Baukrise drückte Gewinn bei Wienerberger massiv nach unten
Ergebnis nach Steuern schrumpfte gegenüber Vorjahresperiode
von 223,5 auf 0,5 Mio. Euro - Starke Kürzungen im Werksnetz,
Russland-Geschäft verkauft - Erholung in Europa frühestens
2025
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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Gekürzt und weitere Zitate des CEO (4. und 5. Absatz)
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Der börsennotierte Baustoffriese Wienerberger hat
heuer im ersten Halbjahr die Immobilien- und Baukrise heftig zu
spüren bekommen und unter dem Strich kaum noch Gewinne erzielt. Das
Ergebnis nach Steuern brach gegenüber dem Vergleichszeitraum im
Vorjahr von 223,5 auf 0,5 Mio. Euro ein, wie aus dem aktuellen
Halbjahresbericht hervorgeht. Der Umsatz blieb stabil bei 2,2 Mrd.
Euro.
"Heuer ist ein schwieriges Jahr, vor allem in Neubausegment",
resümierte Konzernchef Heimo Scheuch am Mittwoch in der Früh in
einer Telefonkonferenz mit Analysten. In Deutschland und Frankreich
seien die Märkte regelrecht eingebrochen.
Wienerberger habe darauf rasch mit "optimierten Kostenstrukturen"
und, wo erforderlich, mit weiteren Restrukturierungsmaßnahmen
reagiert. Das laufende, auf Ertragswachstum und Effizienzsteigerung
ausgerichtete "Selbsthilfeprogramm", das im Vorjahr einen
Ergebnisbeitrag von 46 Mio. Euro geliefert habe, werde ebenfalls
fortgesetzt, teilte das Unternehmen mit.
"Wir haben heuer sehr stark in das Werksnetz eingegriffen, haben
die Kosten weil die Nachfrage natürlich gerade im Neubau - nicht nur
in Österreich, sondern vor allem in Deutschland im Benelux und in
Frankreich sehr stark rückläufig war, und auch in Nordamerika",
präzisierte Scheuch im Ö1-"Mittagsjournal des ORF-Radios. "Somit
mussten wir Kapazitäten senken, Menschen freistellen und hier
einzelne Abschreibungen vornehmen", fügte er hinzu. Unter dem Strich
beschäftigte Wienerberger im Berichtszeitraum 20.485
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Vorjahresperiode: 19.195).
Bei diesen "außerordentlichen, einmaligen Effekten" sei "auch ein
sehr großer Effekt aus dem Verkauf des russischen Geschäfts, das wir
heuer gemacht haben, drinnen". Das Ergebnis der Wienerberger wäre -
das herausgerechnet - "durchaus um 150 Millionen besser".
Das Niveau der Verkaufserlöse bezeichnete der weltgrößte
Ziegelhersteller als "solide Halbjahresperformance vor dem
Hintergrund globaler politischer Unsicherheiten, die aufgrund der in
mehreren wichtigen Ländern 2024 anstehenden Wahlen die
Investitionsneigung bremsen".
Während der Wohnungsneubau schwächelt, entwickelten sich die
Segmente Renovierung und Infrastruktur (Wasser- und
Energiemanagement) den Angaben zufolge relativ stabil
beziehungsweise gut. "Der Wohnungsneubau trug zum ersten Mal weniger
als 50 Prozent zum Konzernumsatz bei", berichtete der CEO.
Die Zinssätze würden langsamer sinken als von Wienerberger
erwartet. Das dämpfe auch die Kreditnachfrage. Die Neubautätigkeit
sei schwach. Vor allem die Nachfrage nach Einfamilienhäusern bleibt
hinter den Erwartungen von Wienerberger zurück.
Angesichts des herausfordernden Umfelds fährt der Konzern ein
massives Sparprogramm - Kapazitäten werden, wo nötig, gekürzt,
Anlagen stillgelegt. So sei es etwa auch im deutschen Dachbereich zu
Einschnitten gekommen, in geringerem Ausmaß auch in Frankreich. Das
Unternehmen setzt laut Eigenangaben "weiterhin auf effektives
Kostenmanagement".
Ins erste Halbjahr fiel auch der Abschluss der Übernahme des
französischen Dachspezialisten Terreal, der Produkte für die
Dachreparatur und -sanierung anbietet. Dabei handle es sich um "die
größte Akquisition der Unternehmensgeschichte", betonte Scheuch. Die
Integration von Terreal in die Gruppe sei in vollem Gange.
Auf den Gewinn gedrückt habe heuer bisher vor allem der Einbruch
der Neubautätigkeit in Nordamerika und Westeuropa. "Die Märkte sind
steil nach unten gegangen, vor allem in Deutschland", erklärte
Scheuch. Deutliche Rückgänge im Wohnbau gebe es aber auch in
Frankreich und in Österreich. "Das ist es, was wir jetzt zu verdauen
haben, auf diesen Märkten", erklärte der CEO. Den Rückgang in Kanada
und auf dem US-Markt bezeichnete Scheuch als "temporär".
In Osteuropa, wo der Nachfragerückgang früher eingesetzt habe,
ortet der Konzernchef für den Rest des Jahres weitere
Erholungstendenzen. "Den Tiefpunkt in Osteuropa haben wir nun
gesehen, jetzt bewegen wir uns aus diesen niedrigen Zahlen heraus",
so Scheuch. "Im zweiten Quartal haben wir erste positive Impulse
gesehen, vor allem in Osteuropa", bekräftigte Finanzvorstand Gerhard
Hanke.
In Westeuropa - auf den für Wienerberger wichtigen Märkten
Österreich, Deutschland, Frankreich, Belgien und den Niederlanden -
dürfte das noch etwas länger dauern - laut Scheuch "bis ins Jahr
2025 hinein". "Es wird noch sechs Monate dauern, beginnend mit den
Niederlanden", so der CEO. In Deutschland soll es noch länger nicht
so weit sein. Aber auch die früher einsetzende Erholung der anderen
Märkte werde "noch nicht das Niveau von 2021 erreichen".
2025 sollen sich laut Konzernchef eine "komplette" Markterholung
und Kosteneinsparungen zeigen, erst 2026 dann wieder die gewohnten
Marktniveaus - mit einem operativen EBITDA von voraussichtlich mehr
als 1,2 Mrd. Euro.
(Redaktionelle Hinweise: 1116-24, Format 88 x 94 mm)
kre/cgh
ISIN AT0000831706
WEB http://www.wienerberger.com
ISIN AT0000937503
WEB http://www.voestalpine.com