Halte den Flughafen Wien (VIE) für ein äußerst solides Investment. Und freue mich auf Eure Meinung.

The Big Picture

Wien hat 1,5 Mio Einwohner und auch in Zukunft nur einen einzigen Flughafen. Die O&D Passagiere aus dem Einzugsgebiet werden VIE also wohl oder übel benutzen - der Umweg über Bratislava lohnt nicht wirklich. Beispiel easyjet, die in Bratislava gestartet sind und nun von Wien fliegen. Und - auch wenn sich die Airlines gegenseitig die Preise kaputtmachen, der Flughafen wird seine 25 EUR Gebühren pro Passagier bekommen. Das sind in Verbindung mit einem steigenden Wohlstand und mehr Fluggästen aus Tschechien, der Slowakei und Ungarn ideale Voraussetzungen für eine stabile Geschäfts- und Gewinnentwicklung in der Zukunft.
Die Vergangenheit hat das bereits eindrucksvoll gezeigt. Während die Airlines in den letzten 9 Jahren drei Krisen mit Milliardenverlusten durchgemacht haben (9/11, Irakkrieg+SARS sowie Ölpreiskrise), hat der Flughafen immer gut verdient, die EPS lagen von 2000 bis 2008 stets über 3 EUR, dieses Jahr sollten wir die 4,8 EUR erreichen. Das schöne ist: Kommen mehr Passagiere steigen quasi automatisch die Gewinne.
Ein kleines Fragezeichen ergibt sich allein aus der Entwicklung der AUA. Sollte die AUA bzw. deren Käufer die Umsteigeverbindungen über Wien abschmelzen, werden die Transferpax zurückgehen. Die Transferpax machen aber nur knapp 1/3 der aktuell am Flughafen abgefertigten Pax aus. In Anbetracht der gut etablierten Verbindungen in die CEE-Staaten halte ich das Rücklagpotenzial jedoch für begrenzt. Im Gegenteil, wahrscheinlich wird der AUA-Käufer sogar zusätzliche Passagiere aus seinem eigenen Netz zum AUA-Hub Wien schicken, die dann mit der AUA gen Osten fliegen.
Das Kerngeschäft des Flughafens ist also alles in allem kaum angreifbar – es ist ein lukratives Monopol.

Überschaubare Experimente mit Flughafenbeteiligungen

In den letzten Jahren ist VIE bei drei kleineren Airports (Malta, Kosice, Friedrichshafen) mit Minderheitsbeteiligungen eingestiegen. Insgesamt wurden dafür fast 100 Mio EUR bezahlt. Mit sehr mäßigem Erfolg. In 2008 haben diese Beteiligungen gerade mal 4 Mio EUR Ergebnisbeitrag geliefert. Malta läuft einigermaßen. Aber insbesondere für 33% des defizitären Mini-Provinzairport Kosice mit 443.000 Pax wurde die unglaubliche Summe von 37 Mio EUR ausgeben. Das Geld kommt wahrscheinlich in 50 Jahren nicht wieder rein. Auch Friedrichshafen mit nur 655.000 Pax ist defizitär. Aus meiner Sicht machen diese Invests alle keinen Sinn, sie bringen keine Überrendite und auch keine Diversifizierung, da die Airports viel zu klein sind, um im Vergleich zum Betrieb des Wiener Flughafen mit seinen knapp 20 Mio Pax ins Gewicht zu fallen. Ich hoffe, dass es bei diesen drei Experimenten bleibt. Allein der Kauf des Flughafen Bratislava macht vielleicht aufgrund der Überlappungen im Einzugsgebiet Sinn.

Immobilienentwicklung am Standort Wien

In den letzten Jahren hat der Flughafen kräftig in Non-Aviation-Immobilien investiert. Zum einen wurde in einem ÖBB-Jointventure der City-Airport-Train (CAT) ins Leben gerufen. Bis heute ist dieses Engagement defizitär. Die Investitionssumme hält sich mit 5 Mio € aber in Grenzen. Weiterhin wurde ein Bürokomplex am Flughafen (Office Park 1-3) aufgebaut. Insgesamt beläuft sich das Invest auf 100 Mio €. Als Aktionäre können wir nur hoffen, dass diese branchenfremden Investitionen zumindest die Kapitalkosten herein verdienen.

