Kapsch TrafficCom 2020/21 wie erwartet mit Verlust und Umsatzeinbruch
Unterm Strich 103 Mio. Euro Nettoverlust - Abwertungen und
Vorsorgen belasteten - Umsatz sank um über 30 Prozent -
Dividende dürfte auch 2021/22 ausfallen - Kapitalerhöhung
geplant
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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Details aus Pressekonferenz (2. bis 4. Absatz)
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Der börsennotierte Mautsystemanbieter Kapsch
TrafficCom hat 2020/21 (per 31.3.) ein weiteres verlustträchtiges
Geschäftsjahr hinter sich gebracht. Das Minus beim Ergebnis aus
betrieblicher Tätigkeit (EBIT) machte wegen mehrerer negativer
Spezialeffekte wie schon im April erwartet 123,2 Mio. Euro aus und
unterm Strich standen 102,9 Mio. Euro Verlust, nach 48,1 Mio. Euro
im Jahr davor. Der Umsatz brach um 30,9 Prozent von 731,2 auf 505,2
Mio. Euro ein.
"Das Glück ist, dass wir einen sehr hohen Auftragsstand", sagte
Firmenchef Georg Kapsch am Mittwochvormittag in einer virtuellen
Pressekonferenz. Dies sorge für eine Grundauslastung für das
Geschäft. Mit dem Sparkurs will das Unternehmen auch mit weniger
Umsatz wieder profitabel sein. In Europa und Nordamerika brachen die
Umsätze aus Mautdiensten aufgrund des in der Pandemie geringerem
Verkehrsaufkommens zeitweise um bis zu zwei Drittel ein.
Die Maut bleibe aber das Kerngeschäft. Kapsch geht für die
Zukunft wieder von einer steigenden Nachfrage nach Mautdiensten aus.
"Nach Covid sind die Budgets leer", daher sei Maut der Faktor und
Treiber für Infrastrukturmaßnahmen, so Kapsch. Die Verkehrssteuerung
über Mautsysteme sorge außerdem für weniger Emissionen von CO2 und
Feinstaub sowie weniger Stau und damit zufriedenere Autofahrerinnen
und Autofahrer.
Die Restrukturierung ist im Wesentlichen abgeschlossen. Reduziert
wurden die Führungsebenen, die Entwicklungsstandorte außerhalb
Österreichs und das Produktportfolio. Der Personalstand sank im
vergangenen Geschäftsjahr von 5.104 auf 4.657 Mitarbeiter. In
Österreich seien kaum Stellen abgebaut worden, sagte Kapsch.
Nicht nur wegen der Covid-Pandemie, sondern auch wegen der
Restrukturierung des Unternehmens, sei die abgelaufene Periode sehr
schwierig gewesen, so Kapsch. Das laufende Geschäftsjahr 2021/22
solle nach zwei negativen Jahren eine Periode der Stabilisierung und
Festigung sein. Der Umsatz solle - trotz der anhaltend geringen
Visibilität im Hinblick auf das Neugeschäft - "ein dezentes
Wachstum" aufweisen.
Dividende wird für das Verlustjahr 2020/21 keine vorgeschlagen,
auch im Folgejahr scheine eine Ausschüttung unwahrscheinlich
angesichts der geplanten Investitionen im Rahmen der Umsetzung der
Strategie 2027, heißt es. Um die Kapitalbasis zu verbessern, will
man der Hauptversammlung vorschlagen, einen
Kapitalerhöhungs-Vorratsbeschluss im Ausmaß von bis zu 10 Prozent zu
fassen. Der Verschuldungsgrad war zuletzt binnen Jahresfrist wegen
eines signifikanten Rückgangs des Eigenkapitals von 96 auf 200
Prozent gestiegen, obwohl die Nettoverschuldung in absoluter Höhe
mit 170 (176) Mio. etwa gleich blieb.
Die Gründe für den weiteren Rückgang des EBIT von -39 Mio. Euro
auf nunmehr -123 Mio. Euro seien Wertminderungen langfristiger
Vermögenswerte (-31 Mio.) und die Anpassung von Projektmargen sowie
Drohverlustrückstellungen (zusammen -79 Mio.), hieß es in einer
Aussendung. Durch Corona litten die Umsätze im profitablen
Komponentengeschäft stark unter dem gesunkenen Verkehrsaufkommen.
Mit 8 Mio. Euro belasteten operative Währungseffekte. In den USA
wurden für Rechtsstreitigkeiten 8 Mio. Euro rückgestellt. Und an
Restrukturierungskosten fielen 5 Mio. Euro an.
Im Mautsegment, das 71 Prozent der Erlöse stellte, sank der
Umsatz um 36,4 Prozent auf 358,2 Mio. Euro, und das EBIT rutschte
wegen der Drohverlustrückstellungen von knapp positiven 1,5 Mio.
Euro auf 117,2 Mio. Euro ins Minus. Speziell das
Maut-Errichtungsgeschäft habe unter der Coronalage gelitten und sei
um 54 Prozent eingebrochen, heißt es. Das Komponentengeschäft verlor
rund 35 Prozent, während das Betriebsgeschäft lediglich 20 Prozent
einbüßte. 2020/21 verkaufte Kapsch TrafficCom 9,9 Mio. Euro
On-Board-Units, um 3,3 Mio. Stück weniger als in der Periode davor.
Im Segment Verkehrsmanagement büßte Kapsch TrafficCom ein Achtel
der Erlöse ein, der Umsatz sank um 12,4 Prozent auf 147,0 Mio. Euro.
Das Minus beim EBIT konnte jedoch von -40,7 Mio. auf -6,0 Mio. Euro
verbessert werden.
(Schluss) pro/sp/tsk
ISIN AT000KAPSCH9
WEB http://www.kapsch.net