 Konjunktur
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Datum/Zeit: 08.06.2024 16:04 Quelle: Konjunktur - Presseaussendung |
Eurozone-Industrieproduktion nähert sich der
Stabilisierung im Mai weiter an
Ergebnisse auf einen Blick:
HCOB Einkaufsmanagerindex Industrie Eurozone bei 47,3 (April: 45,7). 14-Monatshoch
HCOB Industrie Eurozone Index Produktion bei 49,3 (April: 47,3). 14-Monatshoch
Peripherie-Länder verzeichnen Produktionswachstum; verlangsamte Talfahrt in Deutschland und Frankreich
Der Rückgang der Eurozone-Industrieproduktion schwächte sich im Mai nicht nur den dritten Monat in Folge ab, er fiel überdies
so schwach aus wie seit über einem Jahr nicht mehr und näherte sich damit der Stabilisierung weiter an. Laut aktueller HCOB
PMI® Umfrage von S&P Global verringerten sich auch die Verluste beim Gesamt-Auftragseingang sowie beim Exportneugeschäft, und die Einkaufsmenge wurde nicht mehr ganz so stark reduziert wie zuletzt. Der Ausblick hellte sich weiter auf.
Der HCOB Einkaufsmanagerindex™ Industrie Eurozone, der von S&P Global erhoben wird und der das Ergebnis der Mai-Umfrage zur Geschäftsentwicklung in der Eurozone-Industrie in einem Wert widerspiegelt, stieg im Mai auf 47,3 Punkte von
45,7 im April – der höchste Wert seit März 2023. Damit ist der Sektor mit der niedrigsten Rate seit über einem Jahr
geschrumpft.
Gestiegen sind die Industrie-PMIs in der Mehrzahl der von der Umfrage erfassten Länder. In Deutschland und Frankreich – den
größten Volkswirtschaften im Euroraum – verlangsamte sich die Talfahrt, wenngleich Deutschland noch immer am
schlechtesten abschnitt. Im Aufschwung waren hingegen Spanien und die Niederlande, wo die jeweiligen Industriesektoren so
kräftig wuchsen wie seit 2022 nicht mehr. Griechenland blieb Spitzenreiter, wenngleich sich die Wachstumsrate hier auf ein 4-
Monatstief abschwächte.
Die Produktion stabilisierte sich in der Eurozone im Mai nahezu. Zwar ging sie erneut zurück, diesmal jedoch nur noch minimal
und mit der niedrigsten Rate seit über einem Jahr. Bremsfaktor blieb der erneute Auftragsrückgang, wenngleich das Minus so
geringfügig ausfiel wie seit zwei Jahren nicht mehr. Und beim Exportneugeschäft schlugen die schwächsten Verluste seit Mai
2022 zu Buche.
Um die Produktion vor dem Hintergrund der nach wie vor gedämpften Nachfrage zu stützen, wurden die Auftragsbestände
zwar ein weiteres Mal kräftig abgebaut, die Rate fiel jedoch so niedrig aus wie zuletzt im August 2022. Aufgrund anhaltender
Überkapazitäten sanken die Beschäftigtenzahlen in der Eurozone-Industrie den zwölften Monat in Folge, wobei der
Stellenabbau wie im April nur moderat ausfiel.
Die Einkaufsmenge wurde im Mai mit der niedrigsten Rate seit September 2022 reduziert. Ausschlaggebend hierfür waren nicht
zuletzt die ausreichend gefüllten Lager. In der Tat wurden die Bestände an Vormaterialien sogar den 16. Monat in Folge
abgebaut. Und die Lieferzeiten für Rohstoffe und andere Produktionsmaterialien verkürzten sich ein weiteres Mal.
Die Einkaufspreise sanken auch im Mai wieder, diesmal jedoch nur noch minimal und mit der niedrigsten Rate seit Beginn des
Preisrückgangs im März 2023. Und auch die Verkaufspreise wurden erneut reduziert.
Mit dem höchsten Wert seit Februar 2022 fielen die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist wieder überdurchschnittlich
optimistisch aus.
Rangliste der Industrie-PMIs im Mai
Griechenland 54,9 4-Monatstief
Spanien 54,0 26-Monatshoch
Niederlande 52,5 21-Monatshoch
Frankreich 46,4 (Flash: 46,7) 3-Monatshoch
Österreich 46,3 15-Monatshoch
Italien 45,6 5-Monatstief
Deutschland 45,4 (Flash: 45,4) 4-Monatshoch
Dr. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, kommentiert:
“Das könnte der Wendepunkt im verarbeitenden Gewerbe sein. Denn der Sektor steht kurz davor, dem seit April 2023
andauernden Produktionsrückgang zu stoppen. Dies wird vor allem von einer günstigeren Entwicklung bei den Vorleistungs- und Kapitalgütern gestützt. Dazu kommt, dass mehr Unternehmen als zuvor von dem positiven Trend bei den Auftragseingängen aus dem In- und Ausland berichten, wenngleich die Mehrheit noch über Rückgänge klagt. Erfreulich ist zudem die
Zuversicht der Firmen, die hinsichtlich ihrer künftigen Produktion auf dem höchsten Stand seit Anfang 2022 ist.
Die Zuversicht nimmt zu, die Unternehmen bleiben aber vorsichtig. So bauen sie per Saldo weiterhin Personal ab und halten
sich beim Einkauf von Vorleistungsgütern noch immer zurück. Die Vorsicht zeigt sich auch in den beschleunigt sinkenden
Lagerbeständen der Fertigprodukte. Denn dies kann so gedeutet werden, dass einige Unternehmen von einer höheren
Nachfrage überrascht wurden, der sie nicht sofort durch eine Ausweitung der Produktion nachkommen konnten oder
wollten.
Deutschland setzt möglicherweise bald zu einem Überholmanöver an. Zwar belegt das Land trotz eines deutlichen Anstiegs
des HCOB PMI unter den vier großen Euroländern weiterhin den letzten Platz, ist Italien aber dicht auf den Fersen. Denn in
Italien, das bis vor kurzem noch als Outperformer gegolten hatte, hat sich die Lage zusehends verschlechtert. Mit nur
geringem Abstand folgt Frankreich, wo sich der Industriesektor in den letzten Monaten weniger stark verbessern konnte als
in Deutschland. Nur Spanien scheint bis auf Weiteres uneinholbar zu sein, es ist derzeit das einzige unter den Euro-4
Ländern mit einem wachsenden Industriesektor.“
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