Fazit

Das Flughafengeschäft ist eine sichere Bank – deshalb sollte das Management sich in Zukunft nicht weiter in flughafenfernen Experimenten verstricken. Ich hoffe hier auf den politischen Einfluss. Der Gewinn je Aktie liegt momentan bei ca. 4,50 €. Ich rechne aufgrund des Ausbaus mit steigenden Passagierzahlen und mit einem moderaten aber kontinuierlichen Anstieg des Gewinns in den nächsten Jahren. Bei einem Kurs von zur Zeit 43 EUR ergibt sich ein günstiges KGV von 9,5 (Zum Vergleich: Fraport hat ein KGV von 20).

Also jetzt Einstiegschance nutzen!

  

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Antworten zu diesem Thema
Flughafen Wien: Fundamentalanalyse, LaoLao(4), 01.10.08 16:29
Subject Auszeichnungen Author Message Date ID
5% Minus, das sieht nicht gut aus
26.9.08 14:43
1
RE: 5% Minus, das sieht nicht gut aus
26.9.08 14:49
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      RE: 5% Minus, das sieht nicht gut aus
26.9.08 14:55
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      RE: 5% Minus, das sieht nicht gut aus
26.9.08 16:14
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      RE: 5% Minus, das sieht nicht gut aus
26.9.08 16:20
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RE: Flughafen Wien: Fundamentalanalysegut analysiert
01.10.08 09:28
6
RE: Flughafen Wien: Fundamentalanalysegut analysiert
01.10.08 16:23
7
      RE: Flughafen Wien: Fundamentalanalyse
01.10.08 16:29
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Die obige Analyse zeigt die verheerenden Aussichten von einer meiner Lieblingsaktien! Danke fürs Posten, sonst hätte ich heute wohl zu bald gekauft.

  

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>Die obige Analyse zeigt die verheerenden Aussichten von einer
>meiner Lieblingsaktien! Danke fürs Posten, sonst hätte ich
>heute wohl zu bald gekauft.

??
das sagt sie ja gerade nicht!?

  

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>Wieso, da stehen reihenweise Fehlinvestments aufgelistet!

Fazit: Einstiegsgelegen nutzen am Ende

aber was die mini-flughäfen betrifft stimmt wahrscheinlich jeder zu daß das verzetteln ist.

  

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Man sollte die flughafenfernen Experimente (Flughafenbeteiligungen und Office Park) nicht überbewerten. Mit 200 Mio sind sie im Vergleich mit den 1,2 Mrd € Sachanlagen für den Flughafen Wien selbst doch eher von untergeordneter Bedeutung.
Der Office Park wird sich durch die Mieten schon irgendwie tragen, aber die aus dem Flughafengeschäft bekannten Spitzenrenditen werden sicher nicht erreicht. Insofern also nur eine kleine Gewinnverwässerung.

Bei den Flughafenbeteiligungen wird es vielleicht zu einer Abschreibung von bis zu 50 Mio EUR kommen. Hoffentlich kommt es dann zu einer öffentliche Debatte, die dazu führt, dass solche Experimente in Zukunft nicht wiederholt werden. Das hätte dann eine heilende Wirkung (vgl. Manila-Debakel von Fraport)

Das alles sind aber langfristig Nebenkriegsschauplätze, denn dass eigentliche Flughafengeschäft wird aufgrund seiner Monopolstellung über Jahrzente einen soliden Gewinn liefern.
Und zu den momentanen Kursen kann man sich diesen Gewinnstrom besonders günstig sichern.

  

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Zum Vergleich:

Heute ist der Flughafen Chicago Midway für 2,52 Mrd USD privatisiert worden (99 Jahre Pacht). Das Passagieraufkommen liegt genau wie in Wien bei 19 Mio.

Der Wiener Flughafen ist an der Börse zur Zeit nur mit 903 Mio €, resp. 1,3 Mrd USD bewertet. Und das ist keine 99-Jahre-Pacht sondern Eigentum.

Und was noch wichtig ist: Chicago hat zwei Flughäfen, die gegenseitig in Konkurrenz stehen, O'Hare und Midway.

  

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>Chicago hat zwei Flughäfen, die gegenseitig in Konkurrenz stehen

Wien hat München, Warschau und andere Ostler als Konkurrenz

  

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Thema #55195

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