Konjunktur

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Datum/Zeit: 09.11.2024 14:46
Quelle: Konjunktur - Presseaussendung

Deutschland: Schwächere Rückgänge bei Produktion und Neuaufträgen lassen EMI leicht steigen



Ergebnisse auf einen Blick:

HCOB Einkaufsmanagerindex™ Deutschland bei 43,0 Punkten (Sep: 40,6), 3-Monatshoch
HCOB Einkaufsmanagerindex™ Deutschland Index Produktion bei 42,8 Punkten (Sep: 41,3), 2-Monatshoch
Verkaufspreise fallen wegen zunehmenden Wettbewerbs deutlicher

Das verarbeitende Gewerbe in Deutschland blieb zu Beginn des letzten Quartals 2024 tief in der Kontraktionszone, wie die jüngsten Daten zum HCOB Einkaufsmanagerindex™ zeigen. Allerdings schwächten sich die Rückgangsraten bei mehreren Schlüsselindikatoren ab. So schrumpften Produktion, Auftragseingänge, Beschäftigung und Lagerbestände allesamt geringfügiger als im Vormonat. Gleichzeitig fielen die Geschäftsaussichten etwas weniger pessimistisch aus.

Derweil gingen die Verkaufspreise angesichts des härteren Wettbewerbs um Neuaufträge und des Drucks, Kostenersparnisse infolge niedrigerer Einkaufspreise weiterzugeben, schneller zurück als zuletzt.

Der HCOB Einkaufsmanagerindex™ Deutschland ist ein Indikator, der das Geschäftsklima anhand der Kennzahlen für Produktion, Auftragseingang, Beschäftigung, Lieferzeiten und Vormaterialbeständen in einem Wert abbildet. Im Oktober notierte er bei 43,0 Punkten, was eine Verbesserung gegenüber dem 12-Monatstief von September (40,6) darstellt. Auch wenn das der höchste Wert seit Juli ist, rangiert der Hauptindex weiter deutlich unter der Schwelle von 50,0 Punkten und signalisiert erhebliche Geschäftseinbußen.

Die Produktion wurde im Berichtsmonat abermals zurückgefahren, womit sich der Trend der letzten anderthalb Jahre fortsetzte. Das Minus ist im Vergleich zu September, als die Fertigung so markant zurückging wie seit fast einem Jahr nicht mehr, zwar kleiner, aber insgesamt immer noch deutlich.

Beim Auftragseingang fielen die jüngsten Einbußen erheblich geringer aus als im Vormonat. Dies ist zum Teil auf das Auslandsgeschäft zurückzuführen, das so geringfügig schrumpfte wie seit fünf Monaten nicht mehr. Dennoch waren die Kontraktionsraten im historischen Vergleich nach wie vor kräftig. Viele Umfrageteilnehmer berichteten von anhaltender Nachfrageflaute aufgrund von wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten, hohen Zinsen sowie Problemen im Automobilsektor.

Die Anzahl unerledigter Aufträge nahm erneut rasant ab, obgleich auch hier eine Abschwächung gegenüber dem Vormonat verzeichnet wurde. Sinkende Auslastungen bedeuten, dass die Unternehmen weniger Personal benötigen, was sich im Oktober im sechzehnten Beschäftigungsrückgang niederschlug.

Der Stellenabbau fiel zwar geringfügiger aus zuletzt, dennoch war es der zweitstärkste seit August 2020.

Auch zu Beginn des vierten Quartals wurden die Bestände an Vormaterialien und Fertigwaren reduziert. Obwohl sich die jeweiligen Raten abschwächten, war das jüngste Minus bei den Vormateriallagern immer noch hoch, da die Hersteller ihre Einkaufsmengen dank der verbesserten Verfügbarkeiten erneut kürzten. Unterdessen gingen die Lieferzeiten ein weiteres Mal zurück. Allerdings fiel die Verkürzung nur geringfügig aus, da viele Befragte von verzögerten Lieferungen aus Asien und den Auswirkungen von Kurzarbeit bei einigen Zulieferern berichteten.

Den aktuellen Daten zufolge sind die Kosten in der Industrie weiter gesunken. Neben rückläufigen Preisen für Rohstoffe wie Stahl meldeten manche Manager auch niedrigere Frachtraten sowie Rabatte seitens der Zulieferer.

Insgesamt hat sich der Kostenrückgang seit September leicht abgeschwächt. Anders sah es bei den Verkaufspreisen aus, die in Anbetracht des erbitterten Wettbewerbs um neue Aufträge so stark gesunken sind wie seit fünf Monaten nicht mehr.

Beim Blick in die Zukunft blieb die Mehrheit der Umfrageteilnehmer pessimistisch. Immerhin, die Einschätzungen fielen nicht mehr ganz so düster aus wie beim Tief im September. Nach wie vor schmälert vor allem die wirtschaftliche und politische Ungewissheit die Aussichten, sowie die schwächelnde Automobilbranche und der vor sich hin dümpelnde Bausektor.

Jonas Feldhusen, Volkswirt der Hamburg Commercial Bank, kommentiert:

"Die Stimmung in Deutschlands Industrie war auch im Oktober schlecht. Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass der konjunkturelle Tiefpunkt womöglich im Vormonat erreicht wurde. Zwar blieb der EMI auch im Oktober tief im rezessiven Bereich, dennoch zeigte er eine leichte Verbesserung, ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau.

Es ist jedoch Vorsicht bei der Interpretation geboten, da es sich lediglich um eine Verbesserung von einem Monat zum nächsten handelt. Aufschluss über eine nachhaltige Trendwende könnten die kommenden Monate geben. Ein Hoffnungsschimmer liegt in den Auftragseingängen. Dieses schrumpfen zwar weiterhin, allerdings hat die Geschwindigkeit deutlich abgenommen, was auf eine mögliche Stabilisierung hindeutet.

Alle Subsektoren stecken in einer Dauerkrise. Im Konsumgüterbereich hat sich die Stimmung im Oktober weiter verschlechtert. Jedoch waren die Rückgänge bei Produktion und Neuaufträgen nicht so stark wie in den vergangenen Monaten. Noch schlechter sieht es im Investitions- sowie im Vorleistungsgütersektor aus.

Besonders besorgniserregend ist, dass das Thema Stellenabbau nicht nur bei Volkswagen, wo drei Werksschließungen und umfangreiche Entlassungen zur Diskussion stehen, sondern auf dem gesamten Arbeitsmarkt immer akuter wird.

Das geldpolitische Umfeld könnte für das verarbeitende Gewerbe ein kleiner Lichtblick sein. So hat die EZB die Zinsen im Oktober gesenkt und plant eine weitere Senkung im Dezember. Die Fed folgte sogar mit einer Reduktion um 50 Basispunkte. HCOB Economics rechnet 2024 mit einem weiteren Zinsschritt in der Eurozone und zweien in den USA. Diese Maßnahmen könnten den Finanzierungsdruck mindern und die Nachfrage im exportorientierten deutschen Industriesektor stützen. Solange jedoch die strukturellen Probleme in Deutschland bestehen bleiben, bleiben die Aussichten trübe. Denn die Unternehmen beklagen nach wie vor fehlende Investitionssicherheit, hohe Energiekosten sowie die starke Konkurrenz und schwache Nachfrage aus China."

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