 Konjunktur
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Datum/Zeit: 25.01.2025 16:42 Quelle: Konjunktur - Presseaussendung |
Stabile Wirtschaftstätigkeit in Deutschland im Januar
Ergebnisse auf einen Blick:
HCOB Flash Deutschland Composite PMI bei 50,1 (Dezember: 48,0). 7-Monatshoch.
HCOB Flash Deutschland Services PMI bei 52,5 (Dezember: 51,2). 6-Monatshoch.
HCOB Flash Deutschland Industrie Index Produktion bei 45,2 (Dezember: 41,7). 8-Monatshoch.
HCOB Flash Deutschland Industrie PMI bei 44,1 (Dezember: 42,5). 8-Monatshoch.
Die deutsche Wirtschaft verzeichnete im Januar eine weitgehend stabile Geschäftstätigkeit. Mit Blick auf die Rückgänge im
zweiten Halbjahr 2024 ist dies zwar eine Verbesserung, doch fehlt es wegen der anhaltenden Nachfrageschwäche nach wie
vor an Dynamik. Immerhin ist das Auftragsminus diesmal nicht mehr ganz so hoch ausgefallen wie zuletzt. Während die
Abarbeitung der Auftragsbestände die Geschäftstätigkeit zu einem gewissen Grad unterstützte, bauten die Unternehmen weiter
Kapazitäten in Form von Stellenstreichungen ab. Aufgrund der optimistischeren Aussichten fiel der Beschäftigungsrückgang
jedoch nur moderat aus.
Vor allen Dingen nahm der Preisdruck in der größten Volkswirtschaft des Euroraums im Januar weiter zu. So wurden die
Verkaufs- bzw. Angebotspreise für Güter und Dienstleistungen infolge des rasanten Kostenanstiegs so stark angehoben wie
seit elf Monaten nicht mehr.
Der HCOB Flash Deutschland Composite PMI kletterte im Januar auf 50,1 Punkte von 48,0 im Dezember und notierte damit
erstmals seit sechs Monaten wieder minimal über der neutralen Wachstumsmarke von 50 Punkten. Die Diskrepanz zwischen
Wachstum im Servicesektor und rückläufiger Industrieproduktion setzte sich allerdings fort. So liefen die Geschäfte der
Dienstleister wieder so gut wie seit letztem Juli nicht mehr (Index bei 52,5), während sich der Produktionsrückgang gegenüber
Dezember zwar spürbar verlangsamte und so schwach ausfiel wie zuletzt vor acht Monaten, insgesamt jedoch noch immer
stark war (Index bei 45,2).
Die Nachfrage nach Industrieerzeugnissen und Dienstleistungen ging erneut zurück. So wies der Auftragseingang in beiden
Sektoren ein Minus aus, das sich jedoch gegenüber Dezember in beiden Fällen verringerte. Am deutlichsten ging das
Neugeschäft im verarbeitenden Gewerbe zurück, wo die schwache Nachfrage durch die starke Konkurrenz seitens
ausländischer Hersteller und die Ausgabenzurückhaltung der Kunden infolge der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheit
verschärft wurde. Immerhin fielen die Verluste beim Exportneugeschäft weniger gravierend aus als in den zurückliegenden
sieben Monaten.
Aufgrund der Nachfrageschwäche wurden die Auftragsbestände – wie bereits seit zweieinhalb Jahren – erneut
überdurchschnittlich stark abgebaut, wenngleich sich der Rückgang zum dritten Mal innerhalb der letzten vier Monate
verlangsamte und so gering war wie zuletzt Mitte 2024.
Infolge der Kapazitätsüberhänge setzte sich der Stellenabbau in der deutschen Wirtschaft zwar fort, dank des ersten leichten
Beschäftigungszuwachses bei den Serviceanbietern seit sieben Monaten fiel der Jobabbau im Januar jedoch insgesamt so
schwach aus wie seit Juni 2024 nicht mehr.
Höhere Spritpreise und Löhne sowie die gestiegene CO2-Steuer trugen allesamt dazu bei, dass sich der Kostenauftrieb im
Servicesektor im Januar rasant beschleunigte. Und da sich der Rückgang der Einkaufspreise in der Industrie gegenüber Dezember spürbar verlangsamte, fiel der Kostenanstieg insgesamt so stark aus wie seit knapp zwei Jahren nicht mehr.
Ähnlich die Entwicklung bei den Verkaufspreisen: Während die Angebotspreise bei den Serviceanbietern mit beschleunigter
Rate angehoben wurden, sanken die Verkaufspreise im verarbeitenden Gewerbe langsamer als zuletzt. Folglich beschleunigte
sich der Anstieg der Verkaufspreise den dritten Monat in Folge und so rasant wie zuletzt im Februar 2024.
Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist verbesserten sich im Januar wieder. So stiegen die Erwartungen in beiden von
der Umfrage erfassten Sektoren, besonders stark in der Industrie, wo der Grad an Optimismus den höchsten Wert seit knapp
drei Jahren erreichte. Ausschlaggebend hierfür waren erste zögerliche Anzeichen einer Konjunkturerholung sowie Hoffnungen
auf einen Aufschwung nach der Bundestagswahl.
Dr. Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank, kommentiert:
„Haben wir es hier mit einem unerwarteten Trump-Effekt zu tun? Offenbar sehen die Firmen gute Gründe, ihren
Pessimismus beiseite zu legen. Nach einem kurzen Einbruch im November haben die Unternehmen des
Dienstleistungssektors ihre Geschäfte den zweiten Monat in Folge ausgeweitet.
Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe
schrumpft mit der geringsten Rate seit Mitte 2024, und auch die Auftragslage hat sich etwas entspannt. Diese Hinwendung
zu mehr Optimismus wird durch die deutlich verbesserten Aussichten für die künftige Geschäftstätigkeit unterstrichen.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch, dass der deutsche DAX im Januar den US-amerikanischen S&P 500-
Index outperformt hat.
Das sind gute Nachrichten für den Dienstleistungssektor. Nicht nur, dass die Geschäftstätigkeit an Schwung gewonnen hat,
die Unternehmen haben auch aufgehört, Stellen abzubauen und haben zum ersten Mal seit Juni letzten Jahres sogar wieder
Personal eingestellt. Dies passt zu den positiveren Aussichten für die künftige Geschäftstätigkeit.
Der PMI lässt hoffen, dass Deutschland die Rezessionsphase hinter sich lassen kann. Zum ersten Mal seit dem
Frühsommer letzten Jahres hat der Composite PMI die 50er Marke überschritten, was auf einen stärkeren
Dienstleistungssektor und eine nachlassende Rezession im verarbeitenden Gewerbe zurückzuführen ist. Die Entwicklung
des verarbeitenden Gewerbes wird nicht nur von den Zollmaßnahmen der USA abhängen, sondern auch von den Plänen
und Maßnahmen der neuen Regierung nach den Bundestagswahlen im Februar.
And der Preisfront gibt es im Dienstleistungssektor keine Entspannung. Der Anstieg der Inputpreise hat sich beschleunigt,
was wahrscheinlich auf die höhere CO2-Steuer zurückzuführen ist, die am 1. Januar in Kraft getreten ist und unter anderem
Sektoren wie Transport und Gastgewerbe betrifft. Die gute Nachricht ist, dass die Dienstleistungsunternehmen offenbar
robust genug aufgestellt sind, um zumindest einen Teil dieser Preissteigerungen an ihre Kunden weiterzugeben.“
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