Budget: Defizit soll bis 2026 auf 4,2 Prozent sinken
2028 will Marterbauer raus aus dem Defizitverfahren - Schulden
steigen im kommenden Jahr auf über 86 Prozent - E-Card-Gebühr
wird erhöht - Klimaticket wird um 200 Euro teurer - GRAFIK
Das Budgetdefizit soll heuer von 4,7 auf 4,5 Prozent
des BIP sinken. Im nächsten Jahr soll es 4,2 Prozent betragen und
2028 will die Regierung wieder aus dem (sich anbahnenden)
EU-Defizitverfahren herauskommen. Das sind die wesentlichsten
Schlüsse aus dem Doppelbudget, das Finanzminister Markus Marterbauer
(SPÖ) am Dienstag vorgelegt hat. Bekannt wurden auch neue
Sparmaßnahmen wie eine Erhöhung der E-Card-Gebühr und ein
verteuertes Klimaticket.
Marterbauer nannte die Ausgangslage bei einem Hintergrundgespräch
"durchaus dramatisch". Das Budget werde nun nicht der Sanierung
willen saniert. Vielmehr gehe es darum, die Abhängigkeit von hohen
Zinszahlungen und Finanzmärkten hintan halten und Spielräume für die
eigentlichen Staatsausgaben zu schaffen.
Ohne Konsolidierung Schuldenexplosion
Was mit den Staatsfinanzen passieren würde, würde man nicht
sparen, rechnete Marterbauer bei seinem gemeinsamen Medientermin mit
Staatssekretärin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) vor. Dann würde das
Defizit nämlich nach Einschätzung seines Hauses heuer schon auf 5,8
Prozent und im kommenden Jahr auf 5,9 Prozent steigen. Die Schulden
würden bis 2026 auf 89,2 Prozent des BIP klettern und 2029 (dem
Endpunkt des aktuellen Finanzrahmens) 96,9 Prozent betragen. Auch so
wachsen sie: von 81,8 Prozent im Jahr 2024 auf 84,7 Prozent heuer
und 86,2 Prozent im kommenden Jahr.
Der Konsolidierungsbetrag soll heuer 6,4 Milliarden betragen, im
kommenden Jahr 8,7 Milliarden. Das macht sogar höhere Einsparungen
notwendig, da auch Offensivmaßnahmen etwa für ältere Arbeitslose
oder das zweite Kindergartenjahr gesetzt werden. Die Einsparungen
betragen somit heuer sieben Milliarden und 2026 sogar 10,3
Milliarden.
Ein Drittel der Einsparungen einnahmenseitig
Was die Art der Einsparungen angeht, ist laut Marterbauer rund
ein Drittel einnahmenseitig, der Rest ausgabenseitig: "Das
entspricht dem Muster vergangener Konsolidierungsepisoden." Bei den
steuerlichen Maßnahmen fällt ab kommendem Jahr das Einbehalten eines
Drittel der "kalten Progression" am stärksten ins Gewicht. Ebenfalls
viel Geld bringen die Bankenabgabe und der Beitrag der E-Wirtschaft.
Die größten Brocken bei der Konsolidierung waren schon im Vorfeld
bekannt, viele sind auch schon beschlossen. Am meisten - nämlich
zwei Milliarden - holt sich die Regierung über die Abschaffung des
Klimabonus. Dahinter folgen die Förderungen.
Klimaticket wird teurer
Am meisten wird hier im Umweltbereich weggestrichen, nicht
weniger als 557 Millionen heuer und knapp 820 Millionen im Jahr
2026. Dazu kommen auch noch schon heuer wirksame Einsparungen beim
Klimaticket von 120 Millionen, die kommendes Jahr weiter (auf 150
Millionen) steigen.
Dabei geht es nicht nur um die schon bekannte Abschaffung des
Gratistickets für 18-Jährige, sondern auch um eine preisliche
Anpassung über der Inflation. Gleich um rund 200 Euro und damit wohl
in Richtung 1.400 Euro soll der Preis ab kommendem Jahr steigen.
Schon dazwischen - im September - soll es laut Marterbauer eine
Erhöhung geben.
Dass in der Klimapolitik neue Wege beschritten werden, zeigt sich
schon daran, dass während beim Klimaticket gespart wird, der
Pendlereuro verdreifacht wird. Marterbauer betonte, dass ihm Klima-
und Naturschutz natürlich wichtig sei. Aber der zuständige
Ressortchef, also Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP),
habe bei den Förderungen vor allem in diesem Bereich angesetzt.
