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Datum/Zeit: 10.06.2025 10:19
Quelle: ÖNB

Österreichische Banken gut aufgestellt in konjunkturell sehr herausfordernden Zeiten


Präsentation des 49. Financial Stability Report der Nationalbank

Der österreichische Bankensektor zeigte sich 2024 trotz konjunktureller Schwäche und geopolitischer Risiken stabil. Der zweithöchste Gewinn der Geschichte wurde erneut zur Stärkung der Kapitalausstattung verwendet. Sowohl Gewinn als auch Kapital befinden sich nahe historischer Höchststände und sind wichtige Risikopuffer gerade im aktuellen wirtschaftlich herausfordernden Umfeld.

Die jüngste Prognose der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zeigt zwar, dass Österreich 2025 aus der Rezession kommen wird, das Wachstum bleibt aber schwach. Dies spiegelte sich zuletzt schon in einer sinkenden Kreditqualität wider – speziell im Bereich der Unternehmensfinanzierung, die stark von der angespannten Konjunktur aber auch von den Unsicherheiten durch die US-Handelspolitik beeinflusst ist. Besondere aufsichtliche Aufmerksamkeit hat nach wie vor die gewerbliche Immobilienfinanzierung (Commercial Real Estate, CRE), wo sich die Risiken weiter verschärft haben.

Zyklische Konjunkturerholung in Österreich, aber mittelfristig verhaltene Wachstumsaussichten

Die OeNB erwartet in ihrer vor kurzem veröffentlichten Prognose eine verhaltene wirtschaftliche Erholung in Österreich. Für 2025 rechnet die Notenbank mit einem leichten Anstieg des BIP um 0,2 %. Weiterhin belastend wirken aber unter anderem neue US-Zölle sowie die anhaltende Unsicherheit im internationalen Handel. Auch für die folgenden Jahre ist nur von moderatem Wachstum auszugehen. Gründe dafür sind weiterhin negative Effekte durch höhere Zölle sowie dämpfende Auswirkungen durch die Budgetkonsolidierung. Die österreichische Wirtschaft wird daher das Vorkrisenniveau von Mitte 2022 bis zum Ende des Prognosezeitraums 2027 nicht wieder erreichen, was die Gewinnsituation der Unternehmen weiter belasten wird. Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt dürften aber begrenzt bleiben, was sich weiterhin positiv auf die Rückzahlungsfähigkeit der Haushalte auswirken wird.

Die Profitabilität des Bankensektors ist ein wichtiger Risikopuffer in unsicheren Zeiten

Die österreichischen Banken erzielten 2024 mit EUR 11,5 Mrd. den zweithöchsten Jahresgewinn ihrer Geschichte. Die Banken nutzten diese Gewinne zum überwiegenden Teil zur Stärkung des Eigenkapitals. Die harte Kernkapitalquote (CET1-Quote) lag Ende 2024 bei 17,5 % und damit weiterhin leicht über dem EU-Durchschnitt. Das Eigenkapital ist nach dem Gewinn der zweite wesentliche Risikopuffer, da es zur Abdeckung künftiger Verluste zur Verfügung steht. Für 2025 gehen die Banken zwar von einem Rückgang der Profitabilität aus, bleiben aber vorsichtig optimistisch.

Im Jahr 2024 ist der österreichische Bankensektor weitergewachsen. Das war unter anderem auf eine Ausweitung des Geschäfts in Zentral-, Ost- und Südosteuropa (CESEE) zurückzuführen. Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten im Inland blieb demgegenüber angesichts der anhaltenden makroökonomischen Unsicherheiten und schwacher Investitionsbereitschaft verhalten. Gleichzeitig verschärften Banken ihre Risikobewertungen. Im Gegensatz dazu zog die Nachfrage nach privaten Wohnbaukrediten – begünstigt durch sinkende Zinsen und steigende Haushaltseinkommen – wieder an.

