Raiffeisen Russland - Russische Forbes-Ausgabe sieht "Pattsituation"
Westliche Sanktionen und Druck von US-Kontrollbehörde als
mögliche Trigger für Ausstieg - Veränderung im Vorstand der
russischen Bank im Vorjahr
Die russische Ausgabe von "Forbes" sieht
Raiffeisen im Zusammenhang mit ihrer russischen Tochter in einer
"Pattsituation". Da es sich bei Raiffeisen Russland um eine
systemrelevante Bank handle, sei eine Liquidation ausgeschlossen und
es wäre bloß der Verkauf an russische Firmen oder Ausländer aus
"freundlichen Staaten" vorstellbar, referierte das
Wirtschaftsmagazin am Freitag eine russische Juristin. Von konkreten
Verkaufsgesprächen ist in der Branche jedoch nichts bekannt.
Theoretisch könnte die russische Raiffeisenbank für 50 Prozent
des Marktwerts verkauft werden, zitierte das Magazin die
Rechtsexpertin. Die Frage ist jedoch dabei, wer sie kaufen könnte,
schrieb "Forbes". Denn es sei wahrscheinlich, dass die Bank nach
einer etwaigen Übernahme durch einen russischen Investor mit
westlichen Sanktionen belegt würde und in diesem Fall hohe Gewinne
wie 2022 unwahrscheinlich wären, erzählte "Forbes" ein
Gesprächspartner aus dem russischen Raiffeisenumfeld.
Mehrere vom Magazin befragte Experten gingen gleichzeitig davon
aus, dass Raiffeisen möglichst lange versuchen werde, den Status quo
zu erhalten. "Raiffeisen kann wie gehabt weiterarbeiten und dabei
versuchen, Sanktionsvorgaben exakt zu beachten und nach Möglichkeit
US-amerikanische und europäische Regulatoren nicht zu verärgern",
sagte dem Magazin ein Analyst eines russischen Finanzdienstleisters.
Zu einem Ausstieg würden jedenfalls westliche Sanktionen oder
wachsender Druck der Kontrollbehörde des US-Finanzministeriums OFAC
führen. "Dann müsste die Gruppe die bittere Pille schlucken und die
durch einen Verkauf des Geschäfts in Russland entstandenen Verluste
abschreiben - eine andere Wahl gibt es dann nicht", erklärte dem
Medium ein Gesprächspartner aus dem Umfeld der russischen
Zentralbank.
"Forbes" berichtete zudem, dass mit Roman Silber ein
Vorstandsmitglied die russische Raiffeisenbank nach dem Beginn des
russischen Aggressionskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar 2022
verlassen hatte. Dieser Wechsel war bisher nicht öffentlich
kommuniziert worden - Raiffeisen Russland hatte im vergangenen Jahr
die Rubrik "Führung" einfach von der Homepage gelöscht. In
Ermangelung von aktualisierten Informationen war neben dem
Vorstandsvorsitzenden Sergej Monin und dem Vorstand Nikita Patrachin
im Februar deshalb fälschlicherweise auch Ex-Vorstand Silber für
eine angeblich laufende Tätigkeit bei Raiffeisen Russland von der
Ukraine sanktioniert worden.
Eine Sprecherin des Mutterkonzerns Raiffeisen International (RBI)
ließ zuletzt Fragen der APA nach dem aktuellen Vorstand der
Raiffeisenbank in Russland unbeantwortet, informierte aber
detailliert über einen Wechsel im dortigen Aufsichtsrat, den
RBI-Vorstandsvorsitzender Johann Strobl und sein
RBI-Vorstandskollege Lukasz Januszewski Ende Februar 2023 verlassen
haben. Beide Spitzenmanager fanden sich zuletzt auch auf der
offiziellen ukrainischen Sanktionsvorschlagsliste der "Nationale
Agentur für Korruptionsvorbeugung" (NASK). Da Januszewski
gleichzeitig auch im Aufsichtsrat der ukrainischen Raiffeisentochter
vertreten ist, wäre seine etwaige Sanktionierung in der Ukraine für
RBI durchaus problematisch.
hgh/cri/cs
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