Konjunktur
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Datum/Zeit: 06.09.2020 11:31 Quelle: Konjunktur - Presseaussendung |
Deutschland: Wachstum im Dienstleistungssektor verlangsamt sich im August
Eine kontinuierliche Verbesserung der Binnennachfrage sorgte
im August dafür, dass sich der deutsche Servicesektor weiter von
seiner beispiellosen, Pandemie-bedingten Talfahrt erholen konnte.
Allerdings schwächte sich die Wachstumsrate im Umfragemonat
nach dem starken Plus im Juli ab und viele Unternehmer berichteten
von einem bloß geringfügigen Beschäftigungsanstieg.
Der finale und saisonbereinigte IHS Markit Service-Index Geschäftstätigkeit notierte mit 52,5 Punkten im August den zweiten Monat in
Folge über der neutralen Wachstumsmarke von 50,0 Punkten. Er
rutschte jedoch vom 13-Monatshoch im Juli (55,6 Punkte) ab und
hat damit im Vormonatsvergleich an Dynamik verloren.
Die aktuellen Auswertungen deuten auf ein verlangsamtes Wachstum bei Hotels & Gaststätten sowie den Sonstigen Dienstleistungen
hin, nachdem diese Teilsektoren zuletzt noch deutliche Zuwächse
verbuchen konnten. Zudem verzeichneten Anbieter im Bereich
Vermietung & Unternehmensnahe Dienstleistungen ein erneutes,
wenngleich kleines Minus.
Viele Firmen, bei denen die Geschäftstätigkeit im Umfragemonat
angezogen hat, gaben an, dass zuvor verschobene Projekte jetzt
wieder aufgegriffen wurden und ihre Kundenzahlen gestiegen seien.
So verbesserte sich der Auftragseingang weiter und die Zahl der
Neuaufträge stieg moderat, obgleich leicht gemindert im Vergleich
zu Juli, an. Der Hauptimpuls kam hier weiterhin vom Binnenmarkt.
Demgegenüber signalisieren die Daten einen kräftigen und beschleunigten Rückgang bei der Exportorder. Ursächlich waren laut
Umfrageteilnehmern die Reisebeschränkungen und die erhöhte
Verunsicherung seitens der internationalen Kundschaft.
Der Arbeitsaufwand stieg im Umfragemonat zwar an, reichte
aber dennoch insgesamt nicht aus, um in irgendeiner Form
Kapazitätsdruck auszulösen. Laut einigen Serviceanbietern wurden
auch im August bereits vorhandene Projekte abgearbeitet. Bei
etwaigen Neueinstellungen ließ man Vorsicht walten, weswegen die
Beschäftigung nur minimal und geringer als noch im Juli zunahm.
Hauptsächlich wurden in den Branchen, die während des zweiten
Quartals auf dem Höhepunkt des Lockdowns massiv Stellen hatten
streichen müssen (Hotels & Gaststätten sowie Anbieter Sonstiger
Dienstleistungen), neue Mitarbeiter rekrutiert.
Nicht förderlich für die Lage auf dem Arbeitsmarkt war die weniger
optimistische Einstellung der Serviceunternehmer im Hinblick
auf die Zukunft. Obgleich sich die Erwartungshaltung im positiven
Bereich hielt, gehen viele Befragte im Allgemeinen davon aus, dass
sich die Geschäftsbedingungen langsam aber sicher wieder normalisieren werden. Dennoch sank die Zuversicht erstmals seit fünf
Monaten wieder und viele Teilnehmer äußerten ihre Verunsicherung
darüber, in welche Richtung sich die Pandemie künftig entwickeln
wird.
Die im Durchschnitt von den Dienstleistern erhobenen Verkaufspreise nahmen den sechsten aufeinanderfolgenden Monat ab.
Allerdings hat sich die Rückgangsrate hier seit Mai abgeschwächt
und ist jetzt nur noch marginal. Viele Anbieter verzeichneten derweil
den steilsten Kostenanstieg seit Februar und führten dies auf
verteuerte Lebensmittel- und Immobilienpreise sowie gestiegene
Mieten zurück.
Phil Smith, Associate Director bei IHS Markit,
kommentiert die aktuellen PMI Daten:
"In puncto Erholung von den durch das Virus verursachten
Rekordverlusten, deuten die jüngsten Auswertungen darauf
hin, dass das Wachstum im Servicesektor im August an
Schwung eingebüßt hat und gemäßigter ausfiel, als noch
im Juli. In den verbrauchernahen Branchen hat der erste
Aufwärtsschub nach dem Ende des Lockdowns bereits etwas
nachgelassen und auch die Untersektoren, die weniger
stark von den Eindämmungsmaßnahmen betroffen waren,
konnten weiterhin kaum Boden gut machen.
Die Nachfrage scheint zwar zuzunehmen, allerdings
zeigen die Daten, dass es hier im Umfragemonat nur
eine leichte Verbesserung gab, die vornehmlich vom
Binnenmarkt getragen wurde, der wiederum selbst
aufgrund Pandemie-bedingter Jobverluste schwächelt.
Dennoch, Neueinstellungen bei den Dienstleistern,
weniger Entlassungen im verarbeitenden Gewerbe und die
Verlängerung des Kurzarbeitergeldes in Deutschland bis zum
Jahresende 2021 sind allesamt Anzeichen dafür, dass es an
der Beschäftigungsfront allmählich bergauf gehen könnte."
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