s Immo hob das Höchststimmrecht nicht auf
Übernahme durch Immofinanz nun fraglich und deren weiteres
Vorgehen vorerst offen - s Immo sieht darin Beleg für zu
niedrigen Angebotspreis - IVA: Offert gescheitert, Preis ok
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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Reaktion Immofinanz, Untertitel
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Die außerordentliche Hauptversammlung des
Immobilienkonzerns s Immo hat sich am Donnerstag dagegen
ausgesprochen, das Höchststimmrecht des Unternehmens aufzuheben. Es
sieht vor, dass kein Aktionär mehr als 15 Prozent der Stimmrechte
halten darf, auch wenn dieser einen höheren Aktienanteil besitzt.
Damit ist eine wesentliche, aber verzichtbare Bedingung der
Immofinanz für die mehrheitliche Übernahme der s Immo nicht erfüllt.
Fix gescheitert ist die Übernahme aber noch nicht. Denn die
Immofinanz hat die Möglichkeit offengelassen, diese Bedingung für
die Übernahme zu streichen. Das Unternehmen reagierte am späteren
Abend kurz und knapp auf die Vorgänge am Donnerstag und legte sich
zum weiteren Vorgehen vorerst nicht fest. Die Immofinanz hielt fest,
dass "eine Bedingung des Übernahmeangebots der Immofinanz an die s
Immo-Aktionäre nicht erfüllt worden" sei. "Immofinanz wird eine
Entscheidung zum Übernahmeangebot zeitnah kommunizieren."
s-Immo-CEO Bruno Ettenauer geht davon aus, dass die heutige
Entscheidung zeige, dass das Übernahmeangebot von 22,25 Euro pro
Aktie "unattraktiv" sei. Die Immofinanz könne nun, wenn sie nicht
auf die Übernahme verzichten will, entweder die Bedingung aufgeben
oder beim Übernahmepreis nachbessern, heißt es in einer
s-Immo-Aussendung.
Der Interessenverband für Anleger (IVA) sieht die s Immo vorerst
als Sieger in der Übernahmeschlacht. "Das freiwillige
Übernahmeangebot ist gescheitert", meinte IVA-Vorstand Florian
Beckermann in einer Aussendung. "Das heutige Ergebnis ist gut für
den Streubesitz, das schützende Höchststimmrecht bleibt", so der
Kleinaktionärsvertreter. Die Immofinanz müsse sich etwa Neues
überlegen. "Man hat gesehen, dass die s-Immo-Aktionäre sehr
selbstbewusst sind." Die Struktur des Angebots und die Deals von
Immofinanz-CEO Ronny Pecik im Vorfeld hätten für Verwirrung gesorgt
- "vielleicht liegt darin der Grund für das Scheitern". Der
Angebotspreis sei "jedenfalls nachvollziehbar" gewesen, teilte
Beckermann mit.
Die s Immo empfiehlt ihren Aktionären jedenfalls eine neue
Bewertung zum 30. Juni 2021 abzuwarten und danach zu entscheiden, ob
sie ihre Aktien der Immofinanz andienen wollen. "Die erfreuliche
gesamtwirtschaftliche Entwicklung lässt vermuten, dass die
Wertanalyse, die zum 30. April 2021 ein Wertsteigerungspotenzial von
85 Mio. aufwies, bei der Bewertung zum 30. Juni 2021 zumindest
bestätigt oder sogar übertroffen werden wird. Erst danach können die
Anteilseigner auf Basis der aktuellen Zahlen eine informierte
Entscheidung treffen", wendet sich Ettenauer in der Aussendung an
die Aktionäre.
Außerdem sieht das Management auch einen Alleingang als
"attraktive Alternative" zur Übernahme durch die Immofinanz. In
diesem Fall will Ettenauer die Anteile der s Immo an der Immofinanz
und an der CA Immo veräußern, was "deutlich über 500 Mio. Euro"
bringen soll. Mit dem Geld sollen "sofort ertragswirksame Immobilien
und Projektentwicklungen" finanziert werden.
Abgesehen von der Immofinanz hatten auch internationale
Stimmrechtsberater und institutionelle Investoren empfohlen, das
Höchststimmrecht in der s Immo aufzuheben. Kleinanleger waren
dagegen. Laut Reuters waren heute die Vertreter für rund 40,25
Millionen Aktien bei der Hauptversammlung vertreten, das wären etwa
55 Prozent des Kapitals. Für die Abschaffung des Höchststimmrechts
waren laut Satzung zwei Mehrheiten nötig: Einerseits 50 Prozent der
vertretenen Stimmrechte (Immofinanz ist hier auf 15 Prozent
begrenzt) und andererseits 75 Prozent des vertretenen
Aktienkapitals. Das bedeutet, dass die Präsenz bei der virtuellen HV
eine entscheidende Rolle spielt, ob das Höchststimmrecht fällt.
Die Immofinanz, die bereits 26,5 Prozent an der s Immo hält, will
den Konkurrenten mehrheitlich übernehmen und bietet 22,25 Euro je
Aktie. Sie müsste damit bis zu 1,14 Mrd. Euro in die Hand nehmen, um
die auf Büros, Hotels und Einkaufszentren in Deutschland, Österreich
und Osteuropa sowie zu einem kleineren Teil auf Wohnimmobilien
fokussierte s Immo zu übernehmen.
(Schluss) phs/tsk/kre
ISIN AT0000A21KS2 AT0000652250
WEB http://www.immofinanz.com
http://www.simmoag.at