Konjunktur
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Datum/Zeit: 09.11.2024 14:52 Quelle: Konjunktur - Presseaussendung |
Talfahrt der Eurozone-Industrie schwächt sich im Oktober leicht ab
Ergebnisse auf einen Blick:
HCOB Einkaufsmanagerindex Industrie Eurozone bei 46,0 (September: 45,0). 5-Monatshoch
HCOB Industrie Eurozone Index Produktion bei 45,8 (September: 44,9). 2-Monatshoch
Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist sinken auf tiefsten Wert seit einem Jahr
Die Eurozone-Industrie ist zu Beginn des vierten Quartals erneut geschrumpft und verzeichnete den neunzehnten
Produktionsrückgang in Folge. Ausschlaggebend hierfür war der abermals starke Auftragsrückgang, in dessen Folge auch die
Beschäftigung weiter abgebaut wurde. Immerhin schwächten sich die Rückgänge bei Produktion, Auftragseingang und
Beschäftigung leicht ab. Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist sanken indes auf den tiefsten Wert seit einem Jahr.
Der HCOB Einkaufsmanagerindex™ Industrie Eurozone notierte mit 46,0 Punkten nach 45,0 im Vormonat zwar erneut
unter der Referenzlinie von 50,0 Punkten, er signalisierte mit seinem Anstieg jedoch, dass sich die Talfahrt der Industrie
Österreichs im Oktober leicht verlangsamt hat und die Wachstumseinbußen so schwach ausgefallen sind wie seit Mai nicht
mehr. Der Index, der von S&P Global Market Intelligence erhoben wird und das Ergebnis der Oktober-Umfrage zur
Geschäftsentwicklung in der Eurozone-Industrie in einem Wert widerspiegelt, verharrte damit allerdings zum 28. Mal
hintereinander unter der 50-er Marke – so lang wie nie seit Beginn der Umfrage im Jahr 1997.
Belastet wurde die Eurozone-Industrie abermals von den beiden Schwergewichten Deutschland und Frankreich, die weiter tief
in der Krise steckten. Von den von der Umfrage erfassten Ländern war Österreich in der PMI-Rangliste diesmal Schlusslicht,
hier sackte der Index auf ein Zehn-Monatstief ab. Moderat geschrumpft sind die Industriesektoren in Italien und den
Niederlanden, während Irland erstmals wieder ein Plus vermeldete. Auch Griechenland hielt sich wacker, hier wuchs der Sektor
den 21. Monat in Folge. Spanien blieb mit den stärksten Zuwächsen seit Februar 2022 Spitzenreiter.
Trotz leichter Abschwächung gegenüber September sank die Produktion im Berichtsmonat im Großen und Ganzen genauso
kräftig wie im Durchschnitt seit Beginn des Rückgangs vor neunzehn Monaten.
Ausschlaggebend hierfür war erneut der
Mangel an Neuaufträgen vom In- und Ausland. Allerdings wies der Gesamt-Auftragseingang diesmal die geringfügigsten
Verluste seit Juni aus.
Wie bereits seit Juli 2022 wurde die Einkaufsmenge abermals reduziert, weshalb die Bestände an Vormaterialien wieder
signifikant abnahmen. Ungeachtet dessen verlängerten sich die Lieferzeiten den zweiten Monat in Folge, wenngleich nur
minimal.
Die Beschäftigung sank fast so stark wie im Vormonat, als sie mit der höchsten Rate seit 49 Monaten abgebaut worden war.
Die Auftragsbestände nahmen erneut rasant ab, während sich der Index Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist ein weiteres
Mal verschlechterte, und zwar auf den niedrigsten Wert seit einem Jahr.
Wie bereits im September sanken die Einkaufspreise auch im Oktober. Zwar war der Rückgang nur moderat, er fiel jedoch so
deutlich aus wie zuletzt im März. Folglich wurden die Verkaufspreise mit der höchsten Rate seit sechs Monaten reduziert.
Rangliste der Industrie-PMIs im Oktober
Spanien 54,5 32-Monatshoch
Irland 51,5 8-Monatshoch
Griechenland 51,2 2-Monatshoch
Niederlande 47,0 10-Monatstief
Italien 46,9 4-Monatstief
Frankreich 44,5 (Flash: 44,5) 2-Monatstief
Deutschland 43,0 (Flash: 42,6) 3-Monatshoch
Österreich 42,0 10-Monatstief
Dr. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, kommentiert:
“Diese Zahlen enthalten zumindest eine gute Nachricht: Die Rezession im Verarbeitenden Gewerbe hat sich im Oktober nicht
weiter vertieft. Demnach ist die Produktion etwas langsamer gesunken als im Vormonat und der Rückgang der Neuaufträge ist
etwas weniger stark ausgefallen. Im Ergebnis könnte die Industrie im vierten Quartal gemäß unserem BIP-Nowcast, das neben
dem PMI zahlreiche andere Indikatoren berücksichtigt, um 0,1% schrumpfen.
Es ist wenig erbaulich, dass sich der Lagerabbauzyklus bei den Vormaterialien mit einem ungewöhnlich hohem Tempo
fortsetzt. Hier hinterlässt die Corona-Krise immer noch ihre tiefen Spuren. Denn die anhaltende Reduzierung der Bestände hat
offensichtlich damit zu tun, dass während 2021 und 2022 in einem bis dahin nicht dagewesenen Ausmaß Unternehmen
Rohstoffe und Vorleistungen eingekauft und eingelagert haben. Die weltweit schleppende Nachfrage gibt den Unternehmen
aktuell keinen Anlass, die Lager wieder zu füllen, was seinerseits die Konjunktur belastet.
Das Umfeld in der Industrie bleibt deflationär. Für den Einkauf ist das eine erfreuliche Nachricht, aber die Firmen sehen sich
offensichtlich gezwungen, die entsprechenden Preisnachlässe vollständig an ihre Kunden weiterzugeben. Das deutet auf einen
scharfen Wettbewerb hin, der die Gewinnmargen der Unternehmen belastet. Wir gehen davon aus, dass die Konkurrenz aus
China hierbei eine wichtige Rolle spielt.
Die Lieferzeiten haben sich den zweiten Monat in Folge verkürzt. Dies hat zum einen mit der schwachen Nachfragesituation zu
tun. Es kann aber außerdem auch darauf hindeuten, dass die geopolitischen Spannungen die Lieferschwierigkeiten von
Logistikern im Oktober noch stärker belastet haben.“
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