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Datum/Zeit: 04.06.2023 19:42 Quelle: Allgemeines - Presseaussendung |
Deutsche Industrie im Mai: Erster Produktionsrückgang seit vier Monaten
aufgrund von heftigen Einbußen im Exportgeschäft
Ergebnisse auf einen Blick:
Neuaufträge so stark rückläufig wie seit letztem November nicht mehr
Geschäftsaussichten jetzt pessimistisch
Fallende Kosten und Wettbewerbsdruck lassen Verkaufspreise fast stagnieren
Laut der aktuellen Umfrageergebnisse von HCOB zum Einkaufsmanagerindex haben sich die
Geschäftsbedingungen in Deutschlands Industrie im Mai weiter verschlechtert. So ging die Nachfrage insgesamt,
aber vor allem die Neuaufträge aus dem Ausland noch kräftiger zurück. Das heftige Minus wirkte sich auch auf die
Produktion aus, die erstmals seit vier Monaten schrumpfte. Zudem rutschten die Geschäftsaussichten binnen
Jahresfrist in den negativen Bereich ab.
Gleichzeitig führte der zunehmende Wettbewerbsdruck in Verbindung mit sinkenden Kosten dazu, dass die
Verkaufspreise nur so marginal stiegen wie seit über zweieinhalb Jahren nicht mehr.
Der HCOB Einkaufsmanagerindex Deutschland™ - der die Geschäftslage anhand der Kennzahlen für
Auftragseingang, Produktion, Beschäftigung, Lieferzeiten und Vormaterialbeständen in einem Wert widerspiegelt
– rutschte im Mai noch tiefer in den roten Bereich. Mit 43,2 Punkten lag der Index unter dem April-Wert (44,5) und
zugleich auf dem tiefsten Stand seit drei Jahren.
Die sich verschlechternde Lage des Sektors geht in erster Linie auf die anhaltende Nachfrageflaute in allen
Bereichen zurück. Die Umfrageteilnehmer nannten dazu eine Reihe von Gründen, wie zum Beispiel den
Lagerbestandsabbau der Kunden, die nachlassende Investitionsbereitschaft angesichts ungünstigerer
Kreditkonditionen, den unsicheren Geschäftsausblick sowie die vielerorts knappen Budgets. Die Anzahl der
Neuaufträge sank so kräftig wie seit sechs Monaten nicht mehr und war in allen drei Teilbereichen (Konsum-,
Vorleistungs-, und Investitionsgüter) rückläufig. Beim Auslandsgeschäft schlug sogar das größte Minus seit letztem
Oktober zu Buche.
Nach leichten Zuwächsen in den vergangenen drei Monaten ging die Produktion im Mai wieder zurück. Zwar fiel
der Rückgang solide aus, jedoch bei Weitem nicht so stark wie der der Auftragseingänge, da zahlreiche
Unternehmen ihre Fertigung mittels Abarbeitung von unerledigten Aufträgen hoch hielten konnten oder sogar
ausweiteten. Folglich setzte sich der seit einem Jahr andauernde Rückgang der Auftragsbestände nicht nur erneut
fort, sondern fiel auch so deutlich aus wie seit einem halben Jahr nicht mehr.
Die aktuellen Daten zeigen des Weiteren, dass die Vormateriallager der Hersteller noch stärker geschrumpft sind
als zuletzt. Dies lag nicht nur an den niedrigeren Produktionsraten, sondern auch an den zuverlässigeren Lieferketten sowie Bemühungen, den Cashflow zu erhöhen. Die besser funktionierende Materialversorgung wurde
zudem durch eine weitere markante Verkürzung der Vorlaufzeiten unterstrichen, wenngleich der entsprechende
Index gegenüber dem Rekordhoch von April etwas nachgegeben hat. Das Bestreben vieler Industrieunternehmen,
die Lagerbestände abzubauen, führte zu einer kräftigen Reduzierung der Einkaufsmenge im Berichtsmonat.
Der geringere Bedarf an Rohmaterialien in Verbindung mit sinkenden Energiekosten ließ den Druck auf die
Einkaufspreise weiter zurückgehen. Diese verbilligten sich den vierten Monat in Folge und mit der schnellsten Rate
seit Februar 2016. Der nachlassende Kostendruck und der erbitterte Wettbewerb um neue Aufträge führten
derweil dazu, dass die Hersteller weniger dazu neigten, ihre eigenen Preise anzuheben. Demnach stiegen die
Verkaufspreise nur marginal und mit der schwächsten Rate in der seit Oktober 2020 anhaltenden Inflationsphase.
Bei den Geschäftsaussichten zeigte sich die Mehrheit der Umfrageteilnehmer erstmals in diesem Jahr
pessimistisch. Nach wie vor bereiten vor allem die lahmende Weltwirtschaft, geopolitische Spannungen, das
steigende Zinsniveau und die allgemeine Zurückhaltung der Kunden vielen Managern Kopfzerbrechen. Dennoch
setzte sich das Beschäftigungswachstum fort und beschleunigte sich sogar noch gegenüber dem 26-Monatstief
von April.
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