Trockenheit sorgte heuer bisher für weniger Strom aus Wasserkraft
Verbund: Eines der fünf trockensten Frühjahre seit 100 Jahren
- Strombranche sieht keinen Grund zur Sorge - Unterschiedliche
Bedingungen in den Bundesländern - GRAFIK
Nach einem niederschlagsarmen Winter hat heuer auch
das Frühjahr bisher wenig Regen gebracht. Neben Auswirkungen auf die
Vegetation zeigt sich die Trockenheit auch in der Wasserkraft. Laut
dem landesweit tätigen Stromkonzern Verbund ist das aktuelle
Frühjahr eines der fünf trockensten seit 100 Jahren. Die
Strombranche beruhigt allerdings: "Grund zum Alarm sehen wir derzeit
nicht", sagte ein Sprecher der Interessensvertretung Oesterreichs
Energie gegenüber der APA.
Die Verbund-Erzeugung aus Wasserkraft betrage heuer bisher 80
Prozent des langjährigen Durchschnitts. "Das liegt in der
langfristigen Schwankungsbreite, ist aber eines der 5 trockensten
Frühjahre seit 100 Jahren", schrieb ein Sprecher auf APA-Anfrage.
Weniger Wasser bedeute allerdings nicht in gleichem Ausmaß weniger
Stromproduktion, denn maßgeblich für die Ausbeute sei auch die
Fallhöhe beim jeweiligen Kraftwerk. Mit geringerer Wasserführung
sinke auch der Wasserstand unterhalb der Kraftwerke, "das bedeutet
mehr Höhenunterschied zwischen Ober- und Unterwasser und somit mehr
Fallhöhe. So wird der energetische Erzeugungsverlust abgemildert",
so der Verbund.
Klimawandel bringt häufigere Extremwetterereignisse
Generell sei eine Verschiebung der Erzeugung zu beobachten. "Die
menschengemachte Erderwärmung bringt häufigere Extremereignisse wie
Trockenheit und Starkregen", schrieb der Stromkonzern. Aktuell werde
die Strom-Lücke durch Pumpspeicher, Gaskraftwerke und Importe
gedeckt, laut Verbund könnte ein verstärkter Ausbau der Windkraft
die Abhängigkeit von Importen im Frühjahr in Zukunft verringern.
Auch bei Oesterreichs Energie sieht man derzeit keinen Grund zur
Sorge, die Wasserführung unterliege natürlichen Schwankungen. Der
Erzeugungskoeffizient der Laufkraftwerke lag laut
Regulierungsbehörde E-Control im Jänner bei 0,98 und im Februar bei
0,86, wobei ein Wert von 1 den langjährigen Durchschnitt markiert.
Daten für März sind derzeit noch nicht verfügbar. Oesterreichs
Energie sieht grundsätzlich ebenfalls saisonale Verschiebungen bei
Niederschlag und Wasserführung, und verweist hier auch auf häufigere
Extremwetterereignisse durch den Klimawandel, insgesamt sei die
Wassermenge hierzulande in den vergangenen Jahren aber stabil
geblieben.
Wasserführung regional sehr unterschiedlich
Auf die Wasserkraft-Erzeugung der Wien Energie wirkt sich die
Trockenperiode ebenfalls aus, "eine allgemeine Aussage können wir
hier allerdings nicht treffen, da unsere Wasserkraftwerke an sehr
unterschiedlichen Standorten in Österreich verteilt sind", hieß es
von einer Sprecherin auf APA-Anfrage. Demnach gebe es Kraftwerke,
deren Produktion derzeit kaum vom Vorjahreswert abweicht, und andere
mit größeren Schwankungen. Das vergangene Jahr 2024 sei zudem ein
besonders gutes Jahr für die Wasserkraft gewesen.
Der geringe Niederschlag in den Wintermonaten 2024/25 gegenüber
den Vorjahren habe sich auch in der niederösterreichischen
Wasserkrafterzeugung widergespiegelt - besonders im Vergleich zu
2023/24, als eine ausgesprochen gute Wasserführung vorhanden gewesen
sei, teilte der börsenotierte Energieversorger EVN mit. "In
einzelnen Monaten lag die Erzeugung bis zu 50 Prozent unter der
erwarteten Menge", hieß es. Das Thema Trockenheit sei für EVN nicht
nur als Wasserkrafterzeuger, sondern auch als Österreichs
zweitgrößter Trinkwasserversorger von großer Bedeutung. "Aktuell
sind die Wasserstände in unseren Brunnenfeldern stabil und wir sehen
uns für den Sommer gut gerüstet", wurde betont.
