Konjunktur

Konjunktur

Datum/Zeit: 06.03.2021 15:40
Quelle: Konjunktur - Presseaussendung

Stärkeres Wachstum in der deutschen Industrie im Februar, aber Druck auf Lieferketten nimmt zu



Befeuert von der hohen Auslandsnachfrage verzeichnete das verarbeitende Gewerbe im Februar einmal mehr kräftige Zuwächse. Weniger positiv waren hingegen die Verlängerung der Vorlaufzeiten auf ein neues Rekordhoch und die damit verbundenen höheren Kosten. Dennoch blieben die Hersteller hinsichtlich ihrer Produktionsraten über die kommenden zwölf Monate höchst zuversichtlich.

Der saisonbereinigte IHS Markit/BME Einkaufsmanagerindex - eine gewichtete Summe der Messwerte für Neuaufträge, Produktion, Beschäftigung, Lieferzeiten und Vormateriallager - schnellte im Februar auf 60,7 Punkte nach 57,1 im Vormonat. Es ist der höchste Wert seit über drei Jahren.

Der Anstieg des EMI ging in erster Linie auf den wiedererstarkten Auftragseingang zurück. Nachdem sich das Wachstum im Januar auf ein 7-Monatstief abgeschwächt hatte, zog das Tempo merklich an, sodass der entsprechende Index auf den höchsten Stand seit letztem Oktober kletterte. Zahlreiche Umfrageteilnehmer berichteten zudem, dass die Nachfrage in Asien (insbesondere China), den USA und Europa weiter anzieht. Demnach wuchs das Exportgeschäft so kräftig wie seit Dezember 2017 nicht mehr.

Entsprechend wurde die Produktion vielerorts weiter hochgefahren (3-Monatshoch). Besonders stark fiel das Plus dabei im Investitionsgüterbereich aus. Dennoch stiegen auch die Auftragsbestände im Februar ein weiteres Mal deutlich an.

Viele Hersteller verkauften direkt vom Lager, um die Nachfrage zu bedienen. Folglich gingen die Bestände an Fertigwaren zum neunten Mal hintereinander und so markant zurück wie seit letztem November nicht mehr. Einige Umfrageteilnehmer gaben an, dass die Abnahme aber auch mit Lieferengpässen zusammenhängt.

Rekordverdächtige 64% der Befragten meldeten im Februar längere Vorlaufzeiten und damit so viele wie nie zuvor. Mit überwältigender Mehrheit wurde dies dem Mangel an verfügbaren Transportkapazitäten - vor allem Schiffscontainer - sowie Engpässen bei wichtigen Rohmaterialien wie Stahl, Kunststoff und elektronischen Bauteilen zugeschrieben.

Die Besorgnis über die massive Verlängerung der Lieferzeiten in Verbindung mit der Notwendigkeit, höhere Produktionsmengen zu erfüllen, führte zu einer kräftigen Ausweitung der Einkaufsmenge. Zudem war es nicht nur die siebte Zunahme hintereinander, sondern auch die stärkste seit Januar 2018. Dessen ungeachtet schrumpften die Vormateriallager den zehnten Monat in Folge.

Die Kombination aus höherem Rohstoffbedarf bei gleichzeitig eingeschränktem Angebot führte unweigerlich zu einem weiteren Anstieg der Einkaufspreise. Mehr noch, die Verteuerung fiel so deutlich aus wie seit April 2011 nicht mehr, da die Inflationsrate eine der höchsten in fast 25 Jahren Datenerfassung war. Neben dem dutzendfach genannten Stahl wurden auch Chemikalien, Kunststoffe und Elektronik als teurer gemeldet. Entsprechend der Entwicklung auf Kostenseite sahen sich viele Herstellern gezwungen, ihre Verkaufspreise erneut anzuheben. Während die Zuwachsrate in den letzten vier Monaten aber relativ moderat ausfiel, beschleunigte sie sich im Februar auf den höchsten Wert seit fast zweieinhalb Jahren.

Beim Ausblick zeigten sich die befragten Manager mehrheitlich optimistisch, binnen Jahresfrist weitere Produktionszuwächse zu erzielen. Die Zuversicht basiert dabei in erster Linie darauf, dass sich die Nachfrage weiter erholt, sobald die Coronavirus-Beschränkungen gelockert werden und das Vertrauen der Kunden zurückkehrt. Der entsprechende Index verbesserte sich sogar auf ein neues Rekordhoch (seit Mitte 2012).

Zu guter Letzt signalisieren die Daten, dass bei der Beschäftigung nach einer fast zweijährigen Abbauphase ein stabiles Niveau erreicht wurde. Das Stellenplus im Investitionsgüterbereich wurde dabei von den Rückgängen im Konsum- und Vorleistungsgüterbereich aufgewogen.

