Konjunktur
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Datum/Zeit: 27.11.2021 14:18 Quelle: Konjunktur - Presseaussendung |
Deutsche Wirtschaft im November wieder leicht im
Aufwind; Lieferprobleme sorgen jedoch für Rekord-Preisanstieg
Die deutsche Wirtschaft ist im November zwar
wieder etwas stärker gewachsen als im Oktober, die
Industrie erwies sich jedoch erneut als
Wachstumsbremse. Gleichzeitig fiel der Auftragszuwachs so schwach aus wie zuletzt im Februar,
und das Exportorderplus blieb erneut eher verhalten.
Lieferprobleme und Materialengpässe zogen einen
Rekord-Preisanstieg nach sich.
Der IHS Markit Flash Deutschland Composite
Index Produktion kletterte binnen Monatsfrist um
magere 0,8 Punkte auf 52,8 und notiert damit
deutlich unter den Werten des zweiten und dritten
Quartals 2021.
Lieferverzögerungen brachten die Produktion erneut
ins Stottern und sorgten vor allem in der Industrie für
schwache Zahlen. Industrie und Servicesektor
zusammengenommen verzeichneten jedoch ein
Zwei-Monatshoch bei der Produktionssteigerungsrate infolge der leicht anziehenden Nachfrage bei
einigen Kunden.
Ungeachtet dessen wies der Auftragseingang
wegen Lieferproblemen, Materialengpässen und
dem daraus resultierenden Nachfragerückgang
seitens des Automobilsektors das niedrigste Plus
seit neun Monaten aus. Vor allem bei Deutschlands
Dienstleistern kam die Nachfrage laut aktueller
Umfrage nahezu zum Erliegen, was die Befragten
auf die Pandemie-bedingten Unsicherheiten und
Lieferverzögerungen zurückführten. Der
entsprechende Service-Auftragsindex notiert nur
hauchdünn über der neutralen 50-er Marke.
Gleichzeitig fiel der Auftragszuwachs in der Industrie
trotz leichter Beschleunigung gegenüber Oktober so
schwach aus wie selten zuvor seit Beginn des
Aufschwungs im letzten Jahr.
Die Einkaufs- und Verkaufspreise legten jeweils
mit neuer Rekordrate zu. Bei den Einkaufspreisen
setzten sich die Kletterpartie unvermindert fort, hier
sorgten Lieferverzögerungen, Materialengpässe, die
Verteuerung von Energie und höhere Lohnabschlüsse dafür, dass das bisherige Allzeithoch
vom Juni diesen Jahres nochmals deutlich
übertroffen wurde. In der Industrie legten die
Einkaufspreise erheblich stärker zu als im
Servicesektor.
Die Verkaufspreise wurden zum 14. Mal
hintereinander und zum zweiten Mal in Folge mit
neuer Rekordrate angehoben. Wo immer möglich
wurden die Verkaufspreise erhöht, um die operativen
Margen zu sichern.
Der seit Januar anhaltende Stellenaufbau setzte
sich im November nicht nur fort, er blieb trotz leichter
Verlangsamung auch ausgesprochen stark, da die
Unternehmen bestrebt waren, die Kapazitäten zu
entlasten und sich für eine starke Aufholjagd in den
nächsten Monaten zu wappnen.
Die Auftragsbestände legten abermals zu, da
Aufträge bei vielen Unternehmen wegen der
Lieferverzögerungen und Materialengpässe nicht
fertiggestellt werden konnten. Dass die Zunahme der
unerledigten Aufträge so schwach ausfiel wie zuletzt
im Februar, lag den Befragten zufolge am
verringerten Auftragszuwachs.
Hoffnungen auf eine neuerliche Nachfragebelebung,
eine Fortsetzung des Aufschwungs und auf ein Ende
der Lieferprobleme sorgten dafür, dass die
Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist im
November ausgesprochen optimistisch blieben. Der
entsprechende Index sank wegen der Besorgnis
hinsichtlich der Corona-Pandemie und des
Inflationsdrucks jedoch auf den tiefsten Wert seit
Oktober 2020.
Lewis Cooper, Economist bei IHS Markit,
kommentiert:
„Die Flash-PMI-Daten für November deuten darauf
hin, dass sich die seit drei Monaten zu
beobachtende Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in Deutschland abgeschwächt hat. Die
Wirtschaftskraft hat weiter zugelegt, wobei das
Wachstumstempo mit dem beschleunigten
Produktionswachstum sowohl in der Industrie als
auch im Servicesektor die dringend benötigte
Dynamik erhielt.
Belastet wurde die deutsche Wirtschaft jedoch
erneut durch Lieferverzögerungen, und der
Auftragseingang nahm mit abgeschwächter Rate
zu, da die Kunden aufgrund von Verzögerungen
ihre Bestellungen zurückhielten. Das Exportneugeschäft hielt sich zwar wacker, das Gesamt-Auftragsplus fiel jedoch so schwach aus wie seit
Februar nicht mehr.
Materialengpässe, höhere Energie- und
Lohnkosten, Preiserhöhungen bei Zulieferern und
Logistikprobleme führten im November zu einer
noch nie dagewesenen Kosteninflation, in deren
Folge die deutschen Unternehmen ihre
Verkaufspreise mit neuer Rekordrate anhoben.
Dies wirkte sich auch auf die Geschäftsaussichten
aus, die so wenig optimistisch ausfielen wie seit
über einem Jahr nicht mehr, da viele Unternehmen
Sorgen hinsichtlich der Pandemie, den
Lieferproblemen und dem Preisdruck äußerten.
Insgesamt deuten die PMI-Daten auf einen leicht
beschleunigten Aufschwung hin. Lieferverzögerungen und Inflationsdruck geben jedoch
weiterhin Anlass zur Sorge und dürften das
Wachstum in den kommenden Monaten weiter
belasten, insbesondere wenn diese
Einschränkungen die Nachfrage weiter dämpfen.“
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