Ausgleich durch Speicherkraftwerke oder Stromimport
Der landeseigene Tiroler Energieversorger Tiwag, der über das
ganze Bundesland verteilt Wasserkraftwerke betreibt, sprach für
Nordtirol von "unterdurchschnittlichen Abflüssen, insbesondere am
Inn im Unterland". Dort liege die Stromproduktion "unterhalb der
langjährigen Mittelwerte". In Osttirol scheint die Lage günstiger zu
sein, man befinde sich sowohl betreffend Abflüsse als auch
Stromproduktion "im langjährigen Mittel". Insgesamt lägen die für
die Stromproduktion nutzbaren Zuflüsse um rund zehn Prozent
unterhalb der langjährigen Mittelwerte - was sich bei den
Laufkraftwerken sofort bemerkbar mache. Wenn Laufkraftwerke weniger
Strom als benötigt produzieren, müssten die fehlenden Energiemengen
entweder durch eine Mehrproduktion in anderen Kraftwerken, wie den
großen Speicherkraftwerken, "oder Importe aus dem europäischen
Verbundnetz ausgeglichen werden", hieß es zur APA. Die Tiwag hielt
zudem fest, dass "Schwankungen in der Stromproduktion durch
schwankende Abflüsse nicht unüblich" seien.
Die in Vorarlberg seit vergangenem Herbst ausbleibenden
Niederschläge haben in allen Wasserläufen und dem Bodensee zu
Niedrigwasserständen geführt. Der Vorarlberger Energieversorger
illwerke vkw bezifferte die daraus resultierende Mindererzeugung an
Strom auf 20 Prozent im Vergleich mit einem Durchschnittsjahr. Man
liege jedoch auch mit dem aktuellen Wert in der "langjährigen
Schwankungsbreite", hieß es auf APA-Anfrage. Die Energieversorgung
sei jedenfalls gesichert, der Bedarf könne jederzeit durch Zukäufe
auf dem Strommarkt gedeckt werden.
Mehr Wasser mit einsetzender Schneeschmelze
In Salzburg liegt die derzeitige Wasserführung und damit die
Produktion der Wasserkraftwerke seit Jahresbeginn etwa ein Fünftel
unter dem Planwert, wie der Energieversorger Salzburg AG auf
APA-Anfrage informierte. Die vergangenen Wochen hätten etwas mehr
Schnee auf den Bergen gebracht, was sich zu Beginn der
Schneeschmelze positiv auf die Wasserführung auswirken werde. Die
Wasserführung der Salzach in Salzburg liege aktuell auf dem
niedrigsten Niveau seit 1990. Bis Mitte März habe die Salzburg AG
den niedrigen Wasserstand mit Speichererzeugung weitgehend
kompensieren können, seither werde Strom auf dem Markt zugekauft,
hieß es. Statistisch bewege man sich im Rahmen der langjährigen
Beobachtungen, jedoch im unteren Bereich. Die Dauerhaftigkeit der
Trockenperiode lasse aber auf Klimawandeleinflüsse schließen.
Auch bei der oberösterreichischen Energie AG ist die
Stromerzeugung aufgrund der Trockenheit im Vergleich zum
langjährigen Schnitt derzeit leicht rückläufig. "Im aktuellen
Geschäftsjahr beträgt die Abweichung rund 10 Prozent", schrieb eine
Sprecherin auf APA-Anfrage und verwies auf die natürliche
Schwankungsbreite. Die Versorgungssicherheit sei jedenfalls nicht
gefährdet. "In der längeren Rückwärtsbetrachtung sehen wir, dass
sich die Wassermenge nicht wesentlich verändert - es gibt aber
zeitliche Verschiebungen."
In Kärnten hat die Trockenheit derzeit noch keine großen
Auswirkungen: "Die Wasserführung im Bereich der Kelag liegt aktuell
bei 99 Prozent, also im Durchschnitt", teilte Josef Stocker,
Pressesprecher des Kärntner Landesenergieversorgers Kelag, auf
APA-Anfrage mit. Weil auf den Bergen aber heuer sehr wenig Schnee
liege, sei zu erwarten, dass die Schneeschmelze im Mai und Juni
geringer ausfallen wird, was weniger Stromerzeugung aus Wasserkraft
bedeuten würde. Ein nasses Frühjahr könnte hier ausgleichend wirken.
(Redaktionelle Hinweise: 0550-25, 88 x 128 mm)
cgh/pel/vr/uns/jh/kil/spo
ISIN AT0000746409
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http://www.wienenergie.at
http://www.energieag.at
http://www.kelag.at
http://www.tiroler-wasserkraft.at
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http://www.illwerke.at
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