UNIQA bei AXA-Übernahmen in CEE und neuer Strategie 3.0 im Plan
Ab 2021 durch den Merger 80 Mio. Euro zusätzliches
EGT-Potenzial - CEO: Haben Covid versicherungstechnisch
verdaut, falls kein zweiter Lockdown kommt -
Börse-Unsicherheiten bleiben - GRAFIK
Trotz der Herausforderungen durch die Coronakrise
ist der UNIQA-Versicherungskonzern beim Closing für die Übernahme
des AXA-Geschäfts in drei CEE-Staaten und mit der Fertigstellung der
neuen Strategie 3.0 im Plan. Für beides ist weiterhin das vierte
Quartal vorgesehen, sagte UNIQA-Chef Andreas Brandstetter im
Gespräch mit der APA.
Das Closing des AXA-Zukaufs in Polen, Tschechien und der Slowakei
für eine Milliarde Euro, teils finanziert durch bereits begebene
Bonds in Höhe von 800 Mio. Euro, könnte im Oktober oder November
erfolgen, so Brandstetter. Damit könnte der Merger heuer noch im
Schlussquartal in die Bücher kommen - erstmals für ein ganzes Jahr
dann 2021. Ab 2021 gebe es durch die Großakquisition laufend ein
jährliches EGT-Potenzial von rund 80 Mio. Euro. Heuer im ersten
Halbjahr erzielte UNIQA selbst ein EGT von 55,4 Mio. Euro, dabei 69
Mio. allein im zweiten Quartal nach -14 Mio. bis März. Im Gesamtjahr
2020 könnte das EGT wegen Corona und UNIQA 3.0 negativ sein, hieß es
am Donnerstag.
Die neue Konzernstrategie 3.0 werde wahrscheinlich Ende November
oder Anfang Dezember präsentiert, sagte Brandstetter. Vieles, was
darin schon vorgesehen gewesen sei, erweise sich im Lichte der
Coronakrise als richtig. Das betreffe die regionale Aufstellung, die
Investitionen in die Digitalisierung, die schon davor am Radar
gewesene Reduzierung der Kostenbasis und das Ziel,
Gesundheitsprodukte zu forcieren. "Wir werden sicher einen starken
Fokus auf die Kosten legen", so der CEO. Inwiefern sich das in Sach-
oder Personalkosten niederschlage, sei jetzt noch nicht zu sagen.
Nach den Verlusten durch die Coronakrise zu Jahresbeginn hat der
Konzern im zweiten Quartal deutlich bessere Ergebnisse erzielt.
Unterm Strich blieben im Halbjahr 40,5 Mio. Euro Nettogewinn, 62
Prozent weniger als ein Jahr davor. Dennoch habe man die Combined
Ratio - Schäden und Kosten gemessen an den Einnahmen - im
Jahresabstand von 97,3 auf 96,7 Prozent gesenkt.
Das EGT von positiven 69 Mio. Euro im zweiten Quartal sei
angesichts der negativen Entwicklung an den Kapitalmärkten und
anderer Belastungen durch Covid-19 "sehr zufriedenstellend", betonte
Brandstetter. Mit den 69 Mio. lag das EGT besser als von den von der
APA befragten Analysten erwartet, die im Schnitt mit 54 Mio. Euro
gerechnet hatten.
Eine seriöse Prognose fürs Gesamtjahr 2020 sei wegen der
covidbezogenen Unsicherheiten derzeit weiterhin nicht möglich,
betonte die UNIQA. Möglicherweise könne das EGT heuer aber negativ
sein - aufgrund der Covid-Unsicherheiten und der laufenden
Entwicklung des neuen Strategieprogramms "UNIQA 3.0". Man traue sich
noch nicht zu, alle nur möglichen Corona-Auswirkungen zu
prognostizieren, so Brandstetter, etwa was die
Kapitalmarkt-Volatilitäten betreffe.
Wie bereits im April erklärt, soll für das Geschäftsjahr 2020
keine Dividende ausgeschüttet werden. Auch würden die Bonuszahlungen
für den Vorstand für das Geschäftsjahr 2020 entfallen.
Die verrechneten Prämieneinnahmen (samt Sparanteilen aus Fonds-
und Indexpolizzen) wuchsen im Halbjahr um 0,5 Prozent auf 2,83 Mrd.
Euro. Dabei stiegen die laufenden Prämien um 0,9 Prozent auf 2,78
Mrd. Euro, die Einmalprämien in Leben schrumpften dagegen
strategiegemäß weiter um 22 Prozent auf 43,0 Mio. Euro. Die
abgegrenzten Prämien im Eigenbehalt (laut IFRS) stiegen um 0,6
Prozent auf 2,44 Mrd. Euro. Die Versicherungsleistungen sanken um
0,9 Prozent auf 1,84 Mrd. Euro.
Das versicherungstechnische Ergebnis erhöhte sich aufgrund einer
verbesserten S/U-Schadenquote um 75 Prozent auf 37,8 Mio. Euro. -
auch weil es heuer Unwetterschäden im Umfang von nur rund 30 Mio.
