Microsoft errichtet erstes Cloud-Rechenzentrum in Österreich
US-Technologieriese will in den nächsten Jahren 1 Mrd. Euro in
Österreich investieren - Cloud Computing soll 29.000
zusätzliche Jobs bringen - 120.000 IT-Schulungen bis 2024
geplant - BILD VIDEO
Der US-Technologiekonzern Microsoft setzt nicht mehr
hauptsächlich auf Software, sondern investiert weltweit massiv in
Cloud Computing. Auch Österreich soll nun seine erste
Cloud-Rechenzentrumsregion bekommen - in den nächsten vier Jahren
will Microsoft hier rund eine Milliarde Euro dafür ausgeben,
kündigte Österreich-Chefin Dorothee Ritz am Dienstag in einer
Pressekonferenz mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und
Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) an.
Österreich werde damit eine von künftig insgesamt 64 solcher
Rechenzentrumsregionen sein, die 140 Länder bedienen, sagte Ritz.
Der Marktforscher IDC habe den gesamtwirtschaftlichen Nutzen eines
solchen Rechenzentrums für die nächsten vier Jahre mit mehr als 2
Mrd. Euro berechnet. "Das ist ein dringend benötigtes
Wirtschaftswachstum und schafft zusätzliche 29.000 Arbeitsplätze in
den nächsten vier Jahren" - nicht nur bei Microsoft selbst, sondern
auch bei Kunden und lokalen Partnerfirmen.
Es werde sich um mehrere Rechenzentren in Ostösterreich handeln,
die sich gegenseitig sichern, erklärte Ritz, die genauen Standorte
könne man jedoch aus Sicherheitsgründen nicht verraten.
Einen speziellen steuerlichen Anreiz für die Investition erhalte
Microsoft nicht, sagte Schramböck. Microsoft stünden aber die
allgemeinen Förderungen zur Verfügung, etwa die Investitionsprämie
von 14 Prozent für digitale Investitionen. Man werde steuerliche
Anreize selbstverständlich auch in Betracht ziehen, sagte Ritz, "die
Entscheidung für eine Rechenzentrumsregion beinhaltet aber über 35
Faktoren, steuerliche Anreize sind nur ein Teil davon". Wichtig
seien auch die Nähe zu Ballungszentren, Fachkräfte in der Region,
Zugang zu Strom und sehr gute Netzwerk-Anbindung, nicht zuletzt aber
auch der Bedarf von Kunden.
Es handle sich um die bei weitem größte Investition, die
Microsoft je in Österreich gemacht habe, sagte Microsoft-Präsident
Brad Smith in einer eingespielten Video-Botschaft. Smith ist bei
Microsoft Rechtsvorstand und die Nummer zwei hinter CEO Satya
Nadella. Der Nutzen für Österreich sei beträchtlich, sagte Smith.
Das würden die Konsumenten, Unternehmen und der öffentliche Sektor
unmittelbar bei der größeren Geschwindigkeit bemerken, aber es
würden auch die Kosten sinken und die Sicherheit erhöht. "Wir geben
mehr als eine Milliarde Dollar pro Jahr aus, um unsere
Sicherheitstechnologie ständig zu verbessern. Wir haben mehr als
3.000 Sicherheitsspezialisten, die für uns arbeiten."
Das Rechenzentrum in Österreich bedeute, dass die Daten direkt in
Österreich verarbeitet werden, "unter der Governance und Kontrolle
der EU-Datenschutzgrundverordnung", betonte Ritz. Die DSGVO gelte
bei Microsoft weltweit. "Jede Anforderung an Herausgabe bedarf einer
rechtlichen Grundlage, das heißt, ein Gerichtsbeschluss. Microsoft
hat in der Vergangenheit auch schon mehrfach erfolgreich zum
Beispiel gegen die US-Regierung geklagt gegen die Herausgabe von
Daten." Die Erste Group und die BAWAG, die als Banken besonders hohe
Sicherheitsanforderungen haben, hätten bereits bekannt gegeben, dass
sie das neue Microsoft-Rechenzentrum nutzen werden.
"Unser erklärtes Ziel ist es, eines der besten Länder Europas im
Bereich der Digitalisierung zu sein", sagte Kurz, "weil wir wissen,
dass unsere Wirtschaft, unsere Industrie nur wettbewerbsfähig
bleiben kann, wenn wir in diesem Bereich besonders gut aufgestellt
sind."
Laut IDC gehört Österreich nicht zu den Vorreitern, wenn es um
den Einsatz neuer Technologien geht. Allerdings führe die
Coronakrise neben den zahlreichen negativen Folgen auch zu einer
stärkeren Nachfrage nach Plattformen für eLearning bzw.
Fernunterricht für Schulen. Außerdem arbeite fast die Hälfte der
Arbeitnehmer inzwischen auch von Zuhause. Auch die von Corona
besonders schwer getroffene Tourismusbranche sei auf der Suche nach
Innovationen: So würden etwa Museen technisch aufrüsten um virtuelle
Führungen durch ihre Ausstellungen anbieten zu können.
Gemeinsam mit dem für Digitalisierung zuständigen
Wirtschaftsministerium wurde am Dienstag auch die Einrichtung eines
"Center of Digital Excellence" angekündigt, um die IT-Infrastruktur
und den IT-Einsatz im öffentlichen Dienst zu modernisieren. Dazu
soll unter anderem ein zweijähriges Trainingsprogramm für
Angestellte im öffentlichen Dienst eingerichtet werden. Insgesamt
sollen auch in Zusammenarbeit mit dem AMS bis 2024 rund 120.000
Menschen in Österreich IT-Schulungen bekommen.
Als Teil des Centers will das Wirtschaftsministerium gemeinsam
mit Microsoft ein Cybersecurity-Netzwerk einrichten, zu dem u.a.
Universitäten, Wirtschaftskammern, Vertreter der Industrie und
Datenschutzorganisationen gehören. Ziel ist es, die
IT-Sicherheitserfordernisse für Cloud-Computing zu definieren.
(Schluss) ivn/cri
ISIN US5949181045
WEB http://www.microsoft.com