Das große Glück: Novomatic will an die Börse
* Das Bankenkonsortium steht
*
Börsengang seit letzten Herbst in Planung
Der Glücksspielriese Novomatic prüft die
Möglichkeit eines Börsengangs. Der Banken-Beauty-Contest ist abgeschlossen, und im Herbst soll schon der
Startschuss für das IPO erfolgen.
Es gibt Meldungen, die Novomatic-Chef Franz Wohlfahrt
zurzeit überhaupt nicht braucht. Meldungen wie jene von letzter Woche: „Schweizer Casino-Verband wirft
Novomatic vor, gegen Plünderungen von Spielautomaten nichts unternommen zu haben.“ Derlei schlechte
Presse ist für ein Unternehmen zwar nie sehr angenehm, für Österreichs ertragreichsten Glücksspielkonzern
Novomatic aber momentan noch ein bisschen unangenehmer als sonst. Denn das Unternehmen bastelt gemäß
FORMAT-Informationen aus Bankenkreisen an einem Börsengang.
Dieser Börsengang sei bereits seit
Herbst letzten Jahres in Planung, der Beauty-Contest unter den Banken ist bereits abgeschlossen,
berichten Banker hinter vorgehaltener Hand. Mit dabei dürften Morgan Stanley, die Deutsche Bank und in
Österreich die UniCredit Bank Austria sein. Ist das Marktumfeld gnädig und revidiert Hauptaktionär Johann
Graf nicht noch im letzten Augenblick seine Meinung, dann könnte der mit Sicherheit größte Börsengang des
Jahres in Wien noch im heurigen Herbst über die Bühne gehen. Von FORMAT auf etwaige Börsenpläne
angesprochen, gibt sich Wohlfahrt vorsichtig, dementiert aber nicht: „Wir prüfen permanent Varianten, wie
wir unser zukünftiges Wachstum finanzieren können.“ Konkrete Beschlüsse gebe es aber nicht.
Gelungene Generalprobe
Erfahrungen am Kapitalmarkt konnte der Glücksspielriese mit Sitz im
niederösterreichischen Gumpoldskirchen wiederholt, zuletzt im vergangenen Jahr, sammeln. Damals versuchte
man sich an einer Unternehmensanleihe, die von den Investoren mit großem Interesse aufgenommen wurde.
Zweimal musste das ursprünglich intendierte Emissionsvolumen aufgrund der großen Nachfrage erhöht werden.
Insgesamt hat Novomatic letztes Jahr Anleihen im Ausmaß von 350 Millionen Euro begeben. Geld, das mit der
rasanten Expansion nach Italien schon weitgehend aufgebraucht zu sein scheint. Also dürfte das Volumen
beim Börsengang deutlich höher ausfallen, schätzen Banker. Der Unternehmenswert von Novomatic wird
aktuell auf rund drei Milliarden Euro geschätzt. Wenn nur 25 Prozent an die Börse gebracht werden – mehr
wird Graf wohl nicht hergeben wollen –, könnten rund 750 Millionen Euro frisches Geld von der Börse ins
Unternehmen fließen.
In der Vergangenheit hat sich der Selfmade-Milliardär Graf, dessen
Vermögen von „Forbes“ zuletzt auf 3,3 Milliarden Dollar geschätzt wurde, von einer Öffnung seines
Konzerns für das Publikum nicht sehr begeistert gezeigt. Er war viel zu sehr darauf bedacht, sich und
seine Familie von neugierigen Blicken der Öffentlichkeit abzuschirmen. Auch das Börsenkapitel der
Novomatic-Tochter Admiral währte nur einige wenige Jahre.
Den Gesinnungswandel führen
Branchenexperten darauf zurück, dass sich in den nächsten Jahren einige wichtige Chancen im Glücksspiel
auftun werden. Will Novomatic weiter um die Weltspitze mitspielen, wird der Konzern wohl viel Geld in die
Hand nehmen müssen. Vor allem die geplante Expansion in Lateinamerika und neue Märkte in Asien könnten
teuer werden. In diesen beiden Regionen verzeichnet die Glücksspielindustrie zurzeit die höchsten
Wachstumsraten. Knapp 50 Prozent Wachstum wurden letztes Jahr in Asien erzielt, wo Novomatic erst
kürzlich eine Vertriebskooperation eingegangen ist.
