Die OMV will sich ein grüneres Image und ein neues Logo geben
Hälfte der jährlichen Investitionen soll in nachhaltige
Projekte fließen - Sinkende Nachfrage nach herkömmlichen
Treibstoffen erwartet - Effizienzprogramm soll bis 2027 500
Mio. einbringen - BILD
Die OMV will ihre angepeilte Transformation
vom Öl- und Gaskonzern zu einem integrierten nachhaltigen Chemie-,
Kraftstoff- und Energieunternehmen mit einer neuen Corporate
Identity und einem neuen Markenlogo auch optisch sichtbar machen.
CEO Alfred Stern hat die OMV-Strategie 2030 beim Kapitalmarkttag in
London am Donnerstag in den wichtigsten Punkten bekräftigt. Zu den
Schiedsverfahren mit Gazprom und zum geplanten Joint Venture
Borealis/Borouge gab es keine Neuigkeiten.
Kernelement des neuen Markendesigns ist eine Schleife bzw. ein
Ring, der die Ausrichtung der OMV auf Nachhaltigkeit und
Kreislaufwirtschaft symbolisieren soll. Das Branding und Design wird
auch an allen rund 1.000 OMV Tankstellen in sieben Ländern
implementiert werden.
Ein Update gab es bei den Ergebniszielen für 2030: Das
angestrebte CCS Operative Ergebnis vor Sondereffekten (bereinigt vor
allem um Bewertungseffekte bei Lagerbeständen) wurde von bisher 6
Mrd. Euro auf nun mindestens 6,5 Mrd. Euro angehoben. Darüber hinaus
wird ein Cashflow aus der Betriebstätigkeit von mindestens 7,5 Mrd.
Euro angestrebt, im Vergleich zu zuvor 7 Milliarden.
Ein Effizienzprogramm, das nicht nur auf Kostensenkungen
fokussiere, wie Stern betonte, soll bis Ende 2027 mindestens 500
Mio. Euro einbringen. Bis 2030 strebt die OMV ein CCS Ergebnis je
Aktie vor Sondereffekten von rund 10 Euro an. Rund 50 Prozent sollen
aus dem Segment Chemicals kommen, 20 Prozent aus Fuels & Feedstock
und 30 Prozent aus dem Geschäftsbereich Energy.
Diese Steigerungen spiegeln ein günstigeres Marktumfeld für
Brent-Rohöl, Erdgas und Raffineriemargen wider. Für den Zeitraum
2025 - 2030 wird für Brent-Rohöl ein durchschnittlicher Preis von
etwa 80 Dollar pro Fass (bisher 70 Dollar) und ein THE-Gaspreis
(Trading Hub Europe) von 25 - 30 Euro je Megawattstunde erwartet
(bisher 24/MWh). Die OMV geht davon aus, dass die Nachfrage nach
herkömmlichen Kraftstoffen sinken und der Rohöldurchsatz in den
Raffinerien deshalb zurückgehen wird. Die Raffinerie-Referenzmarge
in Europa wird für 2025 - 2030 auf 6 bis 7 Dollar pro Barrel
geschätzt (bisheriges Ziel: 4,3 Dollar/bbl).
Die Prioritäten bei der Kapitalallokation des Unternehmens wurden
bestätigt. Dazu gehören auch jährliche organische Investitionen von
rund 3,8 Mrd. Euro, wobei 40 bis 50 Prozent davon in nachhaltige
Projekte fließen sollen.
Die regulären Dividenden sollen jedes Jahr erhöht oder zumindest
auf dem Niveau des Vorjahres gehalten werden. Zusätzlich werden
Sonderdividenden ausgeschüttet, wenn der Leverage-Grad der OMV (die
Verschuldung gemessen am Eigenkapital) unter 30 Prozent liegt. Die
Dividendenpolitik sieht vor, dass die Gesamtdividende zusammen mit
der progressiven ordentlichen Dividende etwa 20 bis 30 Prozent des
Cashflows aus der Betriebstätigkeit ausmacht. Zum Ende des ersten
Quartals 2024 belief sich die Nettoverschuldung auf 1,2 Mrd. Euro,
bei einem Leverage-Grad von 4 Prozent.