Euro gegeben habe, nach 41 Mio. Euro bis Juni 2019. Der Rest des
Jahres sei natürlich noch nicht zu beziffern, aber im Juli/August
sei man nicht flächendeckend durch Unwetter betroffen gewesen.
Den Covid-Impact habe man für heuer "versicherungstechnisch
verdaut", falls kein zweiter Lockdown kommt, so Brandstetter. Nach
37,5 Mio. Euro Covid-Rückstellungen im ersten Quartal stehe man hier
nun nach dem Halbjahr bei 90 Mio. Euro, die man rückgestellt habe,
so der CEO. Das Volumen beziehe sich vor allem auf Seuchen- und
Betriebsunterbrechung, zudem auf Berufsunterbrechungen bei
Freiberuflern wie Ärzten und Apothekern sowie auf den Bereich
Veranstaltungs-Absagen.
Auch positive Covid-Effekte gebe es: 35 bis 40 Mio. Euro erwarte
man sich heuer, etwa weil die Mobilität im März und April viel
geringer gewesen sei und es weniger Kostenbelastungen durch
Operationen gegeben habe - die UNIQA ist der führende
Privatkrankenversicherer.
Am stärksten legte die UNIQA bis Juni in der Krankensparte - hier
stiegen die verrechneten Prämien im Halbjahr um 3,1 Prozent auf 585
Mio. Euro. In Schaden/Unfall wuchsen sie um 2,0 Prozent auf 1,56
Mrd. Euro. In der Sparte Leben sanken sie um 4,9 Prozent auf 577
Mio. Euro; Gründe seien geringere Nachfrage durch die Niedrigzinsen
und die geplante Einmalerlags-Reduktion. Eine wesentlich höhere
Nachfrage spüre man bei Risikoversicherungen, so Brandstetter: "Der
Trend geht von Anspar- zu Ablebensprodukten." Allein im Juli habe
man 50 Prozent mehr Ablebenspolizzen abgeschlossen: "Die
Lebensversicherung hat Zukunft." Der Schwerpunkt verlagere sich mehr
in Richtung Biometrie.
Die gesamten Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb (ohne
Rückversicherungsprovisionen) stiegen um 2,5 Prozent auf 714 Mio.
Euro. Die Erhöhung der Gesamtkosten resultiere im Wesentlichen aus
Investitionen in Digitalisierung, ein neues IT-Kernsystem und
Content-Managementsystem. Mit derartigen Kostenbelastungen müsse man
auch in den nächsten Jahren rechnen, so Brandstetter. Die
Gesamtkostenquote erhöhte sich (inkl. erhaltene RV-Provisionen) bis
Juni von 27,0 auf 27,6 Prozent.
Das Kapitalanlageergebnis sank im Halbjahr spürbar um 29 Prozent
von 303 Mio. auf 215 Mio. Euro. Davon resultieren dem CEO zufolge 36
Mio. Euro aus covidbedingten Wertminderungen bei Aktien und
festverzinslichen Papieren - außerdem habe die UNIQA voriges Jahr
bis Juni 45 Mio. Euro außerordentlich durch Immobilienverkäufe
erzielt, heuer habe es in Österreich keine solchen Verkäufe gegeben.
Damit ließen sich schon 80 Mio. Euro von den knapp 90 Mio. Euro
Rückgang erklären.
Wegen des geringeren Kapitalanlageergebnisses sank das operative
Ergebnis um 48 Prozent auf 85,4 Mio. Euro. Der Kapitalanlagebestand
wuchs gegenüber Ende 2019 von 20,63 Mrd. auf 20,66 Mrd. Euro.
Mit der Solvabilitätsquote von derzeit 204 Prozent sieht sich die
UNIQA gut aufgestellt - laut einem FMA-Vergleich fürs erste Quartal
lagen 54 Prozent der heimischen Versicherer über 200 Prozent. Durch
die AXA-Integration werde die Quote jedoch um circa 30 Prozentpunkte
auf 170 bis 175 Prozent fallen, so der CEO. Das liege dann in der
Mitte des seit 2013 definierten Ziels von 155 bis 190 Prozent.
Der durchschnittliche Mitarbeiterstand der UNIQA Group erhöhte
sich im Halbjahr auf 12.777 (12.731). In der Administration in
Österreich haben wegen Covid-19 zuletzt nur 13 Prozent der
Beschäftigten wieder physisch in den Büros gearbeitet - "wir sind da
sehr vorsichtig", so der CEO: "Die Reisewarnungen und steigende
Infektionszahlen geben uns recht." Man gehe mit dem Thema sorgsam
um, möglicherweise werde der Büro-Anteil im September aber auf 25
Prozent angehoben.
( 0957-20, Format 88 x 80 mm)
(Schluss) sp/cri
ISIN AT0000821103
WEB http://www.uniqagroup.com