Neue Nightjets sollen Gusto auf Reisen durch die Nacht verstärken
ÖBB und europäische Partner-Bahnen bauen auf anhaltendes
Revival des nächtlichen Reisens - Matthä: Der Erfolg gibt uns
Recht - Siemens steht bereit - (Von Philip Stotter/APA) - BILD
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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Gänzliche Neufassung, mehr Details
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Das Reisen mit Nachtzügen hat vor
der Corona-Pandemie aus vielen Gründen ein Revival erlebt. Die ÖBB
und andere europäische Partner-Eisenbahnen gehen davon aus, dass
diese Renaissance danach weitergeht. Sie haben erst kürzlich neue
Verbindungen angekündigt. Um diese zu bewerkstelligen, braucht es
aber auch neue Züge - und nun haben die ÖBB mit Siemens ihre neuen
Nachtzuggarnituren aus Wien-Simmering präsentiert - weiter in
nachtblau, aber künftig auch mit Sternderl-Design.
19 sogenannte ÖBB-Nightjet-Linien gibt es derzeit, bis 2024
sollen es 26 werden. Dafür kommen jetzt schrittweise 13 neue
Nightjets mit je sieben Waggons dazu, von denen heute erstmals das
Außendesign gezeigt wurde. Neu verhandelt wird über den Kauf von 20
weiteren reinen Nachtzügen mit je sieben Waggons aus dieser neuen
Baureihe. 500 Mio. Euro stehen dafür bereit. Insgesamt gibt es einen
Rahmenvertrag über 70 Züge (nicht nur Nachtzüge), sagte ein
Siemens-Österreich-Sprecher bei der Zugpräsentation am Dienstag zur
APA.
"Bei der Produktion von Zügen - noch dazu mit so schönen Sternen
drauf - da geht mir das Herz auf. Vor allem auch, weil die
Wertschöpfung in Österreich geschieht", sagte ÖBB-Chef Andreas
Matthä vor coronabedingt nur wenigen geladenen Gästen, die alle
negativ aufs Virus getestet waren und FFP2-Masken trugen.
Seit man die ehemaligen Nachtzüge der Deutschen Bahn (DB)
übernommen habe, wisse man auch, dass auch neues Zugmaterial
beschafft werden müsse, sagte Matthä. "Die Marke Nightjet gibt es
nun seit vier Jahren. Der Erfolg gibt uns Recht. Etwas Glück gehört
natürlich auch dazu." In Kooperation mit der DB, den Schweizer
Bahnen (SBB) und der französischen Staatsbahn (SNCF) sollen nun bis
2024 insgesamt 26 Nachtzugverbindungen entstehen - und die ÖBB
führen die Marke und beschaffen die Fahrzeuge.
Mit den neuen Zügen soll es hochmodern und doch auch mit
österreichischer Gastfreundschaft quer durch Europa gehen, so
Matthä. Was heute noch fehlte, war allerdings das neue Interieur,
das erst präsentiert wird. Glaubt man den Verantwortlichen, so soll
es praktisch alle Stückerln spielen - WLAN wird obligatorisch, vor
allem wird auch das barrierefreie Reisen über Nacht möglich.
Die Nightjets der neuen Generation, die sich ab Ende 2022 die
Nächte um die Ohren brausen sollen, bestehen aus zwei Sitzwagen,
drei Liegewagen und zwei Schlafwagen. Bei der Gestaltung verbindet
sich modernes Design mit Komfort. Im neuen Liegewagenkonzept bieten
zusätzliche Minisuiten für Alleinreisende mehr Privatsphäre als
bisher. Im Schlafwagen soll das Reisen noch bequemer werden, denn
zukünftig verfügen die Standard- und Deluxe-Abteile über eine eigene
Toilette sowie eine Duschmöglichkeit. Die bisher gewohnten Abteile
wird es im neuen Design weiterhin geben.
"Bei diesem Produkt ist zweifelsfrei der Bedarf gegeben - und wir
können in Österreich bauen", sagte der Generaldirektor der Siemens
Österreich AG, Wolfgang Hesoun, im Gespräch mit der APA. "Die ÖBB
sind ein ganz wichtiger Kunde. Solche Aufträge helfen, die Qualität,
die Österreich als Produktionsstandort auszeichnet, auch mit Themen
unterlegen zu können."
500 Mio. Euro werden in den nächsten Jahren in Nachtzüge
investiert, kündigte Infrastrukturministerin Leonore Gewessler
(Grüne) an. ÖBB und Bund sind sich darüber einig, mit Siemens wird
verhandelt. "Ich habe einen Kugelschreiber eingesteckt", bot sich
Siemens-Mobility-CEO Michael Peter noch bei der Präsentation mit
einem Augenzwinkern an. Solch einen Auftrag will man sich
offensichtlich nicht entgehen lassen.
Gewessler will mit der Investition in neues Nachtzugmaterial
dafür sorgen, dass Österreich bei diesem Thema seine Vorreiterrolle
in Europa behält. Wien hat die meisten Nachtzugverbindungen Europas
- zumindest wenn der Verkehr wieder rollt, derzeit fahren nämlich
keine internationalen Nachtzüge. Vor allem sollten Zugfahrten
künftig Kurzstrecken- und Ultrakurzstreckenflüge ersetzen, fordert
die grüne Politikerin. Sie wird nicht müde zu betonen, dass der
Verkehr das Sorgenkind in Österreichs Klimabilanz ist. "Der
öffentliche Verkehr muss die bequemste und einfachste Möglichkeit
sein, mobil zu sein."
Der aktuelle Auftrag hilft, das 1.200 köpfige Siemens-Team in
Wien-Simmering auszulasten, neue Arbeitskräfte braucht es dafür
nicht. Noch heuer werden aber 35 Lehrlinge aufgenommen. 20 weitere
sucht Siemens in Graz. Das dortige Werk ist auch beim Nightjet-Bau
für den Schlüsselkunden ÖBB involviert.
(Schluss) phs/gru
ISIN DE0007236101
WEB http://www.oebb.at/
http://www.siemens.at
http://www.siemens.com