Phil Smith, Associate Director bei IHS Markit kommentiert den finalen IHS Markit/BME Einkaufsmanagerindex:

"Dank der positiven Entwicklung des Exportgeschäfts verzeichnete Deutschlands Industrie auch im Februar wieder kräftiges Wachstum. Einen besonders starken Monat hatten die Hersteller von Anlagegütern, was ein erstes Zeichen steigender Investitionen ist.

Die wichtigsten Kennzahlen sind höchst ermutigend und die Beschäftigung hat endlich ein stabiles Niveau erreicht. Dennoch gab es einen Wermutstropfen. So hat sich der Druck auf die Lieferketten weiter verschärft und mehr Unternehmen als jemals zuvor in fast 25 Jahren Datenerfassung meldeten Lieferverzögerungen.

Zudem scheinen die Lieferengpässe und die infolgedessen anziehenden Einkaufspreise, der Inflation weiter Auftrieb zu verleihen. Demnach stiegen die Kosten im Februar nicht nur stärker an, die Unternehmen gaben den finanziellen Mehraufwand auch häufiger weiter, was zur deutlichsten Verteuerung der Verkaufspreise seit fast zweieinhalb Jahren führte.

Und schließlich deuten die aktuellen Daten darauf hin, dass die stetigen Unterbrechungen der Lieferketten die Auffüllung der Vormateriallager erschwert, was in den kommenden Monaten die Produktion drosseln könnte. Dessen ungeachtet fällt der Geschäftsausblick weiterhin äußerst optimistisch aus. So rechnet eine Rekordzahl der befragten Hersteller binnen Jahresfrist mit weiteren Produktionszuwächsen."

neuere Beiträge nächste Konjunktur News: Deutschland: Abwärtstrend im Servicesektor setzt sich auch im Februar fort aeltere Beiträge

News zu KonjunkturMeldungen zu Konjunktur
Datum Meldung
23-03-2024Eurozone-Wirtschaftswachstum stabilisiert sich im März nahezu und Preisduck lässt weiter nach
23-03-2024Talfahrt der deutschen Wirtschaft schwächt sich im März leicht ab
22-03-2024WIFO: Gegenwind hält Österreichs Wirtschaft 2024 nahe an der Stagnation
16-03-2024Industrieproduktion im Euroraum um 3,2% und in der EU um 2,1% gesunken
09-03-2024Eurozone-Wirtschaft nähert sich dank Servicesektor-Wachstum der Stabilisierung weiter an
[weitere Meldungen Konjunktur >>]

Medien Berichte KonjunkturMedia-Monitoring Konjunktur
Datum Meldung
05-02-2024OECD halbiert Wachstumsprognose für Deutschland
29-11-2023OECD erwartet 2024 schwächeres Wachstum der Weltwirtschaft
15-11-2023Chinas Wirtschaft übertrifft die Prognosen
24-10-2023Industrie erwartet stärkste „normale“ Rezession seit Zweitem Weltkrieg
06-10-2023Boom am US-Arbeitsmarkt geht weiter
[weitere Meldungen Konjunktur >>]



ATX (Wiener Börse Index) : 3535.79 +0.3% ATX Intraday Chart Börse Wien
          [Aktienkurse >>]

Börse NewsBÖRSE-NEWS
Allgemeines-Signa Prime erhält Massekredit über 100 Mio. Euro
Allgemeines-AUA-Streik - Streit könnte zu längerem Konflikt werden
Semperit-Insider-Transaktion: Vorstand Dr. Karl Haider kauft 9.000 Aktien
Palfinger-AUA-Streik und -Abzugsdrohung löst Standortdebatte aus
Wienerberger-Ziegelhersteller Wienerberger verkauft Fabriken in Russland - Zeitung
Hirsch Servo-Hirsch Servo übernimmt polnischen Dämmstoffhersteller
Allgemeines-AUA-Streik - Gewerkschaft rechnet mit längerer Auseinandersetzung
Allgemeines-Signa - Familie Benko Privatstiftung beantragte Insolvenzverfahren
Mayr-Melnhof-Mayr-Melnhof Karton vergrößert Vorstand
OMV-OMV - Erste Group stuft Aktie auf "Buy" hoch, senkt Kursziel auf 52,5
Mayr-Melnhof-Peter Oswald als Vorstandsvorsitzender und CEO wiederbestellt
Allgemeines-AUA-Streik begonnen - Erste Flugausfälle
Allgemeines-AUA-Streik begonnen - Erste Flugausfälle
Allgemeines-AUA-Streik begonnen - Erste Flugausfälle
   [weitere News >>]