Geschäftsverlauf im Geschäftsjahr 2020/21
* Konzernergebnis 325,3 Mio. Euro aufgrund solider operativer
Performance und unbaren Einmaleffekten
* EVN Klimainitiative - neue Klimaschutzziele im Rahmen der Science
Based Targets Initiative geben Reduktionspfad für CO[2]-Emissionen vor
* Beendigung Stromerzeugung aus Kohle durch Verkauf des 49 %-Anteils am
Steinkohlekraftwerk Walsum 10
* Anteil der erneuerbaren Stromerzeugung: 57,1 %
* Investitionsfokus weiterhin auf erneuerbare Erzeugung,
Netzinfrastruktur und Trinkwasserversorgung in Niederösterreich
* Dividendenvorschlag: 0,52 Euro je Aktie
Kennzahlen
* Umsatz: +13,6 % auf 2.394,9 Mio. Euro
* EBITDA: +41,7 % auf 836,5 Mio. Euro
* EBIT: +41,5 % auf 386,4 Mio. Euro
* Konzernergebnis: +62,9 % auf 325,3 Mio. Euro
* Nettoverschuldung: 813,8 Mio. Euro (30. September 2020: 1.037,7 Mio.
Euro)
Energiewirtschaftliches Umfeld
Das Geschäftsjahr 2020/21 war in allen drei Kernmärkten der EVN von
deutlich niedrigeren Temperaturen geprägt als das Vorjahr. Der
durchschnittliche EEX-Börsepreis für Erdgas verdreifachte sich nahezu
aufgrund von generell höherer Nachfrage nach Erdgas, niedrigen
Gasspeicherständen in Europa sowie konjunkturellen Aufholeffekten nach den
Covid-19-bedingten Nachfragerückgängen im Vorjahr. Die Spotmarktpreise für
Strom lagen wegen des markanten Anstiegs der Primärenergiepreise, aber
auch aufgrund des ungünstigen Winddargebots durchschnittlich auf fast
doppelt so hohem Niveau wie im Vergleichszeitraum. Auf dem Terminmarkt
lagen die Strompreise zum Bilanzstichtag um das Dreieinhalbfache über dem
Vergleichswert des Vorjahres. Auch der Marktpreis für
CO[2]-Emissionszertifikate lag um fast 70 % über dem Vorjahreswert.
Auswirkungen der Coronakrise
Dank des integrierten Geschäftsmodells und der breiten
Kundendiversifikation hat die Coronakrise das operative Ergebnis der EVN
im Geschäftsjahr 2020/21 nur punktuell beeinträchtigt. Covid-19-bedingte
Lockdowns, Reisebeschränkungen und Beeinträchtigungen internationaler
Lieferketten erschwerten das internationale Umweltprojektgeschäft und
führten teilweise zu Projektverzögerungen.
Konzernergebnis über Vorjahresniveau
Die Umsatzerlöse der EVN beliefen sich im Geschäftsjahr 2020/21 auf
2.394,9 Mio. Euro und verzeichneten damit gegenüber dem Vorjahr einen
Anstieg um 13,6 %. Zurückzuführen war dies vor allem auf das
internationale Projektgeschäft und hier auf das im Sommer 2020 gestartete
Abwasserprojekt in Kuwait. Zuwächse ergaben sich zudem im Energievertrieb
in Südosteuropa sowie im Netzbetrieb: Neben der kühleren Witterung in
allen drei Kernmärkten wirkten sich hier die per 1. Jänner 2021 von der
E-Control in Österreich festgelegten höheren Netznutzungsentgelte aus.
Höhere Umsatzerlöse waren zudem dank der gestiegenen Stromerzeugung sowie
höherer Strompreise zu verzeichnen. Gegenläufig dazu wirkten geringere
Bewertungseffekte aus Absicherungsgeschäften für die Stromerzeugung.
Der bei den sonstigen betrieblichen Erträgen verzeichnete Anstieg auf
250,1 Mio. Euro (Vorjahr: 64,4 Mio. Euro) ist großteils auf Effekte im
Zusammenhang mit dem Kraftwerk Walsum 10 zurückzuführen. Die EVN hat im
ersten Quartal 2020/21 zunächst zusätzliche Strombezugsrechte übernommen
und anschließend zum 30. September 2021 die 49 %-Beteiligung an dem
Kraftwerk veräußert sowie den Strombezug daraus beendet.