Die angespannte Konjunktur wirkte sich 2024 spürbar auf die Kreditqualität der österreichischen Banken aus. Der Anteil notleidender Kredite (ausgedrückt mittels der Nonperforming-Loan (NPL)-Quote) stieg zum Jahresende auf 3,0 %, was vor allem auf Kreditausfälle in den Branchen Immobilien, Bau, Industrie und Handel zurückzuführen war. Dabei verzeichneten insbesondere kleinere Banken mit Österreich-Fokus einen deutlichen Anstieg.

Besonders in der gewerblichen Immobilienfinanzierung (Commercial Real Estate, CRE) haben sich die Risiken weiter verschärft. Österreich verzeichnete im Vergleich mit anderen europäischen Ländern einen der stärksten Anstiege der NPL-Quote in diesem Segment. Die hohe Exponierung und das Risikopotenzial machen die Überwachung der CRE-Risiken weiterhin zu einer aufsichtlichen Priorität. Angesichts der erhöhten systemischen Risiken im CRE-Sektor wird ab Juli 2025 ein sektoraler Systemrisikopuffer für Banken in Höhe von zunächst 1 % eingeführt.

Die Kreditvergabestandards in der privaten Wohnimmobilienfinanzierung haben sich 2024 nochmals stark verbessert. Der Anteil nachhaltiger Kredite gemäß Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIM-V) stieg 2024 nochmals weiter und lag Ende des Jahres bei knapp 90%. Die umsichtige Kreditvergabe der Banken, unterstützt durch die bindenden Kreditvergabestandards gemäß KIM-V, hat die systemischen Risiken im Bereich der Wohnbaufinanzierung wirksam reduziert. Für diesen Fall sieht der Gesetzgeber ein Auslaufen der Maßnahme, konkret mit Ende Juni 2025, vor. Das Neugeschäft zog bereits im zweiten Halbjahr 2024 spürbar an – begünstigt durch sinkende Zinsen und steigende Einkommen, trotz weiterhin geltender KIM-Verordnung und nur teilweise ausgeschöpfter großzügiger Ausnahmekontingente.

Das geopolitische Umfeld bleibt angespannt und wirkt sich auch auf den Bankensektor aus: Der Krieg in der Ukraine, Konflikte im Nahen Osten sowie zunehmende geoökonomische Fragmentierung durch Sanktionen und Handelsbarrieren verändern das Risikoumfeld für Banken spürbar. Auch hybride Bedrohungen wie Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen nehmen zu. Trotz dieser Herausforderungen zeigt sich der österreichische Bankensektor widerstandsfähig. Eine starke Ertragslage und solide Kapitalpuffer – gestützt durch Reformen nach der Finanzkrise – sichern die Stabilität des Finanzsektors.

Empfehlungen der OeNB zur Stärkung der österreichischen Finanzstabilität Um in diesen turbulenten Zeiten weiterhin resilient zu bleiben und die Finanzstabilität zu gewährleisten, empfiehlt die OeNB den Banken daher:

Vorbereitung auf strengere aufsichtliche Anforderungen für Gewerbeimmobilien­kredite, und weiterhin Sicherstellung nachhaltiger Vergabestandards bei Immobilien­krediten,
Adäquate Risikosteuerung im aktuell unsicheren Umfeld, einschließlich höherer Wertberichtigungen (insbesondere für den unbesicherten Teil der Kreditvergabe) und konservativer Sicherheitenbewertung,
Absicherung der Kapitalbasis, wenn nötig durch Zurückhaltung bei Gewinnausschüttungen, sowie
Sicherung einer nachhaltigen Profitabilität, insbesondere durch
Kostendisziplin und
Investitionen in Digitalisierung und Cybersicherheit.

Der halbjährlich in englischer Sprache erscheinende Financial Stability Report der OeNB analysiert finanzstabilitätsrelevante Entwicklungen in Österreich und im internationalen Umfeld sowie Spezialthemen im Zusammenhang mit der Finanzstabilität.

Der Bericht ist auf der Website der OeNB nachzulesen.

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