voestalpine schraubte Gewinn kräftig nach oben
Ergebnis nach Steuern um 47 Prozent auf 715 Mio. Euro erhöht -
Gasspeicher sind für drei Monate Vollproduktion gefüllt -
Ausblick für Gesamtjahr bestätigt - GRAFIK
---------------------------------------------------------------------
AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Weitere Details und Zitate nach der Pressekonferenz
---------------------------------------------------------------------
Der Stahlkonzern voestalpine hat im ersten
Fiskalhalbjahr 2022/23 einen Gewinnsprung hingelegt. Das Ergebnis
nach Steuern stieg gegenüber der Vorjahresperiode um 47 Prozent auf
715 Mio. Euro. "Generell kann man sagen, wir haben von der hohen
Nachfrage und auch einem guten Preisniveau profitiert und haben in
einem zunehmend schwierigen Umfeld gegen Ende des ersten Halbjahres
ein Rekordergebnis erzielen können", sagte CEO Herbert Eibensteiner
in einer Online-Pressekonferenz.
Der Umsatz wuchs um knapp 37 Prozent von 6,8 auf 9,3 Mrd. Euro.
"Das erste Quartal war geprägt von hohen Rohstoffkosten", hielt
Finanzvorstand Robert Ottel fest. Im zweiten Quartal sei das etwas
zurückgegangen, aber dafür sei es zu hohen Energiekosten gekommen.
Die voestalpine hatte laut Eibensteiner "über weite Bereiche eine
sehr gute Nachfrage in den wesentlichen Marktsegmenten". Gebremst
sind die Geschäfte allerdings im Automotive-Bereich.
"Wir erwarten die Entwicklung des Stahlbedarfs im
Automobilbereich auf dem aktuellen Niveau, aber in nächster Zeit
keine Verbesserung", räumte der CEO ein. Der Sektor sei "gedämpft
durch Lieferprobleme". Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine
mangle es an Halbleitern und Kabelbäumen. Vor allem in Europa war
die Branche weiterhin von Engpässen in ihren Lieferketten betroffen.
Die Nachfrage war hier "stabil, aber auf einem niedrigeren Niveau",
so der Konzernchef.
Die Automobilindustrie war weiterhin "von Engpässen in ihren
Lieferketten betroffen und verharrte in Europa auf moderatem
Niveau", wie das Unternehmen mitteilte. Besser hätten sich die
Rahmenbedingungen an den außereuropäischen Standorten dargestellt,
vor allem in China sei die Entwicklung trotz umfassender Lockdowns
weitgehend günstig verlaufen.
"Aufgrund der weltweit hohen Energiepreise eine sehr starke
Dynamik" verzeichnete der Konzern im ersten Geschäftshalbjahr laut
Eigenangaben jedenfalls bei der Belieferung des Energiesektors. Auch
der klare Aufwärtstrend im Segment Luftfahrt habe sich weiter
fortgesetzt. Der Geschäftsbereich Bahninfrastruktursysteme habe sich
trotz Schwierigkeiten in der Logistik gewohnt solide entwickelt.
"Für die zweite Hälfte unseres Geschäftsjahres prognostizieren
Wirtschaftsforscher eine weitere, deutliche Abkühlung der
Konjunktur. Mit unserer globalen Aufstellung und unserer
branchenmäßigen Diversifikation sind wir bestmöglich vorbereitet",
erwartet Eibensteiner.
Als Abnehmer von Produkten wartet der Energiesektor nach wie vor
mit einer starken Nachfrage auf und zahlt auch hohe Preise dafür.
"Im Öl- und Gasbereich wachsen wir natürlich mit dem Markt, der
jetzt sehr gut läuft", berichtete der Konzernchef.
Die Voest produziert unter anderem Nahtlosrohre für die Öl-und
Gasexploration, Grobblech für Pipelines und Bohrplattformen und
andere Bereiche wie etwa die Windindustrie, Stahlkonstruktionen für
die Photovoltaik sowie Ventile für Pumpen, die beispielsweise im
Bereich erneuerbare Energie zum Einsatz kommen.
Angesichts des Angriffskriegs Russlands in der Ukraine, hat die
voestalpine ihre Gasversorgung nach Kräften optimiert, indem sie
selbst Gas eingespeichert und die eigene Erdgasversorgung
diversifiziert hat. "Aktuell beziehen die europäischen Standorte des
voestalpine-Konzerns in etwa die Hälfte ihres Erdgasbedarfes von
Quellen außerhalb Russlands", so der Konzern. "Wir haben jetzt 1,5
Terawatt Gas eingespeichert - bis auf Weiteres bleibt dieser
Speicher gefüllt", präzisierte Eibensteiner. Das Erdgas aus dem
eigenen Speicher allein würde den Konzernangaben zufolge für eine
Vollproduktion von mindestens drei Monaten ausreichen.
