Lenzing setzt Ergebnisprognose für 2022 aus
Gespräche mit AMS über Kurzarbeit in Heiligenkreuz dauern an -
"Es geht nicht nur um den Gaspreis, wir haben auch extrem hohe
Lagerbestände" - Auch mittelfristige Ziele für 2024 wackeln
Der oberösterreichische Faserhersteller
Lenzing setzt seine Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2022 aus
und begründet das mit einer drastisch verschlechterten Entwicklung
des Marktumfelds im laufenden Quartal. "Der weitere Verlauf des
Geschäftsjahres 2022 kann aufgrund der äußerst geringen Visibilität
auf der Nachfrageseite sowie der hohen Volatilität bei den Energie-
und Rohstoffkosten nur bedingt eingeschätzt werden", teilte das
Unternehmen am Montagabend mit.
Vor etwas mehr als einer Woche hatte Lenzing beim
Arbeitsmarktservice Kurzarbeit angemeldet, die Produktion am
Standort in Heiligenkreuz im Südburgenland muss zurückgefahren
werden, weil es wegen des hohen Gaspreises derzeit nicht möglich
sei, dort profitabel zu produzieren, hieß es. "Eine Produktionslinie
wird definitiv zurückgefahren, die zweite ist wahrscheinlich, aber
nicht sicher", sagte ein Lenzing-Sprecher am Montag zur APA. Was die
Kurzarbeit angehe, sei man nach wie vor im Austausch mit dem AMS.
"Es geht nicht nur um den Gaspreis, wir haben auch extrem hohe
Lagerbestände", erklärte der Sprecher. Das sei auch eine Folge der
hohen Inflation, "die Konsumenten haben abrupt aufgehört
einzukaufen."
Der Krieg in der Ukraine, Chinas Zero-Covid-Politik sowie der
deutliche Anstieg der Inflation hätten die Weltwirtschaft deutlich
beeinträchtigt, teilte Lenzing in einer Aussendung mit. Der
Internationale Währungsfonds habe seine Wachstumserwartungen für das
laufende Kalenderjahr im Juli auf 3,2 Prozent gesenkt. "Dieses
drastisch verschlechterte Marktumfeld belastet zunehmend auch das
Konsumklima sowie die Stimmung in den für Lenzing relevanten
Industrien. Infolgedessen gingen die Geschäftsaussichten laut
aktuellen Erhebungen noch einmal deutlich zurück. Basierend auf
aktuellen Annahmen bei den Energie- und Rohstoffkosten sieht Lenzing
auch das Erreichen der mittelfristigen Prognose für 2024 gefährdet."
"Wir erleben gegenwärtig beispiellose Verwerfungen an den
Energie- und Rohstoffmärkten, die das Konsumklima belasten und
unsere Sicht auf die kurz- bis mittelfristige Geschäftsentwicklung
stark einschränken", sagte Vorstandschef Stephan Sielaff laut
Mitteilung. Lenzing könne aber auf eine solide und zukunftsweisende
Strategie sowie hochwertige und innovative Produkte bauen. "Die
langfristigen Wachstumsaussichten bei unseren holzbasierten,
biologisch abbaubaren Spezialfasern sind unverändert positiv."
Die Ergebnisse der Lenzing Gruppe für die ersten drei Quartale
des laufenden Geschäftsjahres werden am Donnerstag, dem 3. November
2022, veröffentlicht.
ivn
ISIN AT0000644505
WEB http://www.lenzing.com
ISIN DE0007472060
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