Konjunktur
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Datum/Zeit: 28.11.2020 14:26 Quelle: Konjunktur - Presseaussendung |
Deutschland: Composite-PMI sinkt wegen verschärfter Corona-Restriktionen im November auf 5-Monatstief; Industrie bleibt Konjunkturmotor
Aufgrund der neuen Lockdown-Beschränkungen zur
Eindämmung der Corona-Pandemie ging es mit dem
deutschen Servicesektor im November mit
beschleunigter Rate bergab. Dank der weiter
boomenden Industrie blieb die deutsche Wirtschaft
allerdings insgesamt auf Wachstumskurs. Und im
Zuge der Fortschritte bei der Entwicklung eines
Impfstoffs gegen das Coronavirus stiegen die
Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist auf den
höchsten Wert seit über zweieinhalb Jahren.
Der IHS Markit Flash Deutschland Composite
Index Produktion gab binnen Monatsfrist zwar um 3
Punkte auf ein Fünf-Monatstief von 52,0 nach, er
notiert damit jedoch weiter deutlich über dem Niveau
während des ersten Lockdowns im zweiten Quartal
2020.
Aufgrund der Geschäftsschließungen in Teilen des
Gast- und Freizeitgewerbes und verschärfter
Reisebeschränkungen fielen die zweiten Geschäftseinbußen im Servicesektor in Folge so stark aus wie
zuletzt im Mai (Index bei 46,2). Der Index
Industrieproduktion hielt sich mit 62,7 Punkten zwar
auf ausgesprochen hohem Niveau, gegenüber
Oktober sank er jedoch um 2,4 Punkte – der erste
Rückgang seit sieben Monaten.
Auch beim Auftragseingang lief die Entwicklung auf
Sektorenebene auseinander. Während die Dienstleister wegen der Geschäftseinschränkungen und
der Ausgabenzurückhaltung der Verbraucher das
höchste Minus seit sechs Monaten verbuchten, wies
das Neugeschäft der Industrieunternehmen – auch
dank steigender Exportneuaufträge - erneut ein Plus
aus, das jedoch etwas niedriger ausfiel als zuletzt.
Folglich legte der Gesamt-Auftragseingang mit dem
niedrigsten Zuwachs seit fünf Monaten auch nur
minimal zu.
Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist
kletterten auf den höchsten Stand seit März 2018,
was vor allem auf die gestiegenen Hoffnungen auf
einen wirksamen Impfstoff zurückzuführen war, mit
dessen Hilfe sich die Konjunktur in den nächsten
zwölf Monaten wieder normalisieren könnte. Am
stärksten verbesserte sich der Ausblick im
Vormonatsvergleich bei den Dienstleistern, am
größten war der Optimismus jedoch bei den
Industrieunternehmen.
Die Zuversicht auf wieder bessere Geschäfte stützte
im November auch den Arbeitsmarkt. So wies der
Flash-Index Beschäftigung erstmals seit Februar
wieder einen minimalen Zuwachs aus. Moderat
zugelegt haben die Beschäftigtenzahlen jedoch
einzig und allein im Servicesektor, was die
gestiegenen Geschäftserwartungen widerspiegelte.
In der Industrie verlangsamte sich der Stellenabbau
lediglich und fiel so schwach aus wie zuletzt im Juni
2019.
Infolgedessen wuchs auch der Auftragsbestand in
der Industrie im November wieder spürbar. Da die
unerledigten Aufträge im Servicesektor jedoch mit
beschleunigter Rate sanken, wies der Gesamt-Index
Auftragsbestand eine im Vergleich zu Oktober
verlangsamte Steigerungsrate aus.
Die Verkaufs- bzw. Angebotspreise für Güter und
Dienstleistungen erhöhten sich im November zum
zweiten Mal hintereinander, diesmal allerdings nur
noch minimal, und der Anstieg der Einkaufspreise
schwächte sich ab. Bei näherer Betrachtung stieg
der Inflationsdruck jedoch nur in der Industrie. Hier
wurden die Verkaufspreise so stark erhöht wie seit
Mai 2019 nicht mehr, während auch die Kosten mit
beschleunigter Rate stiegen.
Phil Smith, Associate Director bei IHS Markit und
Autor des Flash-PMI, kommentiert:
„Wie erwartet wirkten sich die neuerlichen
Lockdown-Beschränkungen zur Eindämmung der
Corona-Pandemie negativ auf die deutsche
Wirtschaft aus. Die aktuellen PMI-Vorabschätzungen zeigen, dass der Servicesektor aktuell
wieder so tief in der Krise steckt wie im Mai.
Die Widerstandskraft der Industrie, die vor allem
von den Exportsteigerungen nach Asien profitierte,
bekräftigt uns allerdings in der Annahme, dass ein
möglicher Abschwung im vierten Quartal 2020
deutlich schwächer ausfallen dürfte als im ersten
Halbjahr.
Die positiven Nachrichten um die Entwicklung eines
Corona-Impfstoffs verliehen der Stimmung unter
den deutschen Unternehmen jedenfalls Auftrieb,
von denen viele jetzt auf eine Rückkehr zur
Normalität in den nächsten zwölf Monaten hoffen.
Dies dürfte auch den jüngsten Daten zum
Arbeitsmarkt zu Gute gekommen sein, die zeigen,
dass sich die Lage in der Industrie der
Stabilisierung weiter angenähert hat und die
Beschäftigung im Servicesektor weiter gestiegen
ist.”
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