Konjunktur
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Datum/Zeit: 09.05.2021 12:13 Quelle: Konjunktur - Presseaussendung |
Eurozone-Aufschwung gewinnt im April an Fahrt
Mit aktuell 53,8 Punkten nach 53,2 im März
signalisiert der finale IHS Markit Eurozone
Composite Index (PMI®) nicht nur das stärkste
Wirtschaftswachstum der Eurozone seit letztem Juli,
der Index notiert damit auch auf dem zweithöchsten
Wert seit über zweieinhalb Jahren.
Zurückzuführen war die zweite Expansion in Folge
vor allem auf die Industrie, wo die Produktion fast
genauso stark gesteigert wurde wie im Rekordmonat
März. Aber auch im Servicesektor liefen die
Geschäfte nach siebenmonatigem Rückgang wieder
geringfügig besser als im Vormonat.
Deutschland war erneut Spitzenreiter und
vermeldete dank des boomenden Industriesektors
kräftiges Wachstum. In Spanien legte die
Wirtschaftsleistung so stark zu wie zuletzt vor über
zwei Jahren. Ausschlaggebend hierfür waren die
deutlich anziehenden Geschäfte im Servicesektor
infolge geplanter Geschäftsöffnungen und erwarteter
Lockerungen der Corona-Restriktionen.
Frankreich und Italien verzeichneten hingegen nur
mäßiges Wachstum, immerhin erreichte der
Composite-PMI in Frankreich ein Acht-Monatshoch.
Das zweite Gesamt-Auftragsplus in Folge fiel so
hoch aus wie seit über zweieinhalb Jahren nicht
mehr. Angezogen hat laut Umfrage sowohl die
Binnen- als auch die Exportnachfrage. Auf den
Auslandsmärkten sammelten die Unternehmen fast genauso viele Neuaufträge ein wie im Rekordmonat
März.
Rangliste Composite Output Index April:
Deutschland 55,8 (Flash: 56,0) 2-Monatstief
Spanien 55,2 25-Monatshoch
Frankreich 51,6 (Flash: 51,7) 8-Monatshoch
Italien 51,2 3-Monatstief
Angeführt von der Industrie, wo Lieferverzögerungen bei Produktionsmaterialien die
Produktion bremsten, nahm der Auftragsbestand so
rasant zu wie seit 39 Monaten nicht mehr. Folglich
fiel der 3. Stellenaufbau in Folge so stark aus wie
zuletzt vor zwei Jahren.
Mit ein Grund für die hohe Einstellungsbereitschaft
der Unternehmen waren auch die optimistischsten
Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist seit Beginn
der Erhebung dieser Daten Mitte 2012.
Die Kosten legten im April so kräftig zu wie zuletzt vor zehn Jahren. Angesichts des guten
Marktumfelds konnten die gestiegenen Kosten
teilweise in Form höherer Verkaufs- bzw.
Angebotspreise an die Kunden weitergegeben
werden, weshalb sie unterm Strich so stark
angehoben wurden wie seit Februar 2018 nicht
mehr.
Servicesektor
Mit aktuell 50,5 Punkten nach 49,6 im März
übersprang der finale IHS Markit Eurozone
Service-Index erstmals seit August 2020 wieder die
neutrale Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum
angezeigt wird. Allerdings fiel die Steigerungsrate
nur minimal aus.
Auf Länderebene klaffte die Entwicklung deutlich
auseinander. Während die Geschäfte in Spanien
florierten, vermeldeten Deutschland und Italien
Einbußen. Und in Frankreich kam es nur zu einem
Mini-Wachstum.
Ausschlaggebend für regional schwache
Entwicklung war die anhaltende Nachfrageflaute. So
wies der Gesamtindex Auftragseingang zum
neunten Mal hintereinander ein geringfügiges Minus
aus. Beim Exportneugeschäft schlugen sogar den
32. Monat in Folge Verluste zu Buche.
Ungeachtet dessen verbesserten sich die
Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist weiter und
fielen so optimistisch aus wie zuletzt im Mai 2017.
Dies sorgte auch dafür, dass die Beschäftigung im
Eurozone-Servicesektor im April solide zulegte.
Die Kosten stiegen erneut, diesmal so stark wie seit
15 Monaten nicht mehr. Als Reaktion darauf
erhöhten zwar zahlreiche Unternehmen ihre
Angebotspreise, der scharfe Wettbewerb sorgte
jedoch dafür, dass die Anhebung nur mager ausfiel.
Chris Williamson, Chef-Ökonom bei IHS Markit,
kommentiert den finalen Eurozone Composite-PMI:
„Die Umfragedaten von April liefern erfreuliche
Hinweise darauf, dass die Eurozone im zweiten
Quartal 2021 den erneuten Konjunktureinbruch
hinter sich lassen wird. Der Boom im
Verarbeitenden Gewerbe, der - nach dem Ende der
Lockdowns in vielen Ländern - von der steigenden
Binnen- und Exportnachfrage befeuert wird, wird
begleitet von Anzeichen, dass der Servicesektor
nun ebenfalls wieder auf den Wachstumspfad
zurückgekehrt ist.
Abgesehen von einer weiteren Welle von
Infektionen durch neue Varianten, sollten die
Corona-Beschränkungen in den kommenden
Monaten weiter gelockert werden und zu einer
Stärkung der Geschäftstätigkeit im Servicesektor
führen, die im Laufe des Sommers an Schwung
gewinnen sollte.
Die Intensität des Aufschwungs wird natürlich
davon abhängen, inwieweit die CoronaBeschränkungen aufgehoben werden können und
einige Maßnahmen in Bezug auf den internationalen Reiseverkehr werden wahrscheinlich
noch einige Zeit in Kraft bleiben. Die Erfahrungen in
anderen Ländern deuten darauf hin, dass der
Aufschwung der Binnenkonjunktur stark sein
könnte, da der Nachfragestau und die Ersparnisse
einen Anstieg der Ausgaben bewirken.
Während die Belebung der Wirtschaft einen
zunehmenden Inflationsdrucks mit sich bringt,
scheint dieser bisher weitgehend auf den
Industriesektor beschränkt zu sein, während sich
die Kosten im Dienstleistungssektor - die eine
wichtige Komponente der von der EZB
gemessenen Kerninflation bilden - weiter moderat
entwickeln.
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