RBI arbeitet an Verkauf oder Abspaltung des Russland-Geschäfts
Strobl: Konzentrieren uns auf Transaktionen, die zum Ausstieg
führen - Geschäftsvolumen in Russland wird reduziert -
Medienkritik des RBI-Aufsichtsratsvorsitzenden - BILD
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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Ergänzter Untertitel, Medienkritik von Hameseder (7. Abs.), Verkaufsfragen (8. Abs.)
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Die stark in Russland vertretene Raiffeisen
Bank International (RBI) grenzt ihre Optionen in Russland ein. Man
konzentriere sich auf Transaktionen, die zum Ausstieg führen, sagte
RBI-Chef Johann Strobl am Donnerstag in der Hauptversammlung der
Bank in Wien. Konkret geht es um einen Verkauf oder eine Abspaltung.
Bisher hielt sich das Institut in Bezug auf Russland "alle Optionen"
offen, wodurch der Eindruck entstand, man wolle den Ukraine-Krieg
und die Sanktionen aussitzen.
"Wir haben uns dazu entschieden, dass wir mögliche Transaktionen,
die zu einem Verkauf oder einer Abspaltung der Raiffeisenbank
Russland und ihrer Entkonsolidierung aus dem RBI-Konzern führen, in
voller Übereinstimmung mit den lokalen und internationalen Gesetzen
und Vorschriften und in Absprache mit den jeweils zuständigen
Behörden weiterzuverfolgen", sagte Strobl. In allen Szenarien, auch
im Fall einer vollständigen Entkonsolidierung der Raiffeisenbank
ohne Gegenwert, würde die Kernkapitalquote des RBI-Konzerns robust
bleiben, versicherte er.
Während man die möglichen Transaktionen weiterverfolge, würde man
die Geschäftsaktivitäten in Russland weiter reduzieren, kündigte er
an. Konkret sprach er von der einer Reduktion des Volumens von
Kundenkredite sowie bei Fremdwährungstransaktionen, die zu einer
Verringerung des Zahlungsverkehrsgeschäfts des RBI-Konzerns führen
würden.
Die Raiffeisenbank in Russland werde allerdings Bankgeschäfte
beibehalten, um die Bedingungen zur Aufrechterhaltung ihrer
Banklizenz zu erfüllen, und werde ihre Kunden weiter unterstützen,
versicherte der RBI-Chef. Zudem habe man eine Fürsorgepflicht für
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Märkten, darunter 9.000
Personen in Russland.
Einen Zeitplan für die nun in Betracht gezogenen Optionen nannte
Strobl nicht. Eine Abspaltung würde zumindest einige Monate dauern.
Ein Verkauf könnte schneller gehen, sofern es einen Käufer gibt. In
beiden Fällen bräuchte die RBI eine Reihe behördlicher
Genehmigungen, bei einem Verkauf zudem einen Käufer, der nicht
sanktioniert ist, und eine "Sonderentscheidung" des russischen
Präsidenten Wladimir Putin.
Bei einer Abspaltung würden die RBI-Aktionäre dann zwei Aktien
besitzen, eine für die RBI ohne Russland und eine zweite für das
Russlandgeschäft. Laut Spaltungsgesetz müsste die zweite Aktie an
einer europäischen Börse notieren.
Bereits vor dem RBI-Chef hatte sich am Donnerstagvormittag auch
RBI-Aufsichtsratsvorsitzende Erwin Hameseder zu Wort gemeldet und
sich auf Ukrainisch insbesondere bei den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern der ukrainischen Tochterbank für ihre Arbeit unter
"unvorstellbaren Bedingungen" bedankt. Kritik übte Hameseder an
Medienberichten über die Russland-Aktivitäten der Bank. "Nun erleben
wir, dass die RBI aus der völlig risikolosen Behaglichkeit einzelner
Redaktionsstuben heraus belehrt wird und ihr unmoralisches Verhalten
vorgeworfen wird", erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende. Vorwürfe,
dass RBI der Verlockung des Geldes erlegen und sich am Krieg
bereichern wollte, bezeichnete er als "inhaltlich falsch wie
moralisch überheblich".
Hameseder machte aber auch klar, dass ein etwaiger Verkauf der
Russland-Tochter äußerst schwierig sein würde. "Der Marktwert
unserer Beteiligung, für die sich in der aktuellen Lage kaum ein
wünschenswerter Käufer finden lässt, ist drastisch gesunken", sagte
er.
RBI-Chef Strobl bezog am Donnerstag in seiner Rede wiederholt
klar Position zum Krieg in der Ukraine und sprach von einem
"völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine".
"Dass ein so sinnloser Krieg in Europa möglich ist, hat unser
Vorstellungsvermögen bei weitem gesprengt und macht uns traurig",
sagte er. Das unermessliche Leid der Menschen in der Ukraine sei
nicht in Worte zu fassen, konstatierte er und verwies auch auf
humanitäre Projekte seiner Bank für Ukrainerinnen und Ukrainer.
Nachdem bereits vor Beginn der Hauptversammlung einige Dutzend
Ukrainer vor dem Veranstaltungsort demonstriert hatten, kam es gegen
Ende von Strobls Präsentation zu einem Zwischenruf eines
wahrscheinlich ukrainischen Aktivisten, der die Raiffeisenbank auf
Russisch als "Terrorist" und "Kriegsverbrecher" beschimpfte. Der
RBI-Chef reagierte wenig begeistert: "Es tut mir leid für die
Unterbrechung. Sie sehen - man kann trotz all dieser Hilfen immer
noch unzufrieden sein, und das muss ich auch zur Kenntnis nehmen",
sagte er.
pro/hgh/stf
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