Wer an der Spitze bleiben will, muss in
diesen Regionen am Ball bleiben. Zusätzliche Expansionsmöglichkeiten könnten sich durch weitere
Liberalisierungsschritte in Spanien, Italien, Argentinien, Mexiko und Brasilien ergeben.
Aber
auch das Internet-Glücksspiel, in das die Novomatic mit dem Kauf von Greentube Ende 2009 eingestiegen
ist, könnte einige Mittel binden. Online-Spiele werden vom Unternehmen jedenfalls klar als
Wachstumsbereich definiert. „Im Online-Bereich wird mit steigenden Umsätzen gerechnet“, heißt es im
jüngsten Geschäftsbericht dazu. Die Wichtigkeit der Internetaktivitäten wird auch dadurch unterstrichen,
dass Johann Grafs Sohn Thomas seit Ende letzten Jahres im Novomatic-Vorstand dafür verantwortlich
zeichnet.
Keine Ausschreibung ohne Novomatic
Außerdem hat Novomatic-Chef Franz
Wohlfahrt nie ein Hehl daraus gemacht, am Heimmarkt Österreich stärker vertreten sein zu wollen. Dafür
bekommt er nun bald die Gelegenheit, denn heuer sollen jedenfalls 15 Spielbankkonzessionen, eine
Lotterien- und eine Pokerlizenz ausgeschrieben werden. Was in Österreich noch bevorsteht, ist in der
Schweiz und Liechtenstein schon am Laufen: Gleich mit drei Konsortien sind die Österreicher als Bewerber
beim Casino Zürich mit dabei, in Liechtenstein liefern sich Novomatic und die Casinos Austria ein Duell
um die einzige ausgeschriebene Konzession.
Angesichts dieser Fülle an Plänen nimmt sich auch
die an sich gut gefüllte Kasse der Novomatic nicht mehr so voll aus. Wie aus dem Geschäftsbericht des
Unternehmens herauszulesen ist, ist der Cashflow im letzten Jahr von 380,9 auf 286,9 Millionen Euro sogar
zurückgegangen.
Dennoch: Mit den Zahlen des Glücksspielkonzerns können interessierte
Investoren durchaus zufrieden sein. Auch wenn der Gewinn der Gruppe erst in wenigen Tagen offiziell
präsentiert wird, ist schon jetzt klar: Novomatic hat ein äußerst profitables Jahr hinter sich. Der
Konzernjahresüberschuss der AG konnte jedenfalls auf 131,5 Millionen Euro nahezu verdoppelt werden.
Was Eigentümer Johann Graf auch sehr freuen dürfte, denn er konnte sich im vergangenen Jahr eine
Dividende in Höhe von 30 Millionen Euro sichern. Mit diesen Zahlen heben sich die Niederösterreicher auch
von der heimischen Konkurrenz ab. Die Casinos/Lotterien-Gruppe, nach Umsatz mit 3,7 Milliarden Euro immer
noch der größte Glücksspielkonzern des Landes, schaffte es gemeinsam auf gerade einmal 39 Millionen Euro
Gewinn – etwas mehr als das, was Graf sich als Dividende aus der Novomatic holte.
Endlich
Nachschub
An der Börse Wien dürfte die Freude über den Neuankömmling aus mehreren Gründen wohl
besonders euphorisch ausfallen. Denn letzten Monat ist mit dem Photovoltaik-Unternehmen isovoltaic eine
Börsenhoffnung im letzten Augenblick abhandengekommen. Außerdem musste die Börse kürzlich einen weiteren
schweren Verlust hinnehmen: Die Aktie der Online-Sportwettenfirma bwin wechselte nach der Fusion mit der
britischen PartyGaming praktisch zur Gänze an die Londoner Börse. Und bwin rockte über Jahre hindurch die
Börse und generierte schöne Handelsumsätze. Der Abgang von bwin bedeutet aber gleichzeitig: Der
Finanzplatz Wien hat wieder genügend Platz für eine neue „Zocker“-Aktie.
– Angelika Kramer