Erste-Group-Chef: Inflation im Auge behalten
Bei Immobilien in Österreich teilweise "Überhitzung", aber
keine Blase - Für Wagniskapitalfonds nach SICAV-Modell -
Impffortschritt steigern - GRAFIK
Bei der Halbjahrespressekonferenz der Erste Group
hat das Management neben dem deutlich besseren Ergebnis auch
volkswirtschaftliche Fragen erörtert. Die Inflationsentwicklung
müsse man wirklich genau im Auge behalten, sagte Vorstandschef
Bernhard Spalt: Höhere Rohstoffpreise und Mangel an qualifizierten
Arbeitskräften deuteten auf einen Preisdruck nach oben. Ob die
anziehende Teuerung, wie die EZB meine, nur temporär sei, das werde
sich Anfang 2022 zeigen.
Finanzvorstand Stefan Dörfler verwies auf die internationalen
Märkte der Erste Group: "Wir sind ein wunderbarer Hybrid aus
Eurozone und Nicht-Eurozone". Die Notenbanken in Ungarn und
Tschechien, also in Ländern außerhalb des Euroraums, hätten bereits
die Leitzinsen erhöht, um gegen die Preissteigerung gegenzusteuern.
Die EZB halte hingegen an ihrer Geldpolitik fest. Man werde wohl
frühestens Anfang des nächsten Jahres erkennen, ob sich die Ansagen
der Nationalbanken im Westen, wonach die derzeitigen höheren
Inflationsraten temporär seien, auch so realisieren, oder ob sich
die derzeitigen inflationären Tendenzen weiter verstärken werden.
Teurer werden jedenfalls Wohnungen und Häuser. Am
österreichischen Immobilienmarkt gebe es bereits teilweise eine
"Überhitzung", erklärte Erste-CEO Spalt: "Wir sehen einen starken
Preisauftrieb, aber noch keine Blase." Bei den Privatkunden gebe es
einen massiven Bedarf nach Wohnraumbeschaffung. Durch die steigenden
Preise werde die Leistbarkeit von Wohnraum im Eigentum für junge
Familien ein echtes Problem, hier müsse man Lösungen finden.
Preisdämpfend wirken laut dem Bankchef in Österreich der große Teil
des geförderten Wohnbaus und die Genossenschaftsstrukturen, die viel
an Preisdruck herausnehmen. "Das ist ein extrem stabilisierendes
Element in Österreich, das hilft uns." Es gebe zwar auch in
Österreich die Tendenz zu mehr Investitionen in Wohnungen, aber der
Großteil der Hypothekenfinanzierung diene dem Eigennutz, nämlich
selber in der Immobilie zu wohnen. Das spekulative Element sei
hierzulande deutlich geringer als im angloamerikanischen Raum.
Spalt, der auch Obmann der Bundessparte Bank und Versicherung in
der Wirtschaftskammer ist, will in Österreich die Finanzierung von
Unternehmen insbesondere im Tourismus stärken. Er schlägt hierfür
ein "Wagniskapitalfondsgesetz" vor, mit dem Anleger in
Wertpapierstrukturen investieren können und die Unternehmen dadurch
ihr Eigenkapital stärken, denn Kredite ohne Eigenkapital lösten die
Probleme nicht. Der Erste-CEO sieht hierfür die luxemburgischen
SICAVs als Modell. : "Eine SICAV-Struktur für Österreich ist
machbar." Die Sparquote sei in der Pandemie auf einen historischen
Höchststand gewachsen, und viel Geld der Sparer sei praktisch
unverzinst. Im digitalen Geld sehe er keine Bedrohung für die
Geschäftsbanken, so Spalt.
Lob äußerte der CEO für die Politik wegen der Organisation der
Corona-Impfungen in Österreich, denn sowohl die staatlichen
Impfkampagnen als auch die Betriebsimpfungen liefen bisher gut. Die
Durchimpfungsrate bringe Stabilität, sie müsse aber noch besser
werden.
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(Schluss) gru/ivn
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