Hohe Energiepreise belasten Agrana stark
Konzernergebnis stieg von 12 Mio. Euro auf 36 Mio. Euro -
2022/23 "sehr deutlicher" Anstieg beim Betriebsgewinn
erwartet, weil 2021/22 hohe Abschreibungen für
Russland/Ukraine-Geschäft
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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Teilweise Neufassung nach Interview mit Agrana-Chef
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Die stark gestiegenen Energiepreise machen dem
börsennotierte Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern Agrana zu
schaffen. "Die Energiekosten haben sich für uns verdreifacht in den
letzten zwei Jahren", sagte Agrana-Chef Markus Mühleisen im
APA-Gespräch. Vor allem die Zucker- und Stärkeproduktion sei sehr
energieintensiv.
Derzeit deckt die Agrana rund die Hälfte ihres Energieverbrauchs
in Österreich mit Gas. Um die Energieversorgung im Falle eines
russischen Gas-Lieferstopps aufrechtzuerhalten, rüstet der Konzern
bis zum Herbst seine Zucker-und Stärkefabriken in Österreich mit
Heizöl-Brennern zur Dampferzeugung aus. Die Investitionskosten für
das duale Heizsystem belaufen sich auf rund 10 Mio. Euro. Von der
Regierung wünscht sich der Agrana-CEO im Hinblick auf die
Energie-Notfallpläne "noch eine bessere Abstimmung".
Die Agrana hat im ersten Quartal des Geschäftsjahrs 2022/23 einen
deutlich höheren Gewinn erzielt. Das Konzernergebnis stieg von 12,1
Mio. Euro in der Vorjahresperiode auf nun 36,1 Mio. Euro. Der
Gewinnanstieg sei unter anderem auf die "sehr positive Entwicklung"
im Geschäftsbereich Ethanol zurückzuführen, so Mühleisen.
Das Betriebsergebnis (Ebit) im ersten Quartal kletterte um 146,9
Prozent auf 51,6 Mio. Euro, der Umsatz erhöhte sich um 25,6 Prozent
auf 886,3 Mio. Euro. "Die Herausforderungen durch verstärkte
Marktvolatilitäten aufgrund des Ukraine-Krieges haben wir bisher gut
gemeistert", so der Agrana-Chef. "Die Inflation ist ein Thema,
welches alle Beteiligten in der Wertschöpfungskette herausfordert
und daher versuchen wir zunächst alle Effizienzen in unseren
Handlungsbereichen bestmöglich auszuschöpfen." Man erhöhe die
Verkaufspreise "nur dann, wenn es nicht mehr anders geht".
Ein besser laufendendes Fruchtsaftkonzentratgeschäft ließ den
Betriebsgewinn im Segment Frucht auf 19,9 Mio. Euro (Vorjahr: 15,9
Mio. Euro) steigen. Erfreulich sei auch, dass "nach langer Zeit" mit
plus 2,4 Mio. Euro wieder ein positives Quartals-Ebit im Segment
Zucker erwirtschaftet wurde, so der Agrana-Chef. Das sehr starke
Ebit-Anstieg im Stärke-Geschäftsbereich auf 29,3 Mio. Euro (Vorjahr:
11,5 Mio. Euro) ist laut Agrana "auf den margenstarken
Geschäftsbereich Ethanol sowie auf die allgemein noch
preisgesicherten Rohstoffe (inklusive Energie) zurückzuführen".
Ein Rückzug aus Russland ist für den heimischen Konzern derzeit
kein Thema. "Man muss die Situation täglich neu bewerten, momentan
bleiben wir", sagte der Firmenchef. Es sei "eine ständige Abwägung".
Das Unternehmen betreibt ein Fruchtzubereitungswerk südlich von
Moskau und zwei Produktionsstandorte für Fruchtsäfte- und
Fruchtzubereitungen südwestlich von Kiew. Die ukrainischen Werke
sind laut Mühleisen zu 50 Prozent ausgelastet. Es sei
"beeindruckend, was die Mitarbeiter in der Ukraine" leisten.
Für das Gesamtjahr 2022/23 rechnet das Agrana-Management mit
einem "sehr deutlichen Anstieg" beim Ergebnis der Betriebstätigkeit
und mit einem "deutlichen Anstieg" beim Konzernumsatz.
Abschreibungen auf das Russland-und Ukraine-Geschäft hatten dem
Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern im abgelaufenen Geschäftsjahr
2021/22 einen Verlust von rund 12 Mio. Euro eingebrockt. In so
turbulenten Zeiten wie heute gehe es um Verlässlichkeit und
Versorgungssicherheit, so Mühleisen. Man erwarte aber auch, die
insbesondere im Rohstoff- und Energiebereich deutlich gestiegenen
Preisen, in neuen Kundenverträgen weitergeben zu können.
cri/phs
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