 Konjunktur
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Datum/Zeit: 05.04.2025 19:03 Quelle: Konjunktur - Presseaussendung |
Leichtes Wachstum der Eurozone-Wirtschaft im März
Ergebnisse auf einen Blick:
HCOB Composite PMI® Eurozone bei 50,9 (Finalwert Februar: 50,2), 7-Monatshoch
HCOB Dienstleistungsindex Eurozone bei 51,0 (Finalwert Februar: 50,6), 2-Monatshoch
Industrie und Servicesektor tragen gleichermaßen zum leicht beschleunigten Wachstum im März bei
Die Eurozone-Wirtschaft verzeichnete im März zum dritten Mal hintereinander Wachstum. Trotz ihres höchsten Werts seit
August 2024 fiel die Rate jedoch erneut nur moderat aus und lag auch unter ihrem Langzeit-Durchschnittswert. Der
Auftragseingang wies hingegen weiterhin ein Minus aus, während die Beschäftigung erstmals seit Juli 2024 wieder stieg.
Dass die Einkaufs- und Verkaufspreise jeweils mit der niedrigsten Rate seit Jahresbeginn zulegten deutet auf einen leicht
nachlassenden Preisdruck hin.
Der finale saisonbereinigte HCOB Composite PMI für die Eurozone - ein gewichteter Mittelwert aus dem HCOB Eurozone
Index Industrieproduktion und dem HCOB Eurozone Service-Index Geschäftstätigkeit – kletterte im März auf 50,9 Punkte von
50,2 im Februar und signalisierte damit zum dritten Mal hintereinander Wachstum.
Trotz des höchsten Werts seit August 2024
war die Steigerungsrate jedoch nur moderat und lag auch unter ihrem Langzeit-Durchschnittswert (52,4).
Sowohl die Industrie als auch der Servicesektor trugen zum Aufschwung im März bei. So wurde die Industrieproduktion
erstmals seit zwei Jahren wieder gesteigert, während die Geschäfte der Dienstleister noch etwas besser liefen als im Februar.
Beide Zuwachsraten waren jedoch nur relativ niedrig.
In den meisten der von der Umfrage erfassten Ländern legte die Wirtschaftsleistung im März zu. Frankreich war die einzige
Ausnahme, hier schrumpfte die Wirtschaft den siebten Monat in Folge (wenngleich mit abgeschwächter Rate). Spitzenreiter
Irland lag mit einem Vier-Monatshoch bei der Wachstumsrate nur knapp vor Spanien.
Moderater fiel der Aufschwung in
Deutschland und Italien aus, wenngleich Deutschlands Wachstumsrate ein 10-Monatshoch erreichte.
Aufgrund des erneuten Nachfragerückgangs lieferte der Auftragseingang auch diesmal keinen Rückenwind für die Wirtschaft.
Immerhin stabilisierte sich die Auftragslage im verarbeitenden Gewerbe und bei den Serviceanbietern nahezu, was sich im
geringfügigsten Minus seit Juni 2024 niederschlug. Das Exportneugeschäft erwies sich jedoch erneut als Bremsfaktor, hier
beschleunigte sich der Rückgang gegenüber Februar leicht.
Wachstumstreiber war im März die Beschäftigung, die erstmals seit Juli 2024 und mit der höchsten Rate seit neun Monaten
zulegte. Bei den Serviceanbietern beschleunigte sich der Stellenaufbau, in der Industrie verlangsamte sich der Jobabbau, so
dass die Beschäftigtenzahlen unterm Strich nur minimal stiegen. Bei gleichzeitig rückläufigen Neuaufträgen hatte dies jedoch
zur Folge, dass die Auftragsbestände stärker abgebaut wurden als in den beiden Vormonaten.
Der Inflationsdruck ließ im März leicht nach. Zwar setzte sich der Preisauftrieb – hauptsächlich wegen der gestiegenen Kosten
im Servicesektor – fort, er schwächte sich gegenüber den beiden Vormonaten jedoch insgesamt ab. Auch die Verkaufspreise
wurden insgesamt weniger stark angehoben als im Januar und Februar. Im verarbeitenden Gewerbe wurden sie erstmals seit
sieben Monaten wieder erhöht, bei den Serviceanbietern schwächte sich der Anstieg der Angebotspreise hingegen ab.
Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist blieben zwar positiv, der Grad an Optimismus ließ gegenüber Januar und Februar
jedoch leicht nach und fiel auch schwächer aus als im langjährigen Mittel.
Rangliste der Composite PMIs im März 2025
Irland 54,6 4-Monatshoch
Spanien 54,0 2-Monatstief
Deutschland 51,3 (Flash: 50,9) 10-Monatshoch
Italien 50,5 2-Monatstief
Frankreich 48,0 (Flash: 47,0) 5-Monatshoch
HCOB Dienstleistungsindex Eurozone
Mit 51,0 Punkten nach 50,6 im Vormonat signalisierte der finale HCOB Dienstleistungsindex Eurozone, dass die Geschäfte
der Serviceanbieter im März noch etwas besser gelaufen sind als im Februar.
Wie im Februar schlug beim Auftragseingang erneut ein geringfügiges Minus zu Buche. Bremsfaktor war erneut das
Exportneugeschäft, hier verstärkte sich der Rückgang leicht. Beschleunigtes Geschäftswachstum bei rückläufigem Neugeschäft
zog den stärksten Abbau der Auftragsbestände seit über vier Jahren nach sich.
Der 50. Stellenaufbau in Folge beschleunigte sich im März und fiel so stark aus wie seit Juni 2024 nicht mehr. Die
Geschäftsaussichten sanken hingegen auf den tiefsten Wert seit November 2024 und blieben damit unterdurchschnittlich
schwach.
Der Preisauftrieb ließ im März nach. So stiegen die Einkaufs- und Angebotspreise jeweils mit der niedrigsten Rate seit vier
Monaten.
Dr. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, kommentiert:
„Von Wachstum kann man im Dienstleistungssektor der Eurozone nicht mehr wirklich sprechen. Den zweiten Monaten in Folge
hält sich der Index nur knapp über der 50er Expansionsschwelle. Beim Neugeschäft wurde sogar erneut eine kleiner Rückgang
verzeichnet und der Auftragsbestand setzt seinen Sinkflug fort. In Deutschland sind allerdings schon bald vor allem indirekte
Impulse als Folge von Mehrausgaben für die Infrastruktur und die Verteidigung zu erwarten. Der Eurozone insgesamt könnten
im Dienstleistungssektor jedoch härtere Zeiten bevorstehen. Steigende Reallöhne könnten aber helfen, den privaten Konsum
zu beleben, wovon die Dienstleister besonders profitieren sollten.
Der Inflationsdruck im Servicesektor hat nach der Aufwärtstendenz der letzten Monate im März nachgelassen. Die Kosten
steigen immer noch recht rapide, aber nicht mehr so schnell wie in den Monaten zuvor. Und bei den Verkaufspreisen sind die
Dienstleister in Bezug auf die Preiserhöhungen zurückhaltender als in den vergangenen Monaten. Bei der Europäischen
Zentralbank kann man aber noch keine Entwarnung geben, denn die Inflation bleibt im historischen Vergleich
überdurchschnittlich hoch. Darüber hinaus verweist die EZB auch auf die erhöhte Unsicherheit. Insofern ist die anhaltende
Debatte innerhalb der Zentralbank darüber, ob und in welchem Tempo die Zinsen weiter gesenkt werden sollen, gut
nachvollziehbar.
Sah es Ende letzten Jahres noch danach aus, dass die Eurozone in die Rezession rutscht, stabilisiert sich die Lage zu Beginn
des Jahres etwas. So ist der Composite PMI den dritten Monat in Folge – wenn auch nur marginal – im Wachstumsbereich. Mit
den US-Zöllen könnte die Wirtschaft der Eurozone wieder rasch aus dem Tritt gebracht werden. Das von der größten
Volkswirtschaft der Währungsunion geplante Fiskalpaket, das vor allem der Rüstungsindustrie und dem Bausektor helfen soll -
indirekt aber auch auf den Dienstleistungssektor ausstrahlen dürfte - ist da ein willkommenes Gegengewicht und reduziert das
Risiko eines Abschwungs in der gesamten Eurozone erheblich.“
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