Bei der Versorgung mit Rohstoffen hat sich die Voest seit dem
Ausbruch des Ukraine-Krieges in den vergangenen Monaten neu
organisiert. "Wir haben unsere Lieferwege von Rohstoffen umgestellt,
die aus Russland gekommen sind, und auch die Lieferungen aus der
Ukraine, die jetzt nicht mehr kommen sind umgestellt", erklärte der
Konzernchef. "Die Rohstoffversorgung ist soweit für die voestalpine
gesichert", sagte Eibensteiner zur APA. Die hohen Energiekosten
bleiben eine große Herausforderung für den Stahlkonzern, der für die
Produktion naturgemäß extrem viel Energie benötigt. "Die Dämpfung
der Energiepreise wird relevant für uns", so der CEO.
Das Management bestätigte am Mittwoch die erst kürzlich
angehobene Prognose für das gesamte Geschäftsjahr, das Ende März
ausläuft. Aufgrund der "hervorragenden Ergebnisentwicklung" im
ersten Halbjahr und in Erwartung einer schwächeren Konjunktur im
zweiten Halbjahr rechnet der Vorstand - aus heutiger Sicht - mit
einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA)
zwischen 2,3 und 2,4 Mrd. Euro, also auf Vorjahresniveau (2,3 Mrd.
Euro).
Diese Zahl beinhalte positive Einmaleffekte aus einem noch im
laufenden Geschäftsjahr erwarteten Grundstücksverkauf im Volumen von
rund 120 Mio. Euro. Dabei handelt es sich laut Finanzvorstand Ottel
um ein Betriebsgelände der ehemaligen Böhler-Gruppe in Düsseldorf.
Der Verkauf an einen Immobilienentwickler sei noch nicht
abgeschlossen. Nicht in dem Ausblick auf das Gesamtjahr
berücksichtigt sind "allfällige unerwartete wirtschaftliche
Verwerfungen aus dem weiteren Verlauf des Kriegsgeschehens in der
Ukraine sowie etwaige Energieversorgungsprobleme in Europa", wurde
betont.
Dem allgegenwärtigen Fachkräftemangel begegnet das Unternehmen
mit der Ausbildung eigener Lehrlinge in 30 Berufen - insgesamt sind
das aktuell 1.400, knapp 900 davon in Österreich. Pro Lehrling
investiere die Voest 90.000 Euro.
Um für Beschäftigte ein attraktiverer Arbeitgeber zu sein, wird
firmeneigene Kindergarten gerade ausgebaut und bis zum Frühjahr von
90 auf 200 Betreuungsplätze aufgestockt, mit Betreuungszeiten "rund
um die Uhr". "Wir bauen den Kindergarten, um verstärkt Familien
anzusprechen und für die voestalpine zu interessieren", sagte
Eibensteiner. Dort soll auch in den Randzeiten für Betreuung gesorgt
werden, was für das Arbeiten im Schichtbetrieb notwendig ist.
Weltweit beschäftigte die voestalpine im ersten Geschäftshalbjahr
weltweit 50.374 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
(Vollzeitäquivalente) - um 2,7 Prozent mehr als noch vor einem Jahr.
Der Konzern verfügt über ein Eigenkapital von 7,5 (davor: 6,1)
Mrd. Euro. Die Nettoschulden sanken um 10,2 Prozent auf 2,5 Mrd.
Euro. Die Verschuldungskennzahl Gearing Ratio
(Nettofinanzverschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital) verbesserte
sich von rund 45 auf 33 Prozent.
Der börsennotierte Stahlkonzern startet morgen, Donnerstag, ein
Aktienrückkaufprogramm, das bis 10 Juli 2023 läuft. Dabei sollen bis
zu zehn Millionen auf Inhaber lautende Stammaktien erworben werden.
Das entspricht einem Anteil am Grundkapital von bis zu 5,6 Prozent.
(Redaktionelle Hinweise: 1566-22, Format 88 x 82 mm)
kre/itz
ISIN AT0000937503
WEB http://www.voestalpine.com
ISIN AT0000720008
WEB http://www.telekomaustria.com
https://www.magenta.at
http://www.drei.com