wiiw: Osteuropa zeigt sich wirtschaftlich widerstandsfähig
Stärkeres Wachstum als in der Eurozone - Ausnahme Ungarn
dürfte 2023 Abschwung erleben - Russische Wirtschaft dürfte
weiter schrumpfen - GRAFIK
Die osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten dürften 2023
trotz Ukraine-Kriegs und Inflation wirtschaftlich stärker wachsen
als die Eurozone, so die Prognose des Wiener Instituts für
Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw). Relativ stark sollte
sich auch die Balkan-Region entwickeln. Für die kriegsgebeutelte
Ukraine wird nach dem starken Einbruch 2022 heuer ein Wachstum von
drei Prozent prognostiziert. Die russische Wirtschaft dürfte
hingegen um drei Prozent schrumpfen.
Die elf EU-Staaten in Ost- und Südosteuropa (EU-CEE11) werden ihr
Bruttoinlandsprodukt (BIP) laut Prognose real (also
inflationsbereinigt) um durchschnittlich ein Prozent steigern, nach
einem geschätzten Plus von vier Prozent im Vorjahr. "Die hohe
Inflation stellt Haushalte und Unternehmen zwar vor große Probleme,
nicht zum ersten Mal sehen wir aber eine beeindruckende
Widerstandsfähigkeit in der Region", so Richard Grieveson,
stellvertretender Direktor des wiiw und Hauptautor der
Winterprognose.
Die Teuerung dürfte in den EU-CEE11 heuer auf hohem Niveau etwas
an Fahrt verlieren. Die wiiw-Volkswirte rechnen mit einer Inflation
in der Region von 11,4 Prozent, nach 13,5 Prozent im Jahr 2022. Die
Arbeitslosenrate dürfte hingegen leicht ansteigen. Eine Ausnahme
bildet Ungarn: Dem Land wird 2023 ein wirtschaftlicher Rückgang von
einem Prozent vorhergesagt. Auch dürfte die Teuerungsrate nochmals
auf 16 Prozent zulegen.
Für die Westbalkan-Region, zu der mehrere EU-Anwärter gehören,
wird für 2023 mit einem realen Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent
gerechnet. Besonders stark dürften sich die kosovarische (plus 3,4
Prozent) und die albanische (plus drei Prozent) Volkswirtschaft
entwickeln.
Von der Resilienz Osteuropas profitiere auch Österreich. Der Wert
der Exporte in die Region (Balkan u. EU-CEE11) sei zwischen Jänner
und Oktober 2022 im Jahresvergleich um 24 Prozent gestiegen und
damit stärker als die Gesamtexporte (plus 18 Prozent).
Die Prognosen beruhen auf der Annahme, dass Russland den Krieg in
der Ukraine militärisch nicht weiter eskaliere. "Sofern das nicht
passiert, könnte die Konjunktur in Osteuropa ab der zweiten
Jahreshälfte wieder anspringen. Der größte Unsicherheitsfaktor
bleibt aber der Krieg in der Ukraine", sagt Grieveson. Das gilt
insbesondere für die Ukraine selbst. Die russischen Angriffe auf die
kritische Infrastruktur haben hier zu Stromabschaltungen geführt und
in weiterer Folge die Erzeugungskosten erhöht.
2022 ist die ukrainische Wirtschaft um 30 Prozent eingebrochen,
für heuer wird mit einem Plus von drei Prozent gerechnet. In den
Folgejahren 2024 und 2025 soll das Wachstum dann jeweils acht
Prozent betragen, so das wiiw. Die Inflationsrate soll dann nach
20,2 Prozent im Vorjahr heuer bei 16 Prozent liegen. Das
Haushaltsdefizit werde 2023 rund 20 Prozent des BIP entsprechen,
wird geschätzt.
Die russische Wirtschaft dürfte hingegen nach einem
vergleichsweise geringen Rückgang von 2,5 Prozent 2022, heuer um
drei Prozent schrumpfen. "Verantwortlich dafür zeichnen neben der
Teilmobilmachung und den Ausfällen beim Gas-Export nach Europa vor
allem die neuen Ölsanktionen des Westens", heißt es dazu in der
wiiw-Aussendung. Die hohen Rüstungsausgaben würden die Rezession
aber begrenzen. "Aussagekräftiger als die BIP-Zahlen für die
Entwicklung des Landes erscheinen daher Indikatoren wie die
Einzelhandelsumsätze. Diese sind seit Beginn des Krieges um 8
Prozent bis 10 Prozent gesunken."
(Redaktionelle Hinweise: 0139-23, Format 88 x 112 mm
CVJ-441)
spo/bel
ISIN
WEB http://www.wiiw.ac.at/
ISIN GB00B128C026
WEB http://www.airberlin.com
http://www.flyniki.com