Strabag 2020 trotz Corona mit höherem Gewinn
Konzernergebnis um 6 Prozent auf 395,2 Mio. Euro verbessert -
Produktionsleistung sank um nur 7 Prozent auf 15,45 Mrd. Euro
- Hohe Dividende, aber auch Kartellstrafe in Aussicht - BILD
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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Weitere Details und Zitate nach Bilanzpressekonferenz
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Österreichs größter Baukonzern Strabag ist gut durch
das erste Coronakrisenjahr gekommen. Die Produktionsleistung
verringerte sich 2020 um nur 7 Prozent auf 15,45 Mrd. Euro, unter
dem Strich blieben dennoch höhere Gewinne als 2019. Weltweit wurde
der Personalstand um 3 Prozent auf 74.340 Mitarbeiter gekürzt. In
Österreich fielen aber dank Kurzarbeit keine Stellen weg. Trotz
Pandemie sind die rund 11.500 Jobs hierzulande laut CEO Thomas
Birtel auch weiterhin sicher.
"Das Instrument der Kurzarbeit war ab März (2020) in Kraft
getreten und wir konnten es ab 15. März nutzen, um Kündigungen zu
vermeiden", berichte der Konzernchef am Freitag in der
Online-Bilanzpressekonferenz. "Wir gehen davon aus, dass von den
11.500 Mitarbeitern kurzzeitig 4.000 von Kurzarbeit betroffen
gewesen sind", so Birtel. Eine "rückläufige Tendenz" bei der Zahl
der Mitarbeiter im heurigen Jahr sei "gerade in Österreich nicht zu
erwarten, da wir ja von einer Erhöhung der Produktionsleistung
ausgehen". Ab dem ersten Lockdown Mitte März 2020 waren bei der
Strabag den heutigen Angaben zufolge die rund 1.000 Baustellen in
Österreich gut zehn Tage lang komplett lahmgelegt.
Parallel zur Pandemie droht dem Bauriesen nun Ungemach von
behördlicher Seite: Die Bundeswettbewerbbehörde (BWB) hat ein
Kartell mit mehr als 40 involvierten Baukonzernen ausgehoben, in das
neben der Porr unter anderem auch die Strabag verwickelt ist. Der
Porr wurde der Bußgeldbescheid für illegale Absprachen innerhalb der
Baubranche kürzlich bereits zugestellt - die Strabag will sich mit
Verweis auf das laufende Verfahren nicht dazu äußern, nur soviel:
"Auch wir sind natürlich in Kontakt mit der
Bundeswettbewerbsbehörde", räumte Birtel ein. Und es gehöre
natürlich zum normalen Geschäftsgebaren, "erwartbare Belastungen in
einer kaufmännischen Form vorzuschauen und hier in einer
vernünftigen Form vorzusorgen". Der Konzern hat also Rückstellungen
für eine mögliche Kartellstrafe gebildet.
Insgesamt laufen die Geschäfte gut. Ungeachtet der
Covid-19-bedingten Wirtschaftskrise verbesserte sich das
Konzernergebnis der Strabag 2020 um 6 Prozent auf 395,2 Mio. Euro.
Nach Steuern blieb ein Überschuss von 399,1 Mio. Euro (plus 5
Prozent). Der Gewinn je Aktie stieg von 3,62 auf 3,85 Euro.
Von dem Ergebnis sollen die Aktionäre des Unternehmens in Form
einer massiv erhöhten Dividende in Höhe von 1,90 Euro je
Anteilsschein profitieren. "Das ist das höchste Niveau seit dem
Börsengang - die Ausschüttungsquote liegt bei 49 Prozent", sagte
Finanzvorstand Christian Harder. Die Zahlung für 2019 war wegen der
Pandemie von 1,80 auf 90 Cent pro Aktie halbiert worden und "lag mit
einer Ausschüttungsquote von 25 Prozent erstmals seit dem Börsengang
2007 unter den definierten 30 bis 50 Prozent des Konzerngewinns".
"Ein Ende der Pandemie ist zwar noch nicht zuverlässig
prognostizierbar, aber wir können aus heutiger Sicht sagen, dass
sich unsere Strategie und unser Geschäftsmodell bewährt haben", so
Birtel. Infolge der "Diversifizierung und Regionalität" des Konzerns
habe sich "die Robustheit unsere Geschäftsmodells bestätigt",
resümierte der CEO. "Für 2021 erwarten wir daher eine leichte
Leistungssteigerung, wenngleich sich die EBIT-Marge, unsere
wichtigste finanzielle Steuerungskennzahl, wieder normalisieren
sollte, insbesondere in Hinblick auf die aktuell beobachtbaren
Preissteigerungen bei Baumaterialien."
Die Produktionsleistung des Konzerns lag im ersten Coronajahr
"lediglich um 7 Prozent unter dem Rekordniveau von 2019" und brach
bei weitem weniger stark ein als zu Beginn der Krise erwartet. "Im
April 2020 waren wir noch von rund 15 Prozent Leistungsrückgang
ausgegangen", erinnerte sich Birtel. Der konsolidierte Umsatz des
Bauriesen verringerte sich um 6 Prozent auf 14,75 Mrd. Euro.
Angesichts des neuerlichen Rekordauftragsbestands per 31.
Dezember 2020 von 18,37 Mrd. Euro (plus 5 Prozent) blickt das
Management den Angaben zufolge "vorsichtig optimistisch" in die
Zukunft und erwartet für das laufende Geschäftsjahr eine
Produktionsleistung "geringfügig über dem Vorjahresniveau". "Wir
gehen aber noch nicht davon aus, dass wir das Vorkrisenniveau 2021
wieder erreichen werden", so der Konzernchef. Die EBIT-Marge soll
heuer aber wieder unter 4 Prozent sinken, im abgelaufenen Jahr
sprang sie von 3,8 auf 4,3 Prozent. "Unser Mittelfristziel einer
EBIT-Marge von circa 4 Prozent ab 2022 scheint uns auf jeden Fall
erreichbar", erwartet Birtel.
Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) wurde trotz Krise von
602,6 auf 630,7 Mio. Euro gesteigert. Zurückzuführen war dies laut
Strabag auf ein Zusammentreffen vieler positiver Faktoren
insbesondere im Verkehrswegebau in Kernmärkten wie Deutschland, "die
die Covid-19-bedingten Ergebnisbelastungen überwogen haben". Vor
Zinsen, Steuern und Abschreibungen blieb ein Überschuss (EBITDA) von
1,18 Mrd. Euro, nach 1,11 Mrd. Euro im Jahr davor (plus 5 Prozent).
Die EBITDA-Marge erhöhte sich von 7,1 auf 8 Prozent. Die
Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen
weiteten sich 2020 "infolge der hohen Investitionen in den
Vorjahren" um 33,1 Mio. auf 543,80 Mio. Euro aus. "Wesentlich
außerplanmäßige Abschreibungen waren im Wirtschaftsjahr nicht zu
verzeichnen", erklärte Harder.
( 0562-21, 88 x 90 mm)
(Schluss) kre/ivn
ISIN AT000000STR1
WEB http://www.strabag.com