Baukrise zerbröselte Gewinn bei Wienerberger
Ergebnis nach Steuern schrumpfte gegenüber Vorjahresperiode
von 223,5 auf 0,5 Mio. Euro - Umsatz bei 2,2 Mrd. Euro stabil
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Der börsennotierte Baustoffriese Wienerberger hat
heuer im ersten Halbjahr die Immobilien- und Baukrise heftig zu
spüren bekommen und unter dem Strich kaum noch Gewinne erzielt. Das
Ergebnis nach Steuern brach gegenüber dem Vergleichszeitraum im
Vorjahr von 223,5 auf 0,5 Mio. Euro ein, wie aus dem aktuellen
Halbjahresbericht hervorgeht. Der Umsatz blieb stabil bei 2,2 Mrd.
Euro.
"Heuer ist ein schwieriges Jahr, vor allem in Neubausegment",
resümierte Konzernchef Heimo Scheuch am Mittwoch in einer
Telefonkonferenz mit Analysten. In Deutschland und Frankreich seien
die Märkte regelrecht eingebrochen.
Wienerberger habe darauf rasch mit "optimierten Kostenstrukturen"
und, wo erforderlich, mit weiteren Restrukturierungsmaßnahmen
reagiert. Das laufende, auf Ertragswachstum und Effizienzsteigerung
ausgerichtete "Selbsthilfeprogramm", das im Vorjahr einen
Ergebnisbeitrag von 46 Mio. Euro geliefert habe, werde ebenfalls
fortgesetzt, teilte das Unternehmen mit.
Das Niveau der Verkaufserlöse bezeichnete der weltgrößte
Ziegelhersteller als "solide Halbjahresperformance vor dem
Hintergrund globaler politischer Unsicherheiten, die aufgrund der in
mehreren wichtigen Ländern 2024 anstehenden Wahlen die
Investitionsneigung bremsen".
Während der Wohnungsneubau schwächelt, entwickelten sich die
Segmente Renovierung und Infrastruktur (Wasser- und
Energiemanagement) den Angaben zufolge relativ stabil
beziehungsweise gut. "Der Wohnungsneubau trug zum ersten Mal weniger
als 50 Prozent zum Konzernumsatz bei", berichtete der CEO.
Die Zinssätze würden langsamer sinken als erwartet. Das dämpfe
auch die Kreditnachfrage. Die Neubautätigkeit sei schwach. Vor allem
die Nachfrage nach Einfamilienhäusern bleibt hinter den Erwartungen
von Wienerberger zurück.
Angesichts des herausfordernden Umfelds fährt der Konzern ein
massives Sparprogramm - Kapazitäten werden, wo nötig, gekürzt,
Anlagen stillgelegt. So sei es etwa im deutschen Dachbereich zu
Einschnitten gekommen, in geringerem Ausmaß auch in Frankreich. Das
Unternehmen setzt laut Eigenangaben "weiterhin auf effektives
Kostenmanagement".
Heuer seien bereits kleinere Assets - etwa in Nordamerika und in
Großbritannien - verkauft worden. Auch das Russland-Geschäft sei
veräußert worden, so Finanzvorstand Gerhard Hanke.
Ins erste Halbjahr fiel auch der Abschluss der Übernahme des
französischen Dachspezialisten Terreal, der Produkte für die
Dachreparatur und -sanierung anbietet. Dabei handle es sich um "die
größte Akquisition der Unternehmensgeschichte", betonte Scheuch. Die
Integration von Terreal in die Gruppe sei in vollem Gange.
Auf den Gewinn gedrückt habe heuer bisher vor allem der Einbruch
der Neubautätigkeit in Nordamerika und Westeuropa. "Die Märkte sind
steil nach unten gegangen, vor allem in Deutschland", erklärte
Scheuch. Deutliche Rückgänge im Wohnbau gebe es aber auch in
Frankreich und in Österreich. "Das ist es, was wir jetzt zu verdauen
haben, auf diesen Märkten", erklärte der CEO. Den Rückgang in Kanada
und auf dem US-Markt bezeichnete Scheuch als "temporär".
In Osteuropa, wo der Nachfragerückgang früher eingesetzt habe,
ortet der Konzernchef für den Rest des Jahres weitere
Erholungstendenzen. "Den Tiefpunkt in Osteuropa haben wir nun
gesehen, jetzt bewegen wir uns aus diesen niedrigen Zahlen heraus",
so Scheuch. "Im zweiten Quartal haben wir erste positive Impulse
gesehen, vor allem in Osteuropa", bekräftigte Finanzvorstand Gerhard
Hanke.
In Westeuropa - auf den für Wienerberger wichtigen Märkten
Österreich, Deutschland, Frankreich, Belgien und den Niederlanden -
dürfte das noch etwas länger dauern - laut Scheuch "bis ins Jahr
2025 hinein". "Es wird noch sechs Monate dauern, beginnend mit den
Niederlanden", so der CEO. In Deutschland soll es noch länger nicht
so weit sein. Aber auch die früher einsetzende Erholung der anderen
Märkte werde "noch nicht das Niveau von 2021 erreichen".
Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sank der Gewinn (EBITDA)
heuer im Zeitraum Jänner bis Juni im Vergleich zur Vorjahresperiode
von 448,2 auf 340,5 Mio. Euro. Bereinigt um Auswirkungen von
Veräußerungen von nicht betriebsnotwendigem Vermögen sowie
Strukturanpassungen verringerte sich das operative EBITDA von 454,1
auf 400,1 Mio. Euro. Für das Gesamtjahr 2024 rechnet Wienerberger
hier nun mit 800 bis 820 Mio. Euro.
Die schwächeren Märkte schmälerten das EBITDA heuer im ersten
Halbjahr laut Finanzchef um etwa 100 Mio. Euro, etwa 10 Mio. Euro
davon entfielen allein auf Deutschland. Das Ergebnis vor Zinsen und
Steuern (EBIT) schrumpfte im Jahresabstand von 307,4 auf 121,5 Mio.
Euro.
2025 sollen sich laut Konzernchef eine "komplette" Markterholung
und Kosteneinsparungen zeigen, erst 2026 dann wieder die gewohnten
Marktniveaus - mit einem operativen EBITDA von voraussichtlich mehr
als 1,2 Mrd. Euro.
Das Eigenkapital gab Wienerberger mit 2,8 Mrd. Euro per Ende Juni
2024 an, die Nettoverschuldung mit knapp 2,1 Mrd. Euro. Bis
Jahresende will der Konzern die Verschuldung auf 1,6 Mrd. Euro
eindämmen. Der Verschuldungsgrad hat sich laut Eigenangaben von 45,7
auf 72,5 Prozent verschlechtert.
Leicht gestiegen ist heuer der Personalstand - von weltweit
19.195 auf 20.485 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
(Redaktionelle Hinweise: 1116-24, Format 88 x 94 mm)
kre/cgh
ISIN AT0000831706
WEB http://www.wienerberger.com
ISIN AT0000743059
WEB http://www.omv.com