Erste Group für heuer zuversichtlich, trotz halbiertem Gewinn 2020
Mehr Gewinn und sinkende Risikokosten für 2021 erwartet -
Dividende von 0,50 Euro je Aktie soll bei HV im Mai
beschlossen werden, zusätzliche Sonderdividende von 1,0 Euro
reserviert - GRAFIK
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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Einstieg, Zitate aus der Pressekonferenz, Ausblick 2021
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Die Coronapandemie hat im Geschäftsjahr 2020 auch
von der Erste Group ihren Tribut gefordert. Für drohende
Kreditausfälle wurden Rücklagen von mehr als einer Milliarde Euro
gebildet. Darunter litt auch der Gewinn, der 2020 mit 783,1 Mio.
Euro auf rund die Hälfte des Niveaus von 2019 einbrach. Bank-Chef
Bernd Spalt blickt dennoch mit Zuversicht ins laufende Jahr und
stellt mehr Gewinn und sinkende Risikokosten in Aussicht. Auch eine
Dividende soll es heuer geben.
Wie stark der Nettogewinn heuer steigen könne, wurde nicht
konkret beziffert. "Wir werden mehr verdienen, aber wie viel das
sein wird, hängt stark von der Pandemie ab", sagte Spalt bei der
Bilanzpressekonferenz am Freitag. "Wir leben in einer Zeit, wo
Vorhersagen sehr schwer geworden sind." Auch Finanzchef Stefan
Dörfler sagte, es sei noch "viel zu früh um eine konkrete Vorhersage
zu treffen".
Mit den 1,3 Mrd. Euro umfassenden Rücklagen für Kreditausfälle
habe man aber vorausschauend gebucht und damit bereits viel
vorweggenommen, so Spalt. Für heuer sehe die Lage wieder deutlich
besser aus, weshalb man auch mit sinkenden Risikovorsorgen rechne.
Diese sollen auf maximal 65 Basispunkte des durchschnittlichen
Bruttokundenkreditvolumens zurückgehen, 2020 lagen sie bei 78
Basispunkten.
Da die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen heuer auslaufen
werden, wird sich der Anteil der notleidenden Kredite
(non-performing loans/NPL) auf 3 bis 4 Prozent (aktuell 2,7 Prozent)
erhöhen, prognostiziert die Bank. Eine Welle an Insolvenzen sieht
Spalt aber nicht anrollen. "Das Auslaufen der staatlichen
Hilfsprogramme wird natürlich Insolvenzen verursachen, aber nur als
Nachzieheffekt aus den Vorjahren," so Spalt.
Operativ habe sich die Bank 2020 heuer gut geschlagen, das
Betriebsergebnis sei in Anbetracht der Situation "mehr als extrem
solide" ausgefallen, so Spalt. 2020 fiel das Betriebsergebnis um 1,3
Prozent auf 2,93 Mrd. Euro. Der Zinsüberschuss stieg um 0,6 Prozent
auf rund 4,8 Mrd. Euro, der Provisionsüberschuss ging um 1,2 Prozent
auf 1,98 Mrd. Euro zurück.
Zuwächse gab es beim Kundenkreditvolumen, das um 3,6 Prozent auf
166,1 Mrd. Euro zulegte. Vor allem in Kroatien, der Slowakei,
Österreich und in Serbien habe es ein deutliches Wachstum gegeben.
Die Kundeneinlagen seien vor allem in Österreich und Tschechien
gestiegen, insgesamt legten sie um 9,9 Prozent auf 191,1 Mrd. Euro
zu.
Eine Dividende will die Erste Group trotz des niedrigeren Gewinns
dennoch ausschütten. Die im November geplanten 0,75 Euro je Aktie
für das Geschäftsjahr 2019 wurden Anfang Februar zwar verworfen,
dafür soll bei der Hauptversammlung im Mai nun eine Dividende von
0,50 Euro vorgeschlagen werden. Darüber hinaus wird eine
Sonderdividende von 1,0 Euro für eine mögliche spätere Auszahlung
reserviert. Insgesamt könnten damit heuer bis zu 1,50 Euro Dividende
pro Aktie für die Aktionäre abfallen.
"Unsere Betriebsergebnisse sind stabil geblieben und wir sind
ausgezeichnet kapitalisiert. Unsere Aktionäre sollen Anteil an
diesem Ergebnis haben, weshalb wir im Einklang mit der
EZB-Empfehlung der Hauptversammlung am 19. Mai 2021 eine Dividende
von 50 Cent pro Aktie für 2020 vorschlagen werden," so Dörfler laut
Aussendung vom Freitag.
Die Sonderdividende wird reserviert und könnte frühestens im
Herbst ausbezahlt werden, wenn die Europäische Zentralbank (EZB)
ihre aktuellen Vorgaben lockert. Derzeit empfiehlt die EZB den
Banken, wegen der Unsicherheit aufgrund der Coronakrise bis Ende
September von Dividendenzahlungen abzusehen oder diese auf maximal
15 Prozent des akkumulierten Gewinns für 2019 und 2020 bzw. 20
Basispunkte der harten Kernkapitalquote (CET1-Quote) zu begrenzen.
Die harte Kernkapitalquote (CET1) stand zum Jahresende 2020 bei
14,2 Prozent, nach 13,7 Prozent im Dezember 2019. Die Bilanzsumme
stieg um 12,9 Prozent auf 277,4 Mrd. Euro.
Am frühen Nachmittag stand der Kurs der Erste Group an der Wiener
Börse mit gut dreieinhalb Prozent im Minus bei rund 27,20 Euro.
Angesprochen auf die jüngste Analyse der NGO urgewald zur
Finanzierung der Kohleindustrie durch Banken weltweit, in welcher
auch die Erste Group als Geldgeber aufscheint, sagte Spalt, die neue
Kohle-Policy der Bank werde in den nächsten Wochen vorliegen und
dann auch präsentiert. "Dann wird es auch ganz klare Ziele dazu
geben," so der Bankchef. Am gestrigen Donnerstag hatten die
Aktivisten von urgewald und Fridays for Future Österreich erneut die
unkonkreten Zeitplänen und Ausschlusskriterien sowie die schwammig
formulierten Kohle-Politiken der Banken kritisiert.
( 0272-21, Format 88 x 92 mm)
(Schluss) bel/sp
ISIN AT0000652011
WEB http://www.erstegroup.com