Koalition - Flughafen Wien ortet luftfahrtpolitischen "Kurswechsel"
Kritik an EU-Vorgaben zu nachhaltigem Kerosin - Höhere Strafen
für Protestaktionen am Flughafen gefordert - Erstmals in
Unternehmensgeschichte mehr als eine Milliarde Euro Umsatz -
BILD GRAFIK
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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Politische Forderungen und andere Entwicklungen (1. bis 6. Absatz); Bedeutung Flughafen Malta und Kosice (9. Absatz); Ausblick (12. Absatz); Aktienkurs (13. Absatz)
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Der Flughafen Wien sieht mit dem neuen
Regierungsprogramm von ÖVP, SPÖ und NEOS einen "Kurswechsel in Bezug
auf die Luftfahrt" ein. Das sagten die Flughafen Wien AG-Vorstände
Günther Ofner und Julian Jäger bei der Bilanzpressekonferenz am
Montag in Wien. Kritik übten die Beiden an neuen EU-Regeln zu
nachhaltigen Kraftstoffen, die europäische Flughäfen
benachteiligten. Der Passagierrekord 2024 hat der Flughafen-Gruppe
erstmals einen Umsatz von über 1 Mrd. Euro beschert.
Die bisherige Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne)
habe "immer sehr gefremdelt", wenn es um die Luftfahrt geht, meinte
Ofner. Sein Vorstandskollege Jäger macht in der jetzigen Regierung
eine "spürbar veränderte Tonalität" aus. Der neue
Infrastrukturminister Peter Hanke (SPÖ) wisse als ehemaliger
Eigentümervertreter der Stadt Wien die "Bedeutung der Luftfahrt für
den Wirtschaftsstandort Wien, aber auch für den Tourismusstandort
Wien" zu schätzen. Der Flughafen gehört zu jeweils 20 Prozent der
Stadt Wien und dem dem Land Niederösterreich. Hanke war bis vor
kurzem Finanzstadtrat in Wien.
Änderung bei EU-Biospritregeln gefordert
Der Flughafen Wien hofft, dass die neue Regierung sich in Brüssel
für eine Veränderung der EU-Regeln einsetze. Konkret geht es dabei
um eine EU-Verordnung, die ab 2025 einen zweiprozentigen Anteil an
nachhaltigem Kerosin (Sustainable Aviation Fuel, SAF) in
Flugzeugsprit vorschreibt. "Das alternative Kerosin ist derzeit
beschränkt auf die Produktion in Europa", bemängelt Ofner. Das
verhindere, dass dort investiert wird, wo dieses billig produziert
werden könnte. Ofner nennt hier die Wüste in Nordafrika als
Beispiel.
Zudem benachteilige die Regelung europäische Flughäfen. Ofner
nennt als Beispiel einen Flug von Wien nach Tokio. Bei einem
Direktflug würden die SAF-Regeln für die gesamte Strecke gelten -
bei einem Umstieg in Istanbul nur für den ersten Teil der Strecke.
Auch eine "Ausweitung des Emissionszertifikatehandel ab 2027" solle
nochmal überdacht werden.
Höhere Strafen bei Klimaprotesten gefordert
Mit Blick auf den Protest von Klimaaktivistinnen und -aktivisten
sprach sich Ofner für eine Nachschärfung im Strafrecht bei
"Maßnahmen, die den Luftverkehr stören" aus. Jüngst hatte der
Flughafenbetreiber mit Aktivisten der "Letzten Generation" rund um
eine Störaktion im Juli des Vorjahres einen Vergleich geschlossen.
Dieser umfasste die Zahlung von 15.000 Euro durch die Aktivisten.
Nichts Neues verkündet wurde mit Bezug auf eine mögliche dritte
Piste in Schwechat. Hier warte man noch immer auf ein Urteil des
Verwaltungsgerichtshofs (VwGH) und hoffe im Lauf des Jahres 2026
eine Entscheidung zu treffen. Der VwGH prüft derzeit im Rahmen einer
Beschwerde des Flughafens Wien, ob der vom Bundesverwaltungsgericht
(BVwG) verkürzte Aufschub für die Baugenehmigung von 2033 auf das
Jahr 2030 rechtlich hält.