Das Ziel, die absoluten Treibhausgas-Emissionen, die direkt von
der OMV verursacht werden oder ihr zugerechnet werden können, bis
2030 um 30 Prozent (im Vergleich zu 2019) zu reduzieren, wurde
bestätigt. Geothermie ist eine weitere Säule der
Low-Carbon-Strategie von OMV. Der geografische Schwerpunkt liegt
dabei aufgrund des derzeitigen regulatorischen Umfelds und der
starken bestehenden Präsenz in Deutschland und Österreich.
Die OMV strebt bis 2030 eine Produktionskapazität von 1,5
Millionen Tonnen erneuerbarer Kraftstoffe und chemischer Rohstoffe
pro Jahr an, einschließlich der Produktion von nachhaltigem
Flugkraftstoff (SAF) und erneuerbarem Diesel (HVO). Die
Co-Processing-Anlage in der Raffinerie Schwechat in Österreich wurde
kürzlich in Betrieb genommen und soll noch in diesem Jahr flüssige
Biomasse in erneuerbare hydrierte Pflanzenölkomponenten umwandeln.
Die meisten anderen Projekte werden voraussichtlich gegen Ende des
Jahrzehnts anlaufen, darunter eine Anlage für SAF/HVO in der
Raffinerie Petrobrazi in Rumänien.
An ihren rund 1.700 Tankstellen in Mittel- und Osteuropa (davon
rund 60 Prozent in Österreich und Rumänien) installiert die OMV
unter der Marke OMV eMotion rund 5.000 schnelle und ultraschnelle
Ladestationen für Pkw und Schwerlastfahrzeuge.
Bestätigt wurde auch das Ziel einer Gesamtproduktion von rund 350
kboe/d im Jahr 2030, wobei der Gasanteil auf 60 Prozent steigen
soll. Die OMV will ihr Portfolio auf drei Regionen neu ausrichten:
Nord (Norwegen), Mittel- und Osteuropa (reife Felder in Österreich
und Rumänien sowie Wachstumschancen im Schwarzen Meer) und Süd
(Nordafrika und Mittelmeerraum). Eines der Kernstücke der Strategie
im Segment Energy ist das Projekt Neptun Deep im rumänischen Teil
des Schwarzen Meeres. Die OMV Petro ist dabei die Betreiberin und
hält einen 50-prozentigen Anteil an dem Projekt im Wert von 4 Mrd.
Euro. Das Genehmigungsverfahren läuft, die Bohrungen sollen 2025
beginnen, und die erste Gasproduktion wird 2027 erwartet.
Zum geplanten Joint Venture Borealis/Borouge hatte OMV-Chef Stern
auch heute nichts Neues zu vermelden: Für die ergebnisoffenen
Verhandlungen mit ADNOC (Abu Dhabi National Oil Company) habe man
sich kein Zeitlimit gesetzt - die Materie sei sehr kompliziert, weil
man für alle Eigentümer ein optimales Ergebnis erreichen wolle.
Auf die laufenden Schiedsverfahren mit dem russischen
Gazprom-Konzern wollte sich Stern im Detail nicht äußern. Mit dem
von russischer Seite verlangten Gerichtsstandort St. Petersburg ist
die OMV nicht einverstanden, man habe vertraglich etwas anderes
vereinbart, betonte Stern. Bei dem noch bis 2040 laufenden
Gasliefervertrag mit Gazprom verweist der OMV-Chef darauf, dass als
Übergabeort die slowakisch-österreichische Grenze vereinbart sei.
Sollte der russisch-ukrainische Gastransit-Vertrag wie erwartet Ende
2024 nicht verlängert werden, würde Gazprom also vertragsbrüchig.
ivn/tsk
ISIN AT0000743059
WEB http://www.omv.com
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WEB www.verbraucherschutzverein.at
http://www.volkswagenag.com