohmann am Donnerstag zur APA. "Und das
ist insofern erfreulich, als ja das erste Quartal 2020 noch ein ganz
normales, sehr starkes Quartal war und die Covid-Welle uns und die
ganze Industrie erst im zweiten Quartal voll getroffen hat."
SBO hat in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 137,2 Mio. Euro
an Auftragseingängen verbucht und damit fast das Niveau des ersten
Halbjahres 2020 (144,5 Mio. Euro) erreicht. Der Umsatz steigt seit
dem Tiefpunkt im dritten Quartal 2020 (51,9 Mio. Euro) - über 54,7
Mio. Euro im vierten Quartal 2020 auf 59,3 Mio. Euro im ersten
Quartal 2021 und 70,2 Mio. Euro im zweiten Quartal 2021. Somit kam
der Umsatz im ersten Halbjahr 2021 auf 129,5 Mio. Euro (1-6/2020:
184,5 Mio. Euro). Der Auftragsstand betrug Ende Juni 2021 68,4 Mio.
Euro (31. Dezember 2020: 65,2 Mio. Euro).
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag
im ersten Halbjahr 2021 bei 25,0 Mio. Euro (nach 28,5 Mio. Euro),
die EBITDA-Marge erhöhte sich auf 19,3 Prozent (von 15,4 Prozent).
Das Betriebsergebnis (EBIT) verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr
deutlich auf 8,9 Mio. Euro (nach minus 8,9 Mio. Euro). Das Ergebnis
vor Steuern stieg auf 6,6 Mio. Euro (nach minus 10,0 Mio. Euro).
Unterm Strich wurde ein Nettogewinn von 4,2 Mio. Euro verbucht (nach
12 Mio. Euro Verlust in der ersten Jahreshälfte 2020). Das
Nettoergebnis pro Aktie lag im ersten Halbjahr 2021 bei 0,27 Euro
(1-6/2020: minus 0,76 Euro).
Dass heuer im ersten Halbjahr mit weniger Umsatz ein besseres
Ergebnis erzielt wurde als im gleichen Vorjahreszeitraum, begründet
der SBO-Chef damit, dass man rasch auf die Krise reagiert, Personal
abgebaut und die Kosten gesenkt habe. "Wenn es dann wieder hoch
geht, versucht man den Umsatz mit der bestehenden Mannschaft zu
machen." Außerdem habe man im vergangenen Jahr Wertberichtigungen
vorgenommen, die das Ergebnis gedrückt hätten.
Im vierten Quartal 2020 habe man mit rund 1.130 Mitarbeitern 55
Mio. Euro Umsatz gemacht, im zweiten Quartal 2021 mit nur 40 Leuten
mehr einen Umsatz von 70 Mio. Euro erzielt. "Wir haben vieles auch
mit Überstunden abgedeckt, aber das geht nicht auf Dauer."
Für die weitere Entwicklung zeigte sich Grohmann zuversichtlich.
"Die Fundamentaldaten zeigen in eine positive Richtung." Dabei gehe
man davon aus, "dass es nicht zu neuen Pandemiebedrohungen oder
geopolitischen Entgleisungen kommt". Mit einem weiteren
Corona-Lockdown rechnet der Chef des im Leitindex ATX der Wiener
Börse notierten Unternehmens nicht. "Auch wenn der Impferfolg jetzt
vielleicht ein bisschen stagniert, sind doch im Vergleich zum ersten
Lockdown, als noch niemand geimpft war, viele geimpft und viele
hatten die Infektion schon und sind damit auch immunisiert."
Die Nachfrage nach Öl und Gas sei bereits stark ansteigend, sagte
Grohmann. Andererseits sei in den letzten Jahr sehr wenig in die Öl-
und Gasexploration investiert worden. "Da sehen wir einen ganz
wichtigen Nachholeffekt, wir sehen das auch schon an den
Bestellungen unserer Kunden für das nächste Jahr." 2021 sei ein
"Brückenjahr zwischen einem sehr schlechten Corona-Krisenjahr 2020
und einem Jahr 2022, in dem wieder Normalität einkehrt".
Langfristig macht sich Grohmann keine großen Sorgen um die Öl-
und Gasnachfrage, auch wenn etwa die OMV einen Strategiewechsel
vorgenommen hat und ihre Produktion nicht weiter steigern will. "Die
OMV ist für uns zu klein als Indikator, aber wir schauen, was zum
Beispiel BP und Shell tun und was unsere Kunden Schlumberger und
Halliburton machen. Und wir lesen natürlich die gesellschaftlichen
Strömungen zum Klimawandel, man kann sich dem nicht verschließen.
Wir haben einen sehr offenen, pragmatischen Zugang dazu: Öl und Gas
wird noch für viele Jahre und Jahrzehnte benötigt, um die
Weltwirtschaft am Laufen zu halten, das wissen auch die großen
Ölkonzerne."
Dennoch sehe man sich auch nach Geschäftsfeldern außerhalb von Öl
und Gas um. So sei man in Houston bereits ein anerkannter Lieferant
für die Weltraum-Industrie und habe vor kurzem gemeinsam mit Shell
Geothermie-Bohrungen gemacht. "Wir verschlafen den langfristigen
Trendwechsel nicht, sind aber noch nicht am Ende der Fahnenstange
angelangt und brauchen keine unbedachten Entscheidungen zu machen."
ivn/sp
ISIN AT0000946652
WEB http://www.sbo.co.at
ISIN AT00BUWOG001 AT0000809058
WEB http://www.buwog.at
http://www.immofinanz.com
http://www.rlbooe.at