Buslenker warnen vor Lohndumping durch die Rot-Weiß-Rot-Karte
vida-Vorwurf: Arbeitgeber lassen die Führerscheinausbildung
ihrer Fahrer über das AMS finanzieren - vida fordert 3,7
Prozent mehr Lohn
In der Autobus-Branche läuft es seit einigen Monaten
unrund. Der Grund sind die erfolglos laufenden
Kollektivvertrags-Verhandlungen, die am Donnerstag für landesweite
Protestaktionen sorgten. Der Vorwurf der Gewerkschaft vida: Die
Arbeitgeber setzen statt besserer Arbeitsbedingungen auf eine
"Rot-Weiß-Rot-Karte mit Lohndumping". Betroffen von dem KV-Konflikt
sind 12.000 Beschäftigte bei den privaten Autobusbetrieben.
Laut vida dauern die Gespräche nun schon seit zwei Jahren an,
zuletzt sei von den Arbeitgebern eine "Mogelpackung" präsentiert
worden. Demnach stehen den angebotenen minimalen Verbesserungen in
einigen Punkten massive Verschlechterungen in anderen Bereichen
gegenüber. "Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssten sich die
geforderten Entlastungen weitestgehend selbst finanzieren, obwohl
akuter Personalbedarf herrscht", kritisiert die vida.
vida: Buslenker von der Mangelberufliste nehmen
Vor Journalisten betonte Yvonne Rychly, stv. Vorsitzende der vida
Wien: "Die Arbeitgeber setzen offensichtlich lieber auf erpressbare
Lenkerinnen und Lenker mit Rot-Weiß-Rot-Karten von außerhalb der EU
und Lohndumping, anstatt die Branche attraktiver zu gestalten. Sie
fordert die Buslenkerinnen und Buslenker von der Mangelberufsliste
zu nehmen. Rychly erinnerte daran, dass in Wien in den nächsten fünf
Jahren bis zu 5.000 Lenker fehlen würden.
Susanne Haase, Landesgeschäftsführerin der Gewerkschaft vida
Wien, konkretisierte am Donnerstag den Vorwurf der Mogelpackung: "So
beträgt die den KV-Verhandlungen zugrunde liegende Inflation nicht
wie von den Arbeitgebern fälschlicherweise öffentlich kolportiert
die Jahresinflation 2024 in Höhe von 2,9 Prozent, sondern die
rollierende Inflation im Zeitraum von Oktober 2023 bis November 2024
in Höhe von 3,5 Prozent. Ebenfalls falsch ist, dass die
Gewerkschaftsforderungen aus Lohnerhöhung und Verbesserungen bei den
Arbeitsbedingungen über 10 Prozent ausmachen würden."
vida will 3,7 Prozent mehr Lohn
Die vida fordert 3,7 Prozent Lohnerhöhung plus eine "echte"
Verbesserung im KV-Rahmenrecht. "Es geht vor allem um Abzüge
aufgrund von dienstlichen Pausen, um Nachtarbeit und um
Entlastungsmaßnahmen, damit man den Job wirklich bis zur Pension
machen kann", so Haase. Sie wirft einzelnen Busunternehmen vor, zu
wenig in die Qualifikation der Mitarbeiter zu investieren.
"Stattdessen lassen sich die Arbeitgeber mittlerweile etwa bevorzugt
über die Arbeitslosenversicherung sogar die Führerscheinausbildungen
für die Kolleginnen und Kollegen auf Kosten der Allgemeinheit
finanzieren", so die vida am Donnerstag.
Haase fordert die künftige Bundesregierung auf, Arbeitsmigration
aus Drittstaaten auf den heimischen Arbeitsmarkt zu stoppen. "Die
Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber verwenden die Betroffenen nur als
Druckmittel auf Löhne und Arbeitsbedingungen", so der Vorwurf.
Kritisiert wurde zuletzt auch, dass einige Betriebsversammlungen von
den Arbeitgebern gestört wurden.
KV-Mindestlohn bei 2.773 Euro brutto
WKÖ-Branchenobmann Martin Horvath wiederum hatte zuletzt betont,
dass die Arbeitgeber ein Angebot von 3,5 Prozent Lohnerhöhung auf
den Tisch gelegt hätten. Auch eine Neuregelung der
Nachtarbeitszuschläge in der Zeit von 23:00 bis 00:00 Uhr im
Linienverkehr sei angeboten worden. "In den letzten sechs Jahren
haben wir den Einstiegslohn für Neuanfänger um 45 Prozent erhöht",
so Horvath. Aktuell liegt der KV-Mindestlohn für die Buslenker bei
2.773 Euro brutto im Monat.
Laut Horvath sind nicht einmal ein Prozent Lenker derzeit mit
Rot-Weiß-Rot Karten beschäftigt. Er betonte am Donnerstag in einer
Aussendung, dass die Arbeitgeber die Kurskosten für die
verpflichtende 35-stündige Weiterbildung der Busfahrer übernehmen
würden und die Schulung als Arbeitszeit bezahlen würden. Des
Weiteren seien die unbezahlten Ruhepausen reduziert worden.
ÖAMTC verweist auf schwere Unfälle mit Schwerfahrzeugen
Der nächste KV-Verhandlungstermin findet am 17. Februar statt.
"Sollte dabei aber erneut eine Mogelpackung auf den
Verhandlungstisch gelegt werden, dann werden die Beschäftigten am
20.2. 2025 einen ersten Warnstreik abhalten", drohte die vida schon
vorsorglich. Bisher hätten 60 Betriebsversammlungen und
Onlinetermine von Ende Jänner bis jetzt stattgefunden.
Der ÖAMTC hat heute auf schwere Unfälle mit Lkw verwiesen und
fordert mehr Kontrollen für mehr Sicherheit. "Leider steigt der
Anteil an den Todesopfern seit Jahren tendenziell wieder an. Lkw
über 3,5 Tonnen waren im Jahr 2023 zwar nur an 3,6 Prozent aller
Verkehrsunfälle beteiligt, hatten dabei mit 16,2 Prozent aber einen
viereinhalb Mal so großen Anteil an den tödlichen Unfällen", so
ÖAMTC-Verkehrstechniker David Nosé.
stf/hel
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