Übernahmekampf um S-Immo - Hauptversammlung wird zur Zitterpartie
Wegfall des Höchststimmrecht als Bedingung - 22,25 Euro je
Aktie sind bis 16. Juli geboten - Takeover würde über 1 Mrd.
Euro kosten - Immofinanz will mindestens 50 Prozent plus eine
Aktie
Im Übernahmekampf des heimischen
Immobilienkonzerns Immofinanz um den kleineren Konkurrenten s Immo
könnte die bevorstehende Aktionärsversammlung zum Stolperstein
werden. Bei der mit Spannung erwarteten Hauptversammlung am
Donnerstag dürfte es zu einem knappen Rennen um den vom Großaktionär
Immofinanz verlangten Wegfall des Höchststimmrechts kommen, der eine
Bedingung in dem Offert ist.
Neben den beiden einflussreichen Stimmrechtsberatern ISS und
Glass Lewis begrüßen auch institutionelle Investoren die Forderung
der Immofinanz, während Privatanleger der Übernahme kritisch
gegenüberstehen.
"Es wird knapp", sagte eine mit der Situation vertraute Person
zur Nachrichtenagentur Reuters in Bezug auf die Abstimmung. Das 2006
eingeführte Höchststimmrecht sieht vor, dass kein Aktionär mehr als
15 Prozent der Stimmrechte halten darf, auch wenn er einen höheren
Aktienanteil besitzt. Selbst als Mehrheitsaktionär würde Immofinanz
also kein Durchgriffsrecht bei Aktionärsversammlungen der s Immo
haben. Deshalb wäre das Übernahmeangebot in der jetzigen Form
hinfällig, sollten die Aktionäre gegen die Satzungsänderung und
damit gegen den Wegfall der Regel stimmen. Umgekehrt fällt das
Höchststimmrecht erst endgültig, wenn das Übernahmeangebot der
Immofinanz erfolgreich ist.
Viele Investoren halten sich noch bedeckt. Öffentlich ihr
Stimmverhalten bekannt gegeben hat die norwegische Zentralbank
Norges, die für eine Streichung des Höchststimmrechts stimmen will.
"Anti-Übernahmemaßnahmen liegen grundsätzlich nicht im Interesse der
Aktionäre", erklärte die Notenbank. Auch die kalifornischen
Pensionsfonds Calpers und CalSTRS meldeten, dass sie für die
Abschaffung votiere wollen. Daher rechnen Marktteilnehmer damit,
dass die Beschränkung fallen wird: "Ich nehme an, das wird
durchgehen", sagt etwa Erste-Group-Analyst Christoph Schultes. Es
gebe auch andere Investoren, die von einer Satzungsänderung
profitieren würden. Zudem werde die Anwesenheit bei der virtuellen
Hauptversammlung wohl nicht sehr hoch sein, was die Chancen
vergrößere.
Private Investoren zeigen sich allerdings skeptisch. Laut dem
Interessenverband für Anleger (IVA) hat eine Vielzahl der
s-Immo-Privataktionäre erhebliche Bedenken gegenüber einer Übernahme
durch die Immofinanz. "Viele haben das Gefühl einer feindlichen
Übernahme", so der IVA. Der Verband kritisierte, dass ein klares
Konzept für den Zusammenschluss fehle.
Die Immofinanz, die bereits 26,5 Prozent an der S Immo hält, will
den Konkurrenten mehrheitlich übernehmen und bietet 22,25 Euro je
Aktie. Sie müsste damit bis zu 1,14 Mrd. Euro in die Hand nehmen, um
die auf Büros, Hotels und Einkaufszentren in Deutschland, Österreich
und Osteuropa sowie zu einem kleineren Teil auf Wohnimmobilien
fokussierte s Immo zu übernehmen.
Für die Abschaffung des Höchststimmrechts sind laut Satzung zwei
Mehrheiten nötig: Einerseits 50 Prozent der vertretenen Stimmrechte
(Immofinanz ist hier auf 15 Prozent begrenzt) und andererseits 75
Prozent des vertretenen Aktienkapitals. Das bedeutet, dass die
Präsenz bei der virtuellen HV eine entscheidende Rolle spielt, ob
das Höchststimmrecht fällt.
Mit ihrem Übernahmeoffert will die Immofinanz mindestens 50
Prozent plus eine Aktie bekommen. Das bedeutet, sie muss mindestens
zusätzlich rund 23,5 Prozent der ausgegebenen Aktien einsammeln.
Gelingt ihnen das nicht, bleibt auch das Höchststimmrecht bestehen.
Entscheiden wird sich das erst später, das Angebot läuft noch bis
16. Juli. Möglich ist auch eine Verlängerung der Annahmefrist.
Kein Gefallen am Übernahmeangebot hat s-Immo-Chef Bruno
Ettenauer. Er kritisiert den Angebotspreis und empfiehlt den
Aktionären, das Offert nicht anzunehmen. Zudem brachte er Pläne für
eine Stand-alone-Ausrichtung vor. Der innere Wert des Unternehmens
(NAV) liege bei 26,26 Euro und damit über dem Angebotspreis von
22,25 Euro, sagte der Manager. Selbst die Immofinanz habe die s Immo
höher in den Büchern. An der Wiener Börse notierten die
s-Immo-Papiere am Mittwoch bei 21,6 Euro. Die Immofinanz betonte,
dass das Angebot eine Prämie von 40 Prozent auf den
Sechs-Monats-Durchschnittskurs vor Bekanntgabe des Offerts
beinhalte. Die Erste Group nennt für die s Immo ein Kursziel von 26
Euro. "Wir raten Anlegern daher, sich das aktuelle Angebot zweimal
zu überlegen", sagte Analyst Schultes.
(Schluss) kre/cs
ISIN AT0000A21KS2 AT0000652250
WEB http://www.immofinanz.com
http://www.simmoag.at