Konjunktur

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Datum/Zeit: 03.03.2024 18:48
Quelle: Konjunktur - Presseaussendung

Industrie Eurozone: Schwächster Auftragsrückgang im Februar seit knapp einem Jahr



Ergebnisse auf einen Blick:

HCOB Einkaufsmanagerindex Industrie Eurozone bei 46,5 (Januar: 46,6). 2-Monatstief
HCOB Industrie Eurozone Index Produktion bei 46,6 (Januar: 46,6). unverändert
Schwächste Rückgänge bei Neuaufträgen und Einkaufsmenge seit März 2023

Angesichts der schwächsten Rückgänge bei Frühindikatoren wie Auftragseingang und Einkaufsmenge seit knapp einem Jahr liefert die aktuelle HCOB PMI® Umfrage abermals zaghafte Anzeichen dafür, dass die Eurozone-Industrie im Februar weiter auf dem Weg der Besserung war. Die Produktion ging zwar erneut zurück, das Tempo hat sich jedoch stabilisiert.

Erfreulich war auch, dass die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist genauso optimistisch ausgefallen sind wie zum 9- Monatshoch im Januar.

Gleichzeitig verkürzten sich die Lieferzeiten wieder, nachdem sie sich im Vormonat leicht verlängert hatten. Die Einkaufspreise sanken ein weiteres Mal, was erneute Nachlässe bei den Verkaufspreisen nach sich zog.

Der HCOB Einkaufsmanagerindex™ Industrie Eurozone sank gegenüber dem 10-Monatshoch im Januar lediglich um 0,1 Punkte auf 46,5 und signalisierte damit, dass die Eurozone-Industrie im Februar mit der zweitniedrigsten Rate seit März 2023 geschrumpft ist. Der Hauptindex wird von S&P Global erhoben und spiegelt das Ergebnis der Februar-Umfrage zur Geschäftsentwicklung in der Eurozone-Industrie in einem Wert wider.

Der Indexrückgang war diesmal ausschließlich auf Deutschland - die größte Volkswirtschaft der Eurozone - zurückzuführen, wo der stärkste Wachstumsrückgang seit vier Monaten zu verzeichnen war. Am besten liefen die Geschäfte in Griechenland und Irland, hier wuchsen die Industriesektoren so kräftig wie zuletzt vor 24 bzw. 20 Monaten. Spanien kehrte nach knapp einem Jahr wieder auf den Wachstumspfad zurück, und in den Niederlanden, Italien und Frankreich schwächte sich der Wachstumsrückgang jeweils ab.

Das Auftragsminus verringerte sich im Februar den vierten Monat in Folge und fiel so niedrig aus wie seit März 2023 nicht mehr. Erfreuliche Signale lieferte auch der Frühindikator Einkaufsmenge, der den schwächsten Rückgang seit knapp einem Jahr auswies. All diese Verbesserungen gingen einher mit einer Stabilisierung der Geschäftsaussichten, die genauso optimistisch ausfielen wie zum 9-Monatshoch im Januar.

Die Produktion wurde laut aktueller Umfrage zwar ein weiteres Mal zurückgefahren, die Rate blieb gegenüber Januar jedoch unverändert und war folglich die zweitschwächste seit zehn Monaten. Ungeachtet dessen setzte sich der Abbau der Auftragsbestände nicht nur fort, er beschleunigte sich gegenüber Januar sogar nochmals leicht – und dies, obwohl die Beschäftigtenzahlen zum neunten Mal hintereinander gesunken sind.

Der Lagerabbau hielt auch im Februar weiter an. So sanken die Bestände an Vormaterialien wegen der verkürzten Lieferzeiten mit der niedrigsten Rate seit sechs Monaten. Dass sich die Lieferzeiten nach der erstmaligen Verlängerung seit einem Jahr im Vormonat nun wieder verkürzten, deutet auf eine gelungene Neuausrichtung der Lieferketten infolge der Unterbrechungen im Roten Meer hin. Die Bestände an Fertigwaren sanken mit leicht verlangsamtem Tempo.

Seit genau einem Jahr sinken die Einkaufspreise in der Eurozone-Industrie nun bereits ununterbrochen. Ungeachtet des schwächsten Rückgangs seit März 2023 gingen sie im Februar erneut stark zurück. Und die Verkaufspreise wurden ein weiteres Mal reduziert.

Rangliste der Industrie-PMIs im Februar

Griechenland 55,7 24-Monatshoch
Irland 52,2 20-Monatshoch
Spanien 51,5 20-Monatshoch
Niederlande 49,3 13-Monatshoch
Italien 48,7 11-Monatshoch
Frankreich 47,1 (Flash: 46,8) 11-Monatshoch
Österreich 43,0 unverändert
Deutschland 42,5 (Flash: 42,3) 4-Monatstief

Dr. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, kommentiert:

“Die bereits seit einem Jahr andauernde Rezession in der Industrie der Eurozone will nicht enden. Die Produktion ist erneut in ähnlichem Tempo zurückgegangen wie im Vormonat, was vor allem auf die Schwergewichte Deutschland und Frankreich zurückzuführen ist. Spanien hingegen ist das erste der vier führenden Euro-Länder, das wieder in den Wachstumsbereich zurückkehrt. Etwas positiver ist, dass sich der Rückgang der Auftragseingänge in der Eurozone leicht abgeschwächt hat, was einen Hoffnungsschimmer auf eine mögliche Nachfrageerholung in der Zukunft gibt.

Die Angriffe der Huthis auf Handelsschiffe im Roten Meer hatten nur eine vorübergehende Auswirkung, die im Januar zu einer kurzzeitigen Verlängerung der Lieferzeiten führte, gefolgt von einer Verkürzung im Februar. Es ist daher unwahrscheinlich, dass der schwächere Rückgang der Einkaufspreise in diesem Monat auf die Spannungen im Roten Meer zurückzuführen ist, sondern eher auf die normalen Bewegungen der Rohstoffpreise, wie z. B. den jüngsten Anstieg der Ölpreise. Der grundsätzliche Trend der geringeren Nachfrage, der nach wie vor die Hauptursache für kürzere Vorlaufzeiten ist, hält weiter an.

Die Lagerbestände nehmen weiterhin rasant ab, wenn auch im zweiten Monat in Folge mit leicht abgeschwächtem Tempo.

Trotz dieser leichten Abmilderung gibt es kaum Anzeichen für ein baldiges Ende des seit einem Jahr andauernden Lagerabbaus.

Die Aussichten für die künftige Produktion bleiben vorsichtig optimistisch, auch wenn der entsprechende Index immer noch leicht unter dem langfristigen Durchschnitt liegt, was das generell gedämpfte Umfeld widerspiegelt. Auch reduzieren die Firmen weiter ihre Belegschaft, scheuen aber davor zurück, allzu aggressive Maßnahmen zu ergreifen. Insgesamt erwarten die Unternehmen also keine besonders rosige Zukunft, sie bereiten sich aber auch nicht auf depressive Zeiten vor.

Stattdessen scheinen sie in einer Art Warteposition zu verharren: Die Geschäfte laufen weiter und man bereitet sich darauf vor, wieder aktiv zu werden, sobald sich Anzeichen einer Verbesserung ergeben.“

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