RBI sieht sich auf Erholungskurs, 2022 über Vorkrisen-Niveau
Kreditrisiko-Vorsorgen deutlich gesenkt - Im Gesamtjahr
weiteres Kreditwachstum erwartet - Pläne für
Dividenden-Nachzahlungen bald nach Ergebnis des
Banken-Stresstests - GRAFIK
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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Zusammenfassung nach der Pressekonferenz, neu geschrieben.
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Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat im
ersten Halbjahr 2021 ihren Gewinn im Vergleich zum coronabedingt
schwachen Vergleichsjahr des Vorjahres kräftig gesteigert - unterm
Strich kletterte das Ergebnis im ersten Halbjahr um 66 Prozent auf
612 Mio. Euro. Vorstandschef Johann Strobl glaubt, "dass unsere
Kernländer im Verlauf des Jahres 2022 das Jahr 2019 überschreiten
können und dieser starke Rückgang dann aufgeholt und kompensiert
wird".
Die Gewinnsteigerung ist zu einem guten Teil auf die Senkung der
Risikokosten von 312 Mio. auf 110 Mio. Euro zurückzuführen. Was das
Kreditwachstum betrifft, sei man jetzt etwas zuversichtlicher als
zuletzt, sagte Strobl. "Angesichts der beschleunigten
Kreditnachfrage im zweiten Quartal erwarten wir für das Gesamtjahr
2021 ein Kreditwachstum im mittleren bis oberen einstelligen
Prozentbereich", und zwar ohne die übernommene tschechische Equa
bank.
An den mittelfristigen Zielen, wie etwa eine Kosten-Ertrags-Quote
(CIR) von rund 55 Prozent, hält die Bank fest. Die
Dividendenausschüttungen sollen 20 bis 50 Prozent des
Konzernergebnisses betragen. Diese Bandbreite sei groß, räumte
Strobl ein, es gebe aber "zwei, drei regulatorische Unsicherheiten,
die die kurzfristige Kapitalbasis etwas erschweren". Als Beispiel
nannte er die Eigenkapitalvorschriften um Basel 4. Sobald man mehr
Klarheit habe, werde man diese Bandbreite einengen. Außerdem sollten
sich auch kleinere Akquisitionen ausgehen, so der RBI-Chef.
Zu möglichen Dividendennachzahlungen nach der Aufhebung der
EZB-Einschränkungen hält sich Strobl noch bedeckt. "Wir sind im
Gespräch mit der EZB und werden zeitnah unsere Überlegungen
konkretisieren." Heute (Freitag) Abend ab 18 Uhr wird die EZB die
Ergebnisse des Banken-Stresstests veröffentlichen. "Wir sehen das
als gesamthafte Inszenierung der EZB, dass sie die Beendigung der
Empfehlung, keine Dividenden zu zahlen, nahe an die Verkündung der
Stresstests legt."
Während in Tschechien die Übernahme der Equa bank bereits
geclosed ist und man sich jetzt auf die Zusammenführung
konzentriert, bereitet Weißrussland der RBI Sorgen. "In Summe haben
wir für das erste Halbjahr 110 Mio. Euro an Wertberichtigungen
verbucht", sagte Risiko-Vorstand (CRO) Hannes Mösenbacher. "Alleine
30 Millionen von den 110 haben wir zugeteilt für das Sanktionsrisiko
aus Weißrussland." Man habe die Prior Bank 2003 von der EBRD
übernommen und dort über 800.000 Kunden vor allem im Privatsektor
und 1.600 Mitarbeiter, sagte Strobl. Aus der Sicht der RBI-Gruppe
sei der Anteil Weißrusslands vergleichsweise gering, mit etwas über
einem Prozent des Kreditvolumens und zweieinhalb Prozent des
Eigenkapitals, das man in die Priorbank investiert habe.
Eine weitere Baustelle ist der Streit um die
Schweizer-Franken-Kredite in Polen. Stellungnahmen, die das
Höchstgericht von wichtigen Institutionen angefordert habe, würden
"in eine Richtung zeigen, die unsere Meinung widerspiegelt", so
Strobl. "Unfair waren die Schweizer-Frankren-Kredite in keiner
Phase, das war die geübte Marktpraxis." Wie weit das polnische
Höchstgericht auf die Stellungnahmen eingehen wird, werde man im
September sehen, die nächste Sitzung sei für den 2. September
angesetzt.
Derzeit gebe es dort noch rund 29.000 ausstehende Franken-Kredite
mit einem Euro-Gegenwert von 1,9 Milliarden. "Die Amortisation ist
circa 100 Mio. Euro pro Jahr. Es wird noch einige Zeit dauern, bis
dieses Portfolio substanziell geringer wird."
Insgesamt zeigte sich Strobl mit dem Geschäftsverlauf in der
ersten Jahreshälfte sehr zufrieden und verwies dabei auch auf "große
Erfolge bei der Emission und dem Arrangement von Green Bonds", die
für die RBI ein neuer, großer Schwerpunkt seien. "Die gesamte
Raiffeisen-Organisation ist darauf ausgerichtet." Die Bedeutung des
Themas Nachhaltigkeit sei erkannt worden, und das "wird eine
ähnliche Transformation bewirken, wie das mit dem Fall des Eisernen
Vorhangs in unserer Region passiert ist. Vielleicht nicht an einem
Tag, aber ähnlich stark in der Wirkung."
Die Betriebserträge gingen im Jahresvergleich um 3 Prozent auf
2,641 Mrd. Euro zurück. Dabei reduzierte sich der Zinsüberschuss um
135 Mio. Euro auf 1,571 Mrd. Euro, hervorgerufen durch Zinssenkungen
in vielen Ländern des Konzerns sowie Währungsabwertungen,
insbesondere in Russland und der Ukraine. "Die Zinsmarge ist in
diesen Zeiten überhoher Liquidität kein Thema für uns", sagte
Strobl, sie werde noch über Jahre "eine wenig relevante
Steuerungsgröße sein".
Der Provisionsüberschuss erhöhte sich dagegen trotz
Währungsabwertungen in Osteuropa um 93 Mio. auf 932 Mio. Euro, vor
allem aufgrund gestiegener Transaktionen im Zahlungsverkehr und
Fremdwährungsgeschäft in der Berichtsperiode nach Covid-19-bedingten
Einschränkungen im Vorjahr.
( 0971-21, 88 x 90 mm)
(Schluss) ivn/stf
ISIN AT0000606306
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