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Datum/Zeit: 22.01.2025 10:43
Quelle: APA

Voest-Chef: Keine Verschärfung der Klimaziele im EU-Alleingang


Eibensteiner: Arbeitskosten in Österreich zumindest auf EU-Durchschnitt senken - Europäische Industrie bei Energiekosten klar im Nachteil - US-Zölle für Voest keine große Bedrohung



Voestalpine-CEO Herbert Eibensteiner wünscht sich die rasche Bildung einer neuen Bundesregierung, von der er sich Maßnahmen zur Reduktion der Arbeits- und Energiekosten und eine "Eindämmung der Regulierungs- und Berichtsflut" erwartet. Ebenso erwarte sich die Voest als exportorientiertes Unternehmen von der neuen Regierung ein klares Bekenntnis zur Europäischen Union, sagte Eibensteiner am Dienstabend in Wien. Eine Verschärfung der Klimaziele im EU-Alleingang wäre schädlich.

"Wir verlieren gegenüber unseren internationalen Peers an Wettbewerbsfähigkeit", warnte Eibensteiner. Daher dürfe es keine neuen Steuern für Unternehmen geben und die Arbeitskosten sowie der Bürokratieaufwand müssten reduziert werden. Die Arbeitskosten in Österreich seien seit Anfang 2019 um 30 Prozent gestiegen, in Deutschland um 19 Prozent und in der EU insgesamt um 23 Prozent - sie sollten in Österreich nach und nach zumindest auf den europäischen Durchschnitt heruntergebracht werden, fordert der Voest-Chef.

Hohe Energiekosten belasten

Eine große Belastung seien auch die Energiekosten - hier sei man in der EU gegenüber den USA klar im Nachteil. Und dieser negative Abstand habe sich seit Beginn des Ukraine-Krieges sogar vergrößert. So hätten europäische Unternehmen für Erdgas im Jahr 2020 noch um 60 Prozent mehr bezahlen müssen als die US-amerikanischen Konkurrenten, aktuell sei der Erdgas-Preis in der EU viereinhalb mal so hoch wie in den USA. Beim Strom sei die Entwicklung noch dramatischer: Während der Preis in Österreich früher gleich oder vergleichsweise wenig höher war als in den USA, ist er jetzt fünfmal so hoch. Eibensteiner fordert eine Verlängerung der Strompreiskompensation bis 2030.

Der Voest-Chef sieht eine Kluft zwischen Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit in der EU - wegen des seiner Ansicht nach extremen Fokus auf Klimaschutz habe die Wettbewerbsfähigkeit stark gelitten und Europa sei bei Wirtschaftswachstum gegenüber China und den USA deutlich ins Hintertreffen geraten. So sei Chinas Wirtschaftsleistung seit 2019 um ein Viertel gewachsen und jene der USA um 12 Prozent, während das BIP der EU lediglich um 5 Prozent zugenommen habe. Deutschlands Wirtschaft sei im Vergleich zu vor der Corona-Pandemie überhaupt nicht vom Fleck gekommen, und auch Österreich zähle mit einer BIP-Zunahme um 2 Prozent zu den Schlusslichtern.

"Deutschland ist unser schlechtester Markt", sagte Eibensteiner und verwies dabei auf den rückläufigen Kundenbedarf im Automobilsektor, hohe Energie- und Personalkosten und die rückläufige Konjunktur. Darum habe man sich auch vom Verlustbringer Buderus Edelstahl getrennt. Die Geschäftstätigkeit der voestalpine Automotive Components in Birkenfeld mit rund 700 Beschäftigten soll, wie bereits berichtet, eingestellt werden.

Voest-Chef fordert, Draghi-Bericht aufzugreifen

Im angekündigten "Clean Industrial Deal", der von der EU-Kommission als Konzept zur Dekarbonisierung der Industrie formuliert wurde, sollten die Ideen und Vorschläge des Draghi-Berichts aufgegriffen werden, fordert Eibensteiner. Der Bericht fordert unter anderem eine kritische Überprüfung des Auslaufens der kostenlosen EU-ETS-Zertifikate während der Einführung des europäischen CO2-Grenzausgleichssystems (Carbon Border Adjustment Mechanism, CBAM).

Eibensteiner unterstrich die Bedeutung der voestalpine für Österreichs Wirtschaft: Als Arbeitgeber beschäftige man hierzulande 23.600 Menschen und generiere 7,7 Mrd. Euro an Wertschöpfung. In den letzten zehn Jahren habe man rund 5,6 Mrd. Euro investiert. Das Projekt "greentec steel" der voestalpine sei Österreichs größtes Klimaschutzprogramm, betonte der CEO. Vom geplanten Investitionsvolumen von 1,5 Mrd. Euro habe man bereits 310 Mio. Euro investiert und man liege zeitlich und budgetär im Plan. Ab 2027 soll je ein Elektrolichtbogenofen in Linz und Donawitz in Betrieb gehen.

Die höheren US-Zölle bereiten Eibensteiner kein allzu großes Kopfzerbrechen. Etwas mehr als die Hälfte der Produktion in den USA sei lokale Wertschöpfung. "Es geht auch keine Schiene aus Donawitz in die USA. Wir liefern Produkte in die USA, die es dort nicht gibt. Wenn die wer haben will, muss er den Zoll zahlen."

ivn/cgh

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