Konjunktur

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Datum/Zeit: 07.05.2023 14:06
Quelle: Konjunktur - Presseaussendung

Eurozone-Industrieproduktion erstmals seit Januar wieder rückläufig



Der erste Produktionsrückgang seit Jahresbeginn sorgte dafür, dass sich die Talfahrt der Eurozone-Industrie im April wieder beschleunigt hat. Überdies fiel das Auftragsminus wegen der sich weiter abschwächenden Nachfrage höher aus als in den zurückliegenden drei Monaten.

Gleichzeitig sanken die Einkaufspreise nicht nur zum zweiten Mal hintereinander, sondern auch so zügig wie zuletzt vor knapp drei Jahren, wozu auch die sich rapide verbessernde Liefersituation beigetragen hat. So verkürzten sich die durchschnittlichen Lieferzeiten im Berichtsmonat mit neuer Rekordrate.

Der HCOB Einkaufsmanagerindex Industrie Eurozone, der von S&P Global Market Intelligence erhoben wird, gab binnen Monatsfrist nicht nur um 1,5 Punkte auf 45,8 nach, er notierte damit auch den zehnten Monat in Folge unter der neutralen Wachstumsmarke von 50 Punkten und kennzeichnete die stärksten Wachstumseinbußen seit den ersten Corona-Lockdowns im Mai 2020.

In sieben der acht Länder, die in die Berechnung des PMI-Hauptindexes einfließen (die schätzungsweise 89% der gesamten Eurozone-Industrie ausmachen), schrumpften die jeweiligen Industriesektoren im April. Schlusslicht war diesmal Österreich (42,0), wenngleich der niedrige Indexwert hier in erster Linie auf den Rekordwert des (inversen) Unterindexes Lieferzeiten zurückzuführen war. Dies galt auch für Deutschland (44,5), Vorletzter der PMI-Rangliste im April. Griechenland (52,4) verzeichnete im Berichtsmonat als einziges der erfassten Länder Wachstum.

Nach zweimonatiger Ausweitung wurde die Produktion im April wieder moderat zurückgefahren, der entsprechende Index sank auf den tiefsten Wert seit Dezember 2022. Ausschlaggebend hierfür war die sich weiter abschwächende Nachfrage. So fiel das zwölfte Auftragsminus in Folge im April wieder höher aus als in den drei Vormonaten, was die Umfrageteilnehmer auf die Ausgabenzurückhaltung der Kunden und deren prall gefüllte Lager zurückführen. Die Nachfrage von den Auslandsmärkten ging ebenfalls stärker zurück als im März.

Dass die Auftragsbestände zum elften Mal hintereinander und noch zügiger abnahmen als in den zurückliegenden vier Monaten, deutet darauf hin, dass es verbreitet zu Kapazitätsüberhängen kam.

Aufgrund der rückläufigen Produktionsanforderungen infolge ausbleibender Neuaufträge wurde die Einkaufsmenge so kräftig gekürzt wie zuletzt vor fünf Monaten.

Da folglich die Kapazitäten auf Lieferantenseite nicht ausgelastet waren, verkürzten sich die durchschnittlichen Lieferzeiten so stark wie nie seit Umfragebeginn im Jahr 1997. Bereits im März hatten sich die Lieferzeiten mit Rekordrate verringert. Angesichts der verbesserten Liefersituation und der erneuten Reduzierung der Einkaufsmenge fiel der dritte Rückgang der Bestände an Vormaterialien im April so stark aus wie seit Januar 2021 nicht mehr.

Ausschlaggebend für die kürzeren Lieferzeiten waren laut Befragten die verbesserteVerfügbarkeit von Rohstoffen und der verringerte Wettbewerb im Markt. Dass sich Angebot und Nachfrage wieder stärker anglichen, sorgte auch dafür, dass die Einkaufspreise nicht nur den zweiten Monat in Folge, sondern auch so rasant sanken wie seit knapp drei Jahren nicht mehr.

Überdies seien Preisverhandlungen mit Lieferanten oftmals erfolgreich verlaufen, hieß es. Gleichzeitig wurden die Verkaufspreise mit der niedrigsten Rate seit November 2020 angehoben.

Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist fielen wieder etwas optimistischer aus als im März. Der Stellenaufbau setzte sich zwar den 27. Monat in Folge fort, er verlangsamte sich jedoch gegenüber März und fiel so schwach aus wie zuletzt im Februar 2021.

Rangliste der Industrie-PMIs im April

Griechenland 52,4 2-Monatstief
Spanien 49,0 3-Monatstief
Irland 48,6 35-Monatstief
Italien 46,8 6-Monatsstief
Frankreich 45,6 (Flash: 45,5) 35-Monatstief
Niederlande 44,9 35-Monatstief
Deutschland 44,5 (Flash: 44,0) 35-Monatstief
Österreich 42,0 35-Monatstief

Dr. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, kommentiert:

„Das Verarbeitende Gewerbe der Eurozone hat gemäß dem HCOB PMI Outputindex im April weniger produziert. Dieser Rückgang hat länderübergreifend stattgefunden, denn in Frankreich und Italien zeigen die regionalen PMI-Indizes ebenfalls eine nachlassende Produktion an, während sie in Deutschland und Spanien nahezu stagniert. Diese Schwäche dürfte damit zu tun haben, dass viele Unternehmen angesichts der lange Zeit angespannten Lieferketten ihre Lagerbestände massiv aufgebaut hatten und jetzt feststellen, dass sie des Guten etwas zu viel getan haben.“

„Die erneut deutlich verkürzten Lieferzeiten sind auf der einen Seite ein Zeichen der Normalisierung, müssen zusammen mit einigen anderen Indikatoren aber auch als Nachfrageschwäche interpretiert werden. Dazu passt der zu beobachtende wiederholte Rückgang der Auftragseingänge, einschließlich der aus dem Ausland.

Auch das Volumen der von den Firmen getätigten Einkäufe gibt einen Hinweis auf eine abnehmende Nachfrage und Produktion.

„Ginge es nur nach den Güterpreisen, liefe es für die Europäische Zentralbank in die richtige Richtung. Denn laut HCOB PMI-Umfrage sind die Verkaufspreise im April mit nachlassendem Momentum gestiegen. Zudem sind die Einkaufspreise erneut deutlich gefallen. Die Notenbanker haben bislang dennoch keinen Grund, sich zurückzulehnen. Denn sowohl die bis jetzt vorliegenden Preisdaten vom Flash PMI für Dienstleistungen als auch die entsprechenden Eurostat-Inflationsdaten für März – die wichtigste Komponente bei der Messung der Teuerung – spiegeln weiterhin einen erheblichen Preisdruck wider.“

„Die künftigen Geschäftsaussichten wurden derweil etwas freundlicher beurteilt als im Vormonat. Das mag angesichts der abnehmenden Auftragseingänge überraschen. Jedoch bewegen sich die Auftragsbestände in den vier großen Euroländern laut Eurostat weiterhin nahe ihrer Rekordwerte. Die befragten Unternehmen rechnen daher kurzfristig nicht mit einem Einbruch ihrer Produktion.“

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