Kapsch TrafficCom wie erwartet im Halbjahr mit hohem Verlust
54 Mio. Euro Minus beim Periodenergebnis - Belastungen durch
Abschreibungen, Rückstellungen, Coronakrise: Weniger
On-Board-Units, gebremstes Neugeschäft - 2020/21 ein Viertel
weniger Umsatz
Der börsennotierte österreichische
Mautsystemanbieter Kapsch TrafficCom ist im ersten Geschäftshalbjahr
2020/21 stark in die Verlustzone gerutscht. Grund waren hohe
Rückstellungen, Firmenwertabschreibungen und die Effekte der
Covid-19-Pandemie. Operativ sank das EBIT von 8,8 Mio. Euro im Plus
auf 57,8 Mio. Euro ins Minus. Unterm Strich blieben 54,0 Mio. Euro
Nettoverlust, nach 2,3 Mio. Euro Periodengewinn ein Jahr davor. Die
Verluste waren schon im Oktober avisiert worden.
Belastet wurde Kapsch TrafficCom durch 32 Mio. Euro infolge
Anpassung von Projektmargen (vor allem in Nordamerika) und
Drohverlustrückstellungen, 21 Mio. Euro an Firmenwertabschreibungen
und 6 Mio. Euro an negativen Währungseffekten. Die
Verlustrückstellung betraf vor allem Errichtungsprojekte einer
amerikanischen Tochtergesellschaft, die nicht gewinnbringend
abgeschlossen werden können. Zudem machte sich die Coronakrise
bemerkbar: Das Geschäft mit On-Board-Units sank wegen des geringeren
Verkehrsaufkommens um 17,3 Prozent von 6,25 Mio. auf 5,17 Mio.
Stück. Bei Ausschreibungen und Auftragserteilungen gab es vermehrte
Verzögerungen. Außerdem habe die Visibilität beim Neugeschäft
deutlich abgenommen, hieß es am Mittwoch.
Der Umsatz ging im Geschäftshalbjahr um 28 Prozent von 359,2 auf
257,5 Mio. Euro zurück, dabei besonders stark im Mautsegment
(Electronic Toll Collection) mit minus 32 Prozent auf 190,6 (281,2)
Mio. Euro. Für das Gesamtjahr 2020/21 rechnet Kapsch TrafficCom mit
25 Prozent Umsatzrückgang auf 550 Mio. Euro, hieß es im Ausblick.
"Es schmerzt mich, das Unternehmen, das ich mit meinem Team
praktisch von null aufbauen durfte, nach einer stetigen
Aufwärtsentwicklung über die letzten 20 Jahre nun in dieser
Verfassung zu sehen", erklärte CEO Georg Kapsch in einer Aussendung.
Im Gesamtjahr werde das Betriebsergebnis (EBIT) "im höheren
zweistelligen Millionenbereich negativ" sein. Und es solle "keine
Dividende für das Geschäftsjahr 2020/21 ausgeschüttet werden" - das
war schon Anfang Oktober erklärt worden. Zum Stichtag Ende September
beschäftigte Kapsch TrafficCom 4.805 Mitarbeiter, um 3,8 Prozent
weniger als ein Jahr davor (4.997).
Wesentlicher Grund für den Umsatzrückgang waren mittlerweile
beendete Maut-Großprojekte, die davor 64 Mio. Euro zu den Erlösen
beigetragen hatten. Neben dem kundenseitig vorzeitig gekündigten
Mautprojekt in Deutschland betraf dies den ausgelaufenen Mautvertrag
in Tschechien und die abgeschlossene Errichtung des bulgarischen
Mautsystems.
Beim Free Cashflow, der mit -30 Mio. Euro deutlich unter dem
Vorjahresvergleich von -18 Mio. Euro lag, wurde das Minus von -26,6
Mio. Euro auf -3,4 Mio. Euro im zweiten Quartal verringert. Die
Nettoverschuldung lag per 30.9. bei 213 Mio. Euro, nach 176 Mio.
Euro Ende März. Das entsprach einem Verschuldungsgrad von 163
Prozent. Die Eigenkapitalquote lag bei 21 (25) Prozent.
(Schluss) sp/itz
ISIN AT000KAPSCH9
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