KTM mit Schulden in Milliardenhöhe insolvent
3.623 Beschäftigte betroffen - Stellenabbau schon angekündigt
- 130.000 Motorräder auf Lager - GRAFIK
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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Tagsatzungstermine und Sanierungsverwalter (5. Absatz), Politische Reaktionen SPÖ und FPÖ (vorletzter und letzter Absatz)
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Der oberösterreichische Motorradhersteller
KTM ist mit Milliardenschulden in die Insolvenz geschlittert. Das
Unternehmen beantragte am Freitag beim Landesgericht Ried ein
Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung. Laut Creditreform und
KSV1870 hat die KTM AG Schulden von 1,8 Mrd. Euro angehäuft.
Insolvenz meldeten auch die Töchter KTM Components GmbH und KTM F&E
GmbH an. Der AKV schätzt die Gesamtverbindlichkeiten auf fast 3 Mrd.
Euro. Betroffen sind über 3.600 Beschäftigte.
Bereits im ersten Monat nach dem am Freitag eröffneten
Sanierungsverfahren sollen laut AKV bei der KTM AG 200, bei der KTM
Forschungs & Entwicklungs GmbH 250 sowie bei KTM Components GmbH 50
Stellen gestrichen werden.
Als Ursache für die Insolvenz wurde unter anderem auf gestiegene
Standortkosten und auf die Rezession verwiesen. Konsumflaute und ein
Nachfrageeinbruch hätten zu einem extremen Lagerbestand von rund 1
Mrd. Euro geführt. Der Motorrad-Überbestand liege aktuell bei rund
130.000 Stück, ergänzte der Kreditschutzverband KSV1870. Daher ist
auch schon eine Verkleinerung der Produktion - Umstellung von Zwei-
auf Ein-Schichtbetrieb - sowie ein Produktionsstopp für Jänner und
Februar mitgeteilt worden.
Laut ORF Bankschulden von 1,3 Mrd. Euro
Im Worst Case, der Liquidierung, betragen laut Creditreform und
KSV1870 die Verbindlichkeiten 2,1 Mrd. Euro. Gelingt die Sanierung,
sind es 1,8 Mrd. Euro an Passiva, wovon laut ORF 1,3 Mrd. Euro auf
Bankschulden entfallen. Den Gläubigern wird im Sanierungsplan ein
Quote von 30 Prozent zahlbar innerhalb von zwei Jahren angeboten.
Die erste Gläubigerversammlung und Berichtstagsatzung sowie die
allgemeine Prüfungstagsatzung wurden für den 24. Jänner, die
Abstimmung über den Sanierungsplan für 25. Februar anberaumt,
meldete Creditreform. Laut Landesgericht Ried müssen Gläubiger ihre
Forderungen bis spätestens 16. Jänner anmelden. Als
Sanierungsverwalter wurden die Rechtsanwälte Peter Vogl für die KTM
AG, Robert Tremel für die KTM Components GmbH und Franz Mitterbauer
für die KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH bestellt.
Kritisch äußerte sich der AKV zu dem in Finanznöte geratenen
Unternehmen des Industriellen Stefan Pierer. So seien die letzten
Jahre noch von Zukäufen und Investitionen geprägt, sodass man im
Jahr 2023 noch Rekordumsätze verzeichnete. Vor diesem Hintergrund
werden auch die nunmehrigen Insolvenz- und das
Restrukturierungsverfahren zu hinterfragen sein. Konkret war etwa
bei der KTM AG 2023 bei einem Umsatz von knapp 2 Mrd. Euro noch ein
Nettogewinn von 109 Mio. Euro erzielt worden. Einfluss auf das am
25. November eingeleitete Europäische Restrukturierungsverfahren der
KTM Mutter Pierer Industrie AG sehen die Kreditschützer nicht.
Schwere Situation für Mattighofen
"Für Mattighofen ist natürlich so eine große Insolvenz eines so
großen Unternehmens ein riesengroßer Schlag", sagte die Leiterin des
Arbeitsmarktservice Oberösterreich, Iris Schmidt, im
Ö1-"Morgenjournal". Dadurch dürften auch Arbeitsplätze in anderen
Betrieben der Region gefährdet sein. "Grundsätzlich sagt man, auf
einen Industriemitarbeitenden fallen zwei weitere Arbeitsplätze. Ich
hoffe nicht, dass das in dieser Dimension eintreten wird."
Derzeit versuche man, Stiftungsmodelle für die Region und
generell für Oberösterreich auszuloten, sagte Schmidt.
Oberösterreich sei das Industriebundesland schlechthin und man sehe
schon seit Monaten, dass die Unternehmen redimensionieren. Ein
industrieorientiertes Land mit hohem Exportanteil sei von der
Rezession besonders stark betroffen.
Harsche Kritik an Pierer von SPÖ und FPÖ
SPÖ-Chef Andreas Babler kritisierte, dass KTM trotz steigenden
Schuldenstands "Dividenden in Millionenhöhe an die Aktionäre - allen
voran an Pierer selbst - ausgeschüttet" habe. Pierer habe zudem
"über 10 Mio. Euro an Corona-Hilfen in Form von Kurzarbeitsgeldern
bekommen", während die Mitarbeitenden "nicht einmal die Löhne und
Gehälter, die ihnen zustehen" erhalten würden.
Ähnlich äußerte sich FPÖ-Wirtschaftssprecher Axel Kassegger, der
darüber hinaus kritisierte, dass KTM-Vorstand Pierer im Wahlkampf
2017 alle an die ÖVP ergangenen Parteispenden verdoppelt habe. "Die
KTM-Pleite ist ein Multiorganversagen im ÖVP-Universum auf Kosten
der Mitarbeiter", so Kassegger.
(Redaktionelle Hinweise: EN)
ker/hel/tsk/pro
ISIN AT0000KTMI02
WEB www.ktm-industries.com
ISIN AT000000STR1
WEB http://www.strabag.com