Bedauert wurden vom Finanzminister auch die empfindlichen
Einsparungen bei der Entwicklungszusammenarbeit und beim
Auslandskatastrophenfonds, die nach zehn Millionen heuer ab 2026 40
Millionen jährlich betragen sollen.
Einsparungen im Sozial- und Familienbereich
Eingespart wird auch im Sozial- und im Familienbereich. Bekannt
war ja schon, dass u.a. bei Familienbeihilfe und Kindergeld die
Valorisierung für zwei Jahre ausgesetzt wird. Nun ergänzte der
Finanzminister, dass all jene Leistungen, deren Indexierung vor drei
Jahren beschlossen wurde, von dieser Maßnahme betroffen sein werden.
Das waren etwa Reha-Geld, Studienbeihilfe, Schulstartgeld und
Familienzeitbonus.
Offenbar zumindest vorderhand nicht daran gedacht wird, den
großzügigen Beamten-Abschluss für 2026 aufzuschnüren. Der
Finanzminister nannte die Regelung, wonach das Plus 0,3 Prozent über
der Inflation sein wird, freilich "unglücklich", weil man letztlich
vergeblich auf den Konjunkturaufschwung gehofft habe. Erwartungen
hat er sichtlich, ab dem Abschluss 2027 bei den Lohnrunden für das
Budget günstigere Ergebnisse zu erzielen.
In Sachen Landesverteidigung erklärte der Finanzminister, dass
das Zwei-Prozent-Ziel bei den Verteidigungsabgaben für 2032 mit dem
beschlossenen Finanzrahmen noch nicht absehbar sei. Hier werde eine
Arbeitsgruppe der Bundesregierung, wie die weiteren geplanten
Beschaffungsmaßnahmen finanziert werde könnten. Was schon bestellt
sei, werde natürlich bezahlt.
Länder sollen Defizit senken
Was die Aufteilung des Defizits zwischen den Sektoren angeht,
soll der Bund heuer und kommendes Jahr ein Defizit von 3,5 Prozent
verbuchen, Länder und Gemeinden heuer von einem Prozent und 2026
dann 0,7 Prozent. Der Finanzminister verwies darauf, dass die
anderen Gebietskörperschaften ja von den steuerlichen Maßnahmen
profitieren würden, alleine im kommenden Jahr mit plus 350
Millionen. Die Sozialversicherung soll - auch dank Maßnahmen wie dem
steigenden Krankenversicherungsbeitrag für Pensionisten und der
erhöhten E-Card-Gebühr - in beiden Jahren ausgeglichen bilanzieren.
Die beiden Spitzen des Finanzministeriums zeigten sich angetIn
Sachen Landesverteidigung erklärte der Finanzminister, dass das
Zwei-Prozent-Ziel bei den Verteidigungsabgaben für 2032 mit dem
beschlossenen Finanzrahmen noch nicht absehbar sei. Hier werde eine
Arbeitsgruppe der Bundesregierung, wie die weiteren geplanten
Beschaffungsmaßnahmen finanziert werde könnten. Was schon bestellt
sei, werde natürlich bezahlt.an, dass das Paket letztlich geschnürt
worden sei: "Ich glaube schon, dass uns ein großer Wurf gelungen ist
und wir sind auch ein bissl stolz darauf", meinte Marterbauer.
Eibinger-Miedl betonte, dass man in extrem kurzer Zeit in sehr
konstruktiver Art und Weise das Budget erstellt habe: "Das ist ein
Signal, dass nicht nur gearbeitet, sondern auch gut
zusammengearbeitet wird."
Am Ende des Finanzrahmens 2029 soll das Defizit bei 2,8 Prozent
liegen, nachdem man schon 2028 (3,0) die EU-Fiskalregeln wieder
einhalten will. Mit dem Konsolidieren wird es dann aber noch nicht
zu Ende sein. Nachhaltig wäre er gerne bei 2,0 Prozent, erklärte
Marterbauer: "2031 wären wir wahrscheinlich dort."
(Redaktionelle Hinweise: Grafik 0691-25 Format 88x155 mm, 0692-25
Format 1080x1350 px (3 SLIDES), Daten zur Entwicklung von Defizit
und Staatsschulden sowie zur Aufgliederung des Sparpakets finden
Bezieher des "Datenpunkt Innenpolitik" im APA-Newsdesk unter
https://daten.newsdesk.apa.at/topics/64)
bei/jeg
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