Aufregung um WKÖ-Gehaltserhöhung um 4,2 Prozent
Kritik von IV-Wien, FPÖ, Grüne und Neos, Lob von Gewerkschaft
- AK-Mitarbeiter bekommen zwischen 2,7 und 2,9 Prozent mehr -
Landwirtschaftskammer übernimmt Abschluss im öffentlichen
Dienst
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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Stellungnahme der Grünen im 3. Absatz
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Dass die Mitarbeiter der Wirtschaftskammer eine
Gehaltserhöhung von 4,2 Prozent bekommen, hat der WKÖ viel Kritik,
aber auch Lob eingetragen. Während etwa die Industriellenvereinigung
Wien von einem "unsensiblen und fatalen Signal" spricht, sieht die
Gewerkschaft vida darin ein wichtiges Zeichen gegen den
Kaufkraftverlust. Die WKÖ selbst hält die Aufregung für
unangebracht, weil sich die Erhöhung an den KV-Abschlüssen des
vergangenen Jahres orientiere.
Die "Presse" hatte am Montag berichtet, dass die Gehälter der
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wirtschaftskammer um 4,2
Prozent erhöht werden - also deutlich über der Inflationsrate von
3,5 Prozent, während in vielen Branchen die Lohnerhöhungen heuer
aufgrund der schwächelnden Konjunktur deutlich unter der Inflation
ausfallen würden.
Kritik von FPÖ, Neos, FPÖ und Industriellenvereinigung
Scharfe Kritik an der WKÖ-Gehaltserhöhung kommt nicht nur von der
FPÖ und den NEOS, sondern auch von den Grünen und der
Industriellenvereinigung (IV) Wien. FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar
Belakowitsch sprach in einer Aussendung von einem "Schlag ins
Gesicht für jeden heimischen Unternehmer und Arbeitnehmer". Für
NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos hat die Wirtschaftskammer
"jegliches Maß und jede Bodenhaftung verloren". Die Kammer wirke, so
Elisabeth Götze, Wirtschaftssprecherin der Grünen, eher wie ein
Selbstbedienungsladen als eine Vertretung und Serviceorganisation
der Unternehmen. Nach Ansicht von IV-Wien-Präsident Christian
Pochtler ist die Entscheidung "angesichts der herausfordernden
wirtschaftlichen Gesamtsituation, in der sich die heimischen
Unternehmen derzeit befinden ... unsensibel und auch ein fatales
Signal für alle folgenden Lohnverhandlungen und KV-Runden".
Lob von der Gewerkschaft
Ungewohntes Lob bekommt die Wirtschaftskammer hingegen von
vida-Chef Roman Hebenstreit: "Ich begrüße das Umdenken der
Wirtschaftskammer und ihres Präsidenten ausdrücklich", sagte
Hebenstreit in einer Aussendung. "Lohnzurückhaltung und
Kaufkraftverlust können keine Lösung sein - das haben wir als
Gewerkschaft immer gesagt. Wenn nun die Wirtschaftskammer für ihre
eigenen Beschäftigten ein Plus von 4,2 Prozent vereinbart, ist das
ein klares Bekenntnis, dass es ohne ordentliche Lohnsteigerungen
keine wirtschaftliche Erholung gibt", brachte er sich schon für die
KV-Verhandlungen im Handel in Stellung, die diese Woche beginnen.
WKÖ: Abschluss orientiert sich an letztjährigen KV-Abschlüssen
Die Wirtschaftskammer selbst hört dieses Lob gar nicht gern und
argumentiert, dass die diesjährige Gehaltserhöhung zeitverzögert
erfolge und sich stark an den KV-Abschlüssen der Unternehmen im
vergangenen Jahr orientiere, "um die Realitäten der
Mitgliedsunternehmen bestmöglich abzubilden". Im Vorjahr hätten sich
die KV-Abschlüsse im Bereich 5,4 Prozent bis 9,2 Prozent bewegt.
Die jährlichen Gehaltserhöhungen der WKÖ-Mitarbeiter würden im
langjährigen Vergleich deutlich niedriger ausfallen als in der
Privatwirtschaft oder im öffentlichen Dienst. So habe die
"Faktorerhöhung" in der Wirtschaftskammer seit 2015 im Mittel 2,6
Prozent betragen - und sei damit nicht nur deutlich unter den
KV-Erhöhungen etwa im Handel (3,1 Prozent) oder im öffentlichen
Dienst (3,2 Prozent) gelegen, sondern auch unter der Teuerung (VPI:
3,1 Prozent). Die "Faktorerhöhung" ist nicht Ergebnis von
Verhandlungen, sondern einer Formel, die Inflation sowie den
Tariflohnindex berücksichtigt. Diese Berechnungsformel sei 2024 von
allen Fraktionen im WKÖ-Präsidium einstimmig beschlossen worden,
heißt es aus der WKÖ.
AK-Mitarbeiter bekommen zwischen 2,7 und 2,9 Prozent mehr
Zum Vergleich: Die Mitarbeiter der Arbeiterkammern bekommen
zwischen 2,7 Prozent (alte Dienstverträge) und 2,9 Prozent (neue
Dienstverträge), wobei die meisten Beschäftigten schon neue
Dienstverträge haben. Als Basis für die Gehaltsverhandlungen
zwischen den Betriebsräten und den Präsidien der neun
Landesarbeitskammern dient die rollierende Inflation, heuer jene im
April. Überzahlungen gibt es in der AK nicht, es gelten einheitliche
"Schema-Bezüge".
Landwirtschaftskammern übernehmen Abschlüsse des öffentlichen
Dienstes
Wieder anders läuft es in der Landwirtschaftskammer, wie
LKÖ-Generalsekretär Ferdinand Lembacher der APA erklärte: Es würden
auf Bundesebene und auch in den meisten Bundesländern 1:1 die
Abschlüsse des öffentlichen Dienstes übernommen. In einzelnen
Länderkammern sei das in den letzten Jahren auch anders gewesen - in
diesen Fällen seien das aber stets Abweichungen nach unten gewesen.
ivn/tpo/fel
ISIN
WEB https://www.wko.at/oe/news/pressestelle-wkoe
http://www.arbeiterkammer.at
http://www.vida.at
ISIN EU0009658145