Kräftiger Zuwachs bei Umsatz und Gewinn
Ein neuer Höchststand bei Passagieren hat den Umsatz und Gewinn
der Flughafen Wien AG im Jahr 2024 nach oben schnellen lassen. Die
Erlöse stiegen im Vergleich zum Jahr davor um 13 Prozent auf 1,05
Mrd. Euro und der Nettogewinn kletterte um 27 Prozent auf 239,5 Mio.
Euro. Angesichts des gestiegenen Gewinns schlägt der Vorstand eine
Dividendenerhöhung von 1,32 Euro (2023) auf 1,65 Euro (2024) je
Aktie vor. Für 2025 rechnet die Flughafen Wien-Gruppe mit einem
positiven Ausblick.
Zur Gruppe gehören auch der Malta Airport und der Flughafen
Kosice in der Slowakei. 2024 stieg das Ergebnis vor Zinsen, Steuern
und Abschreibungen (EBITDA) um 12,4 Prozent auf 442,3 Mio. Euro und
das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) erhöhte sich um 16,9
Prozent auf 306,1 Mio. Euro.
Malta (+14,8 Prozent) und Kosice (+18,2 Prozent) verzeichneten im
vergangenen Jahr ein deutlich stärkeres Passagierwachstum als der
Standort in Wien (+7,4 Prozent). Allein Malta habe 2024 mit 23
Prozent zum EBIT beigetragen, beim Umsatz waren es 14 Prozent.
Buchungslage für Sommer "sehr gut"
"Für 2025 sind wir vorsichtig optimistisch und erwarten rund 32
Mio. Passagiere in Wien und rund 42 Mio. Reisende in der Gruppe", so
Jäger. Die Buchungslage für den Sommer sei "gut" und man rechne "mit
einer starken Hauptreisezeit". Die Vorhaben der neuen Regierung
bewertet der Airport positiv.
Trotz schwacher Konjunkturlage will der Flughafen Wien "kräftig"
in die Standortentwicklung investieren und erhöht die Investitionen
heuer auf rund 300 Mio. Euro. Das größte Investitionsprojekt ist die
Terminal-Süderweiterung, weitere Investitionen fließen in die
Erweiterung des Office Park 4 sowie in Modernisierungen, wie etwa
die Terminal 1A-Sanierung. Bei der Süderweiterung soll der Rohbau im
Sommer fertig werden.
Seitwärtsbewegung 2025 bei Umsatz und Gewinn erwartet
Für 2025 rechnet die Flughafen-Wien-Gruppe mit einer
Seitwärtsbewegung bei den Erlösen und beim Gewinn. Der Umsatz soll
sich heuer laut Prognose auf 1,08 Mrd. Euro belaufen, das EBITDA auf
440 Mio. Euro und das Periodenergebnis vor Minderheiten auf 230 Mio.
Euro. "Wenn die Dinge sich weiter so entwickeln, wie es derzeit
ausschaut, dann glaube ich, ist unser Ausblick im Moment eher auf
der konservativen Seite", so Ofner. Es könne auch gut sein, dass der
Ausblick übertroffen werde.
Der Flughafen gehört zu jeweils 20 Prozent der Stadt Wien und dem
Land Niederösterreich, zehn Prozent hält eine
Mitarbeiter-Beteiligungsstiftung, 44 Prozent die Airports Group
Europe rund um den australischen Fonds IFM und der Streubesitz liegt
bei 6 Prozent. Die Aktie der Flughafen Wien AG legte am Montag an
der Wiener Börse um 0,8 Prozent auf 53,0 Euro je Titel zu.
(Redaktionelle Hinweise: 0329-25, 88 x 100 mm)
spo/cri/ivn
ISIN AT00000VIE62
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WEB https://www.laudamotion.com
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