bank99 will nach ING-Privatkunden-Übernahme weiter expandieren
Technische Integration der ING und bank99 soll Mitte 2022
abgeschlossen sein - ING-Kunden profitieren künftig von
Post-Filialnetz - Pölzl erwartet auch heuer noch Verlust für
bank99
Die Post-Tochter bank99 will auch nach der nun
abgeschlossenen Übernahme des ING-Privatkundengeschäfts weiter
wachsen. Neben der nun anstehenden technischen Integration soll vor
allem die Produktpalette ausgebaut werden. Mit einer Kombination aus
Digitalbank und dem breiten Filialnetz der Post will die bank99 die
ING-Kunden bei der Stange halten und neue dazugewinnen.
Am 1. Dezember erfolgte das Closing für die Übernahme der
ING-Privatkunden. Nun sei die Hauptaufgabe, beide Banken
zusammenzuführen "und für unsere Kundinnen und Kunden das Beste aus
beiden Welten auf die Straße zu bringen", sagte Post-Generaldirektor
Georg Pölzl, am Donnerstag bei einem Pressegespräch.
Derzeit werden die ING-Kunden sowie die Kunden der bank99 noch
auf zwei separaten Plattformen geführt, zudem haben die beiden
Kundenstöcke noch ihre getrennten Produktpaletten. Bis Mitte des
Jahres 2022 soll die technische Integration aber vollzogen sein.
Dann werde auf das Kernbankensystem der ING umgestellt, damit
könnten alle Produkte für alle Kunden angeboten werden. Die
ING-Kunden sollen zudem künftig von dem breiten Filialnetz der Post
und damit der Möglichkeit für persönliche Kundenbetreuung sowie
zusätzlichen Features wie Apple Pay und einer Debit-Mastercard
profitieren. Aktuell hat die Post 1.800 Geschäftsstellen in
Österreich.
Darüber hinaus werde die Produktpalette ausgebaut, unter anderem
plant die Bank ein neues Anlageprodukt. Dieses sei vor allem als
Einstiegsprodukt für Menschen gedacht, die bisher noch nicht viel
Erfahrung mit Investitionen am Markt gesammelt haben. In einem
ersten Schritt sollen Anleger über das Tool lediglich Fonds erwerben
können, ein Ausbau der Produktpalette auf Aktien oder Rohstoffe sei
aber angedacht. "Das sehen wir als ganz, ganz spannendes
Geschäftsfeld", so Florian Dangl, Vorstand Markt der bank99. Auch
das Angebot an Kreditprodukten werde erweitert.
Mit der im Juli verlautbarten Übernahme hat die Bank mehr als
100.000 neue Kunden dazugewonnen und ihren Kundenstock damit
verdoppelt. Insgesamt habe man nun über 200.000 Kunden bei der
bank99. Die Bilanzsumme sowie die Belegschaft, die ebenfalls von der
ING übernommen wurde, sei verdreifacht worden. Aktuell liege die
Bilanzsumme bei rund 2,5 Mrd. Euro, davon kommen rund 1,7 Mrd. Euro
von der ING. Die Mitarbeiterzahl liege nun bei 320 Personen.
Wie viel für die ING-Kunden gezahlt wurde, sei nicht so leicht zu
beantworten. "Wir haben keinen Kaufpreis bezahlt, wir haben ein
Kapital-Commitment für die Weiterentwicklung dieser Bank abgegeben",
erklärte Post-Chef Pölzl. Das heiße aber nicht, dass man die
ING-Kunden gratis bekommen habe. Im Vorfeld der Übernahme sei die
bank99 im Rahmen einer Kapitalerhöhung mit Eigenkapital in Höhe von
92 Mio. Euro ausgestattet worden. "Das ist aber kein Kaufpreis,
sondern das ist jeder Betrag, der regulatorisch notwendig ist, um
die Kreditrisiken, die wir mit dem Portfolio übernehmen und nun in
der Bilanz haben, entsprechend abzusichern und nach vorne hin
Wachstum sicher zu stellen", so Dangl. Die bank99 gehört zu 80
Prozent der Post und zu 20 Prozent der Schelhammer Capital Bank AG
(GAWE Bankengruppe).
An dem mittelfristigen Plan, die bank99 bis 2023 zum
Break-Even-Punkt zu bringen, habe sich durch die Übernahme nichts
Wesentliches geändert. Pölzl rechnet für heuer in etwa mit einem
Fehlbetrag in Höhe des Vorjahres. 2020 hatten hohe Startkosten
unterm Strich für ein Minus von 30,7 Mio. Euro gesorgt. "Aber Sie
können davon ausgehen, dass sich das Ergebnis jedes Jahr verbessern
wird", so der Post-Chef.
Der in Österreich verbliebene Teil der ING will sich nach dem
Verkauf des Privatkundengeschäfts nun ausschließlich auf das
Firmenkundengeschäft konzentrieren. Dabei will sich die
Österreich-Niederlassung der niederländischen Großbank auf
nachhaltige Finanzierungen konzentrieren.
bel/cri
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