Konjunktur

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Datum/Zeit: 05.01.2025 10:57
Quelle: Konjunktur - Presseaussendung

Eurozone-Industrie beendet 2024 im rezessiven Bereich



Ergebnisse auf einen Blick:

HCOB Einkaufsmanagerindex Industrie Eurozone bei 45,1 (November: 45,2), 3-Monatstief
HCOB Industrie Eurozone Index Produktion bei 44,3 (November: 45,1), 14-Monatstief
Beschleunigte Rückgänge bei Produktion und Auftragseingang, doch Ausblick steigt auf Vier-Monatshoch

Die Eurozone-Industrie verharrte im Dezember – wie bereits seit zweieinhalb Jahren – im rezessiven Bereich. Produktion und Auftragseingänge gingen mit beschleunigter Rate zurück, die Einkaufsmenge wurde noch stärker reduziert als zuletzt und auch die Bestände an Vormaterialien wurden noch kräftiger abgebaut als im November.

Mit den Beschäftigtenzahlen ging es weiter bergab, wohingegen die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist auf ein Vier-Monatshoch stiegen.

Die Einkaufspreise blieben diesmal konstant, während die Verkaufspreise zum vierten Mal hintereinander reduziert wurden.

Der HCOB Einkaufsmanagerindex™ Industrie Eurozone notierte mit seinem Drei-Monatstief von 45,1 Punkten nach 45,2 im November nicht nur den 30. Monat in Folge unter der Wachstumsmarke von 50 Punkten, er signalisierte damit auch, dass die Eurozone-Industrie nun bereits seit genau zweieinhalb Jahren schrumpft.

Auf Länderebene war die Divergenz ganz erheblich. So schnitten die beiden südlichen Länder Spanien und Griechenland mit ihrem jeweils beschleunigten Aufschwung erneut am besten ab. Deren Wachstum wurde jedoch von den schrumpfenden Industriesektoren der drei größten Volkswirtschaften Deutschland, Frankreich und Italien überkompensiert. Frankreich steckte am tiefsten in der Krise, hier sank der Industrie-PMI auf den niedrigsten Wert seit Mai 2020.

Der Auftragseingang ging im Dezember nicht nur erneut zurück, das Minus vergrößerte sich gegenüber November und war in etwa genauso hoch wie im Durchschnitt der zurückliegenden 32 Monate seit Beginn der Auftragsflaute. Dass sich der Rückgang beim Exportneugeschäft gegenüber den drei Vormonaten abgeschwächt hat, deutet darauf hin, dass die verstärkten Auftragsverluste diesmal auf den Binnenmarkt zurückzuführen waren.

Die Produktion wurde im Dezember so kräftig zurückgefahren wie seit Oktober 2023 nicht mehr. Da der Auftragseingang jedoch stärker zurückging als die Produktion, griffen die Unternehmen zur Aufrechterhaltung der Produktionslevels vermehrt auf die Auftragsbestände zurück, die folglich mit beschleunigter Rate abnahmen.

Wie bereits seit über eineinhalb Jahren sank die Beschäftigung auch im Dezember. Trotz leichter Abschwächung gegenüber November blieb der Stellenabbau stark.

Die Einkaufsmenge wurde im Berichtsmonat abermals kräftig reduziert, weshalb auch die Bestände an Vormaterialien mit einer der höchsten Raten seit 2009 abnahmen. Und auch die Fertigwarenlager schrumpften ein weiteres Mal.

Die Einkaufspreise sanken im Dezember nicht weiter, sondern blieben erstmals seit August 2024 wieder konstant. Trotz des mangelnden Kostendrucks wurden die Verkaufspreise den vierten Monat in Folge reduziert.

Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist verbesserten sich im Dezember wieder und stiegen auf ein Vier-Monatshoch. Im historischen Vergleich blieben sie jedoch gedämpft.

Rangliste der Industrie-PMIs im Dezember

Spanien 53,3 2-Monatshoch
Griechenland 53,2 5-Monatshoch
Irland 49,1 6-Monatstief
Niederlande 48,6 5-Monatshoch
Italien 46,2 2-Monatshoch
Österreich 43,3 2-Monatstief
Deutschland 42,5 (Flash: 42,5) 3-Monatstief
Frankreich 41,9 (Flash: 41,9) 55-Monatstief

Dr. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, kommentiert:

"Auch im Dezember kann von der Industrie keine frohe Botschaft verkündet werden. Es geht genauso weiter wie bisher, nämlich abwärts. Die Auftragseingänge sind sogar stärker zurückgegangen als in den beiden Vormonaten, was Hoffnung auf eine baldige Belebung zunichtemacht. Diese Einschätzung wird durch den beschleunigten Rückgang der Auftragsbestände gestützt.

Eine Voraussetzung für die Erholung der Industrie ist, dass die Unternehmen wieder beginnen, ihre Vorleistungsbestände aufzubauen. Im Dezember gab es keinerlei Anzeichen für eine derartige Entwicklung. Vielmehr sind die Lagerbestände so rasch reduziert worden, wie es im ganzen Jahr nicht der Fall war. Unternehmen haben zudem den Abverkauf ihrer Bestände an fertigen Gütern beschleunigt fortgesetzt, weil sie offensichtlich von einer anhaltenden Nachfrageschwäche ausgehen.

Die Industrieunternehmen bauen weiterhin ihre Beschäftigung ab. Das Tempo des Jobabbaus hat im Dezember leicht abgenommen, aber es ist nach wie vor relativ hoch. Dieser Trend dürfte angesichts der vielen Meldungen über Restrukturierungspläne von Unternehmen noch bis tief in das neue Jahr anhalten.

Innerhalb der Eurozone macht Spanien weiterhin sein eigenes Ding. Hier expandiert die Industrie auch zum Ende des Jahres mit einer robusten Rate, während die drei größten Euroländer, die immerhin die Top-3 Exportdestinationen Spaniens sind, in der Industrierezession gefangen sind. Spanien hat den Vorteil, im Vergleich zu den Ländern weniger exponiert gegenüber China zu sein, da nur 2 % der Exporte dort hingehen. Auch die relativ niedrigen Energiekosten haben dem Land geholfen, besser durch die Krise zu kommen. Das Land wird aber ganz sicher nicht die Wirtschaft der Eurozone insgesamt wieder in Schwung bringen können, dafür ist Spanien mit einem Anteil von rund 12 % am BIP der Währungsunion zu klein."

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