Der Aufwand für Fremdstrombezug und Energieträger nahm um 19,9 % auf
1.064,7 Mio. Euro zu. Wesentliche Faktoren für diese Entwicklung waren
gestiegene Energiebeschaffungskosten in Südosteuropa und bei der EVN
Wärme, der durch die höhere thermische Erzeugung gestiegene
Primärenergieeinsatz sowie gestiegene Großhandelspreise. Aufwandsmindernd
wirkten hingegen Effekte aus der Bewertung von Absicherungsgeschäften.
Getrieben durch die Entwicklungen im internationalen Projektgeschäft
stiegen die Fremdleistungen und der sonstige Materialaufwand um 60,7 % auf
509,2 Mio. Euro an. Mit 361,3 Mio. Euro lag der Personalaufwand im
Berichtszeitraum um 3,4 % über dem Vorjahresniveau. Neben
kollektivvertraglichen Anpassungen beruhte dies u. a. auf der Aufnahme
zusätzlicher Mitarbeiter für das Abwasserprojekt in Kuwait.
Der Ergebnisanteil der at Equity einbezogenen Unternehmen mit operativem
Charakter verbesserte sich auf 239,6 Mio. Euro (Vorjahr: 94,1 Mio. Euro),
wesentlich getrieben von einer operativen Ergebnisverbesserung sowie
Bewertungseffekten aus Absicherungsgeschäften bei der EVN KG. Zudem
standen bei der Verbund Innkraftwerke GmbH und beim Wasserkraftwerk Ashta
den im Vorjahr erforderlichen Wertminderungen (20,7 Mio. Euro bzw. 4,9
Mio. Euro) heuer Wertaufholungen von 25,3 Mio. Euro bzw. 23,8 Mio. Euro
entgegen.
Auf Basis dieser Entwicklungen lag das EBITDA der EVN im Berichtszeitraum
mit 836,5 Mio. Euro um 41,7 % über dem Vorjahreswert. Die planmäßigen
Abschreibungen stiegen investitionsbedingt sowie durch die Abschreibung
von aktivierten Projektvorlaufkosten um 13,8 % auf 337,7 Mio. Euro an. Im
Zusammenhang mit der Übernahme eines zusätzlichen Strombezugsrechts waren
zudem bereits im ersten Quartal 2020/21 Wertminderungen auf ein
thermisches Kraftwerk im Ausmaß von 113,1 Mio. Euro erforderlich geworden.
Auf Basis all dieser Entwicklungen errechnete sich für den
Berichtszeitraum ein EBIT von 386,4 Mio. Euro (Vorjahr: 273,1 Mio. Euro).
Das Finanzergebnis der EVN ging im Berichtszeitraum - trotz der besseren
Performance des R138-Fonds und der mit 0,75 Euro je Aktie (Vorjahr: 0,69
Euro) höheren Dividende der Verbund AG für das Geschäftsjahr 2020 - auf
-20,0 Mio. Euro zurück (Vorjahr: -15,8 Mio. Euro). Zurückzuführen war dies
auf ein Zinssicherungsgeschäft, das für die Gesamtlaufzeit der
Kreditfinanzierung für das Kraftwerk Walsum 10 abgeschlossen worden war,
angesichts der Veräußerung der Beteiligung an diesem Kraftwerk per 30.
September 2021 jedoch vorzeitig aufgelöst wurde.
Per Saldo belief sich das Konzernergebnis auf 325,3 Mio. Euro. Gegenüber
dem Vorjahr entspricht dies einem Anstieg um 62,9 %.
Solide Bilanzstruktur
Die EVN verfügt über eine solide und stabile Kapitalstruktur, die eine
gute Grundlage für die Umsetzung ihrer Investitionsschwerpunkte in
Niederösterreich in den nächsten Jahren bildet. Die Nettoverschuldung lag
am 30. September 2021 bei 813,8 Mio. Euro.
Energie. Wasser. Leben. - Entwicklungen im Energie- und Umweltgeschäft
Energiegeschäft
Im Geschäftsjahr 2020/21 verzeichnete die Stromerzeugung aus erneuerbarer
Energie einen Anstieg um 1,5 % auf 2.283 GWh. Ein gegenüber dem Vorjahr
verbessertes Wasserdargebot kompensierte dabei ein geringeres
Windaufkommen, durch das die Windkraftproduktion trotz der zusätzlichen
Kapazitäten in diesem Bereich unter dem Vorjahreswert blieb. Per 30.
September 2021 verfügte die EVN über eine installierte Windkraftkapazität
von 394 MW (Vorjahr: 367 MW). Dieser Anstieg resultierte aus der
Inbetriebnahme des Windparks Kettlasbrunn II (8,4 MW) im Dezember 2020 und
dem Erwerb eines bestehenden Windparks (18,5 MW) in Niederösterreich per
30. Juni 2021.
Im Rahmen der Strategie 2030 verfolgt die EVN das Ziel, ihre konzernweite
Windkraftkapazität bis 2030 bei entsprechenden energiewirtschaftlichen
Rahmenbedingungen auf 750 MW zu steigern. Dazu sollen Projekte in
Niederösterreich und Bulgarien realisiert werden. Zudem soll in diesen
Zeitraum auch ein konzernweites Potenzial an Photovoltaik-Projekten in
Niederösterreich, Bulgarien und Nordmazedonien mit einer installierten
Leistung von insgesamt 300 MW realisiert werden.
Die thermische Stromerzeugung erhöhte sich im Geschäftsjahr 2020/21 um
11,7 % auf 1.715 GWh, da das Kraftwerk Walsum 10 - verglichen mit dem
Vorjahr - häufiger zum Einsatz kam. Bei den thermischen
Erzeugungskapazitäten erfolgte ein weiterer Schritt zur künftigen
Reduktion der CO[2]-Emissionen: Per 30. September 2021 hat die EVN ihre 49
%-Beteiligung am Steinkohlekraftwerk Walsum 10 an ihren
Joint-Venture-Partner STEAG veräußert; gleichzeitig wurde auch der
Strombezug aus dem Kraftwerk beendet. Damit fixierte die EVN ihren
endgültigen Ausstieg aus der Stromerzeugung aus Steinkohle. Das
Gaskraftwerk Theiß ist weiterhin betriebsbereit, um für den
österreichischen Übertragungsnetzbetreiber als vertraglich zugesicherte
Reservekapazität zur Verfügung zu stehen; es kam daher im abgelaufenen
Geschäftsjahr ausschließlich zur Netzstabilisierung zum Einsatz. Für das
Geschäftsjahr 2021/22 wurde eine Reservekapazität von 470 MW vertraglich
zugesichert.
Umwelt- und Wassergeschäft
Im Bereich der Trinkwasserversorgung liegt der Investitionsschwerpunkt
weiterhin auf dem Ausbau überregionaler Versorgungsleitungen, so z. B. die
Errichtung einer neuen, 60 km langen Transportleitung von Krems nach
Zwettl zur langfristigen Absicherung der Wasserversorgung im Wald- und
Weinviertel. Neben weiteren Leitungsprojekten investiert die EVN auch in
die Errichtung ihrer bereits fünften Naturfilteranlage, die im Jänner 2022
in Petronell in Betrieb gehen und zehn Gemeinden der Region östlich des
Flughafens Wien-Schwechat mit auf natürliche Weise enthärtetem Trinkwasser
versorgen wird.
Im internationalen Projektgeschäft arbeitete die WTE Wassertechnik zum
Stichtag 30. September 2021 an der Planung und Errichtung von insgesamt 14
Projekten in Deutschland, Polen, Litauen, Rumänien, Bahrain und Kuwait.
Darin inkludiert sind auch vier Projekte für thermischen
Klärschlammverwertungsanlagen in Deutschland.
Den Ganzheitsbericht über das Geschäftsjahr 2020/21 finden Sie unter
www.investor.evn.at.