Verbund senkt Gas- und Strompreise für Bestandskunden
Preissenkungen für Gas ab 1.5. und für Strom ab 1.7. -
Aufstockung und Verlängerung des "Härtefallfonds" bis Ende
2025
Der teilstaatliche Energiekonzern Verbund senkt die
Gas- und Strompreise für Bestandskunden. Ab 1. Mai soll die
Gaspreise um durchschnittlich 8 Prozent sinken. Ab 1. Juli folgen
die Strompreise, die auf 15,60 Cent netto (18,72 Cent brutto) je
Kilowattstunde (kWh) sinken sollen. Für einen Haushalt mit einem
Stromverbrauch von 3.500 kWh bedeute das eine Ersparnis von
durchschnittlich 100 Euro, je nach Tarif bis zu 500 Euro, sagte
Verbund-Chef Michael Strugl im APA-Gespräch.
Die Preissenkungen gelten für das "Treueangebot", aber auch in
den anderen Tarifen sollen die Preise "deutlich" sinken. Die
Bestandskundinnen und -kunden werden im April und Mai über Umfang
und Details informiert. Ab 1. Mai werde es für Neukunden auch ein
Angebot für Erdgaslieferungen aus Alternativen zu russischen
Gasquellen geben, kündigte Strugl an. Der konkrete Tarif hänge noch
von behördlichen Regelungen ab, was als nicht-russisches Gas gelte
und wie dies nachzuweisen sei. Außerdem bietet der Energieversorger
ab 1. Mai erstmals die Umrüstung auf Wärmepumpen samt Tarif an, der
10 bis 15 Prozent unter dem Standardtarif liegen soll.
Der Verbund-Chef und Präsident von Österreichs E-Wirtschaft
kritisierte im Gespräch mit der APA erneut die mangelnde
Rechtssicherheit bei Preisklauseln in Lieferverträgen.
Preisanpassungen - Preissenkungen ebenso wie Preiserhöhungen -
müssten demnach in neuen Verträgen vereinbart werden. In diesem
Zusammenhang führe das börsennotierte Unternehmen österreichweit
rund 50 Verfahren. "Das ist sehr unangenehm für die Lieferanten,
aber auch für die Kunden, weil sie nicht wissen, wie die Verfahren
ausgehen", so Strugl. Auch bei den nun angekündigten Preissenkungen
müsse man alle Kunden einzeln durchgehen und werde "relativ lange
brauchen, bis alle in den neuen Verträgen drinnen sind". Strugl
erneuerte seine Forderung nach einer entsprechenden gesetzlichen
Grundlage, die auch vor Gericht Bestand hat. Derzeit werde dieser
Versuch im neuen Elektrizitätswirtschaftsgesetz unternommen. "Wir
hoffen noch auf ein Ergebnis in dieser Legislaturperiode."
Der Verbund stockt zudem seinen Härtefallfonds für Kundinnen und
Kunden, die ihre Gas- oder Stromrechnung nicht bezahlen können, von
derzeit 10 Mio. auf 20 Mio. Euro auf. Die Unterstützung soll bis
Ende 2025 verlängert werden. "Wir sehen, dass die Nachfrage wieder
nach oben geht", sagte Jürgen Bormann, Geschäftsführer der
Verbund-Tochter Energy4Customers, im APA-Gespräch. Angesichts der
Entspannung am Strommarkt halbiert sich ab 1. Juli der staatliche
Stromkostenzuschuss auf maximal 15 Cent pro kWh, mit Ende 2024 läuft
die Strompreisbremse aus. Mit dem Auslaufen des
Stromkostenzuschusses rechnet Österreichs größter Stromversorger bei
einigen Kundinnen und Kunden mit einer "deutlichen Zunahme der
Probleme", die Stromrechnung zu bezahlen.
Die Großhandelspreise für Strom fallen unterdessen weiter. Im
April sinkt der Österreichische Strompreisindex (ÖSPI) im Vergleich
zum Vormonat März um rund 6,4 Prozent, gegenüber dem April des
Vorjahres liegt er um 65,1 Prozent niedriger, teilte die
Österreichische Energieagentur am Donnerstag mit.
Die sinkenden Strompreise wirken sich auch auf die
Einspeisetarife für Photovoltaik aus. Der Verbund hat rund 20.000
Kundinnen und Kunden, die über das Unternehmen Strom einspeisen.
Durch den boomenden Ausbau der Photovoltaik kommt zu Spitzenzeiten
viel Angebot auf den Markt, was zu sehr niedrigen Preisen in den
Stunden der Erzeugung führt. "Deswegen gehen in der gesamten Branche
die Einspeisetarife nach unten und das wird auch bei uns so sein",
sagte Bormann. Im Sommer und in der Mittagszeit gebe es bereits ein
Überangebot, das immer häufiger zu negativen Strompreisen führe.
Damit würden auch die Einspeisetarife weiter sinken.
"Ich würde einen Hausspeicher viel stärker fördern als die
Paneele", ergänzte Strugl. Derzeit seien die Anschaffungskosten für
einen Speicher noch hoch. Hier brauche es, so der Verbund-Chef,
Anreize, in Speicher zu investieren - das entlaste die Netze und sei
ein wirtschaftlicher Vorteil für die Haushalte, die den zu Mittag
produzierten Strom am Abend wieder ausspeichern könnten. Nachdem die
Einspeisevergütung nach unten geht, erwarte man eine Trendwende,
sodass wieder kleinere PV-Anlagen oder Speicher gebaut werden. Als
die Einspeisevergütung noch deutlich höher war, seien teilweise
überdimensionierte PV-Anlagen auf Privatdächern installiert worden.
sag/cgh
ISIN AT0000746409
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