Wiener Börse (Schluss) 2 - Kursverluste auf breiter Front
Banken und Ölwerte rutschen deutlich nach unten - Post-Aktie
kann zulegen
Die Wiener Börse hat die Sitzung am Freitag nach der
Ankündigung eines erneuten Lockdown in Gesamtösterreich mit massiven
Kursverlusten beendet. Der heimische Leitindex ATX, der zunächst
noch freundlich in den Handelstag startete, sackte um 3,08 Prozent
auf 3.711,22 Einheiten ab. Auch der breiter gefasste ATX Prime
verlor 2,96 Prozent auf 1.868,61 Zähler. Die Kursverluste erfolgten
auf breiter Front, im Branchenvergleich standen aber Bankwerte
besonders unter Verkaufsdruck.
Regierung und Landeshauptleute hatten sich am Vormittag auf einen
Lockdown für ganz Österreich verständigt. Die Schließungen sollen ab
Montag maximal 20 Tage dauern, wobei nach zehn Tagen evaluiert wird.
In Folge rutschten auch die übrigen europäischen Börsen ins Minus -
denn auch in anderen Ländern wie etwa in Deutschland könnten die
Regierungen angesichts steigernder Neuninfektionszahlen dem
österreichischen Vorbild folgen. Dies würde eine deutliche
Abschwächung der konjunkturellen Entwicklung in Europa bedeuten.
Neben der Ankündigung des bundesweiten Lockddowns drückten
steigende Inflationssorgen auf die Stimmung an den Aktienmärkten. In
Deutschland etwa wird der Preisauftrieb immer stärker. Im Oktober
stiegen die Preise, die Hersteller für ihre Waren erhalten, so stark
wie seit 70 Jahren nicht mehr. Gegenüber dem Vorjahresmonat legten
die Erzeugerpreise um 18,4 Prozent zu.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde bekräftigte aber am Vormittag
die Fortsetzung der lockeren Geldpolitik. "Wir nehmen diese Phase
der höheren Inflation nicht auf die leichte Schulter", versicherte
Lagarde. Die Notenbank dürfe aber "angesichts vorübergehender oder
angebotsbedingter Inflationsschocks nicht zu einer vorzeitigen
Straffung der Geldpolitik übergehen", so die EZB-Chefin. Etliche
Volkswirte und Banker warnen jedoch davor, die aktuelle
Inflationsentwicklung zu unterschätzen.
In Wien mussten Finanztitel deutliche Abschläge hinnehmen.
Raiffeisen Bank International sackten um 6,94 Prozent ab, Erste
Group rutschten um 5,15 Prozent nach unten. BAWAG (minus 2,14
Prozent) und Addiko Bank (minus 1,46 Prozent) gaben ebenfalls nach.
Energiewerte litten neben dem schwachen Gesamtsentiment unter
sinkenden Ölpreisen. Die Papiere von Ölfeldausrüster
Schoeller-Bleckmann fielen um 6,36 Prozent, OMV büßten 4,90 Prozent
ein.
Aktien mit Bezug zur Luftfahrtbranche mussten ebenfalls
kräftigere Einbußen hinnehmen. Do&Co verloren 4,53 Prozent, bei
Flughafen Wien ging es um 2,45 Prozent nach unten. Die Papiere von
Luftfahrtzulieferer FACC fuhren ein Minus von 1,88 Prozent ein. Auch
die Papiere von Frequentis, die sich zunächst noch gegen den
Abwärtstrend in der Branche stemmten, schlossen letztlich um 0,36
Prozent tiefer.
Aufwärts ging es dagegen für die Aktien der Post. Sie gewannen
0,95 Prozent. Durch den Lockdown, der noch dazu in die
Vorweihnachtszeit fällt, dürften sich wieder viele Einkäufe ins
Internet verlagern, was zu einem höheren Paketaufkommen führt.
kat/ste
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