Minister Kocher zeigt Mangelberufen die Rot-Weiß-Rot-Karte
Die Mangelberufsliste 2023 ist die bisher umfangreichste -
Rot-Weiß-Rot-Karte wird gut angenommen - Kritik von
Gewerkschaft
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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: 6. bis 8. Absatz: Stellungnahmen von Wirtschaftskammer und Gewerkschaft
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Der Fachkräftemangel in Österreich spiegelt sich in
der Liste der Mangelberufe wider. Die Liste für 2023 ist die bisher
umfangreichste: Sie beinhaltet 100 bundesweite sowie 58 regionale
Berufe und ist damit die umfangreichste bisher. Für diese Berufe
gibt es erleichterte Zulassungsvoraussetzungen für den Erhalt der
Rot-Weiß-Rot-Karte und damit Zugang zum Arbeitsmarkt, geht aus einer
Aussendung des Wirtschaftsministeriums hervor.
Und Fachkräfte aus dem Ausland nützen diese Möglichkeit, in
Österreich legal zu arbeiten: Bis Ende Oktober wurden heuer 1.890
Rot-Weiß-Rot-Karten für Mangelberufe ausgestellt, mehr als doppelt
so viel wie im Vergleichszeitraum 2021 (938). Vor allem im Oktober,
nach der Reform, die zu einer einfacheren und schnelleren Ausgabe
der Karten führte, stieg die Nachfrage. "Das zeigt, dass die
Attraktivierung der Rot-Weiß-Rot-Karte bereits wirkt", wird Arbeits-
und Wirtschaftsminister Martin Kocher in der Aussendung zitiert.
Als Mangelberuf gilt ein Beruf, wenn weniger als 1,5
Arbeitssuchende pro Stelle zur Verfügung standen. Aber auch Berufe
mit besonderem Bedarf können in die Liste aufgenommen werden. "Mit
einer deutlichen Ausweitung der Mangelberufsliste verstärken wir
unsere Bemühungen zusätzlich, um so den Arbeits- und
Fachkräftemangel bestmöglich zu bekämpfen", ergänzte Kocher.
Neu auf der Bundesliste für Mangelberufe sind laut Ministerium
etwa Elektromechaniker, Diplomingenieure für das Bauwesen und
Speditionsfachleute. Auf die Liste der Mangelberufe schafften es
auch Buchhaltung, physikalisch-technische Sonderberufe und nicht
diplomiertes Krankenpflegepersonal.
Die Liste der regionalen Mangelberufe führt Oberösterreich mit 44
länderspezifischen Berufen an, gefolgt von Salzburg (26), der
Steiermark (17), Tirol und Vorarlberg mit jeweils 12 und
Niederösterreich mit 7. In Wien gibt es lediglich 2 und im
Burgenland sowie in Kärnten jeweils nur einen Mangelberuf.
Für den Tourismus sei die Rot-Weiß-Rot-Karte jedoch nur bedingt
geeignet, teilte die Wirtschaftskammer Österreich in einer
Aussendung mit. Zu Beginn der Wintersaison habe sich die Situation
am touristischen Arbeitsmarkt zugespitzt. Zwar habe es in Hotellerie
und Gastronomie im Oktober mit 198.826 Beschäftigten um 2,8 Prozent
mehr gegeben als im Vergleichsmonat 2019. Allerdings seien 40
Prozent davon nur in Teilzeit tätig. Robert Seeber,
Bundesspartenobmann Tourismus und Freizeitwirtschaft, fordere daher
dringend ein Maßnahmenpaket gegen den Arbeitskräftemangel im
Tourismus. Allein in Tirol fehlten demnach weit über 1.000
Saisonniers.
Einerseits müssten die gesetzlichen Rahmenbedingungen zur
Attraktivierung der Bedingungen für Mitarbeiter im Tourismus
verbessert werden und andererseits bedürfe es mehr Flexibilität bei
Beschäftigung von Drittstaatssaisonniers und Aushilfskräften. Die
von Seeber geforderten Maßnahmen beinhalten unter anderem bessere
steuerrechtliche Bedingungen für temporäre Arbeitskräfte sowie für
Überstunden und für Mitarbeiterwohnungen. Aber auch
tourismusgerechte öffentliche Kinderbetreuungsplätze sowie eben die
tourismusgerechte Adaptierung der Rot-Weiß-Rot-Karte könnten helfen.
Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Gewerkschaft Vida, spricht in
einer Aussendung der Gewerkschaft von einer "Bankrotterklärung der
österreichischen Fachkräfteausbildung". Mit der Rot-Weiß-Rot-Karte
und der erweiterten Mangelberufsliste würden vollkommen falsche
Anreize gesetzt, so der vida-Vorsitzende weiter: "Branchen, die sich
nicht um Personalvorsorge kümmern, werden belohnt." Kocher habe noch
immer nicht erkannt, dass die Arbeitsbedingungen zu verbessern sind,
anstatt Arbeitskräfte aus dem Ausland zu holen, die für wenig Geld
bereit sind, alles zu tun.
fel/bel
ISIN
WEB https://news.wko.at/presse
http://www.vida.at
ISIN AT0000743059
WEB